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Fieser Friese gelöscht_238890 „ So viel Unsinn auf einem Haufen liest man selten. Ich bin in der BRD...“
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Moin hatterchen,

ich glaube beim besten Willen nicht, dass man die Gegenwart 1:1 mit "damals" vergleichen kann. Es wurde in diesem Threat schon angesprochen: Damals war es dem ungelernten, einfachen Malocher am Band möglich, durch seine Überstunden den Traum vom eigenen Häuschen oder dem ersten eignen neuen Auto selbst zu verwirklichen. Wie es ebenso möglich war, sich als Arbeiter durch Fleiß und Engagement "hochzuarbeiten". Ich kenne genug einfache Malocher, die so ihren eigenen Aufstieg geschafft haben, bis hin zur Führungsebene.

Heute sieht es dagegen so aus, dass viele gelernte Facharbeiter für kleines Geld Überstunden machen müssen, um ihrer Familie den halbwegs normalen Lebensstandard ermöglichen zu können; um nicht abzurutschen.

Zweiter Bildungsweg? Schwer bis fast unmöglich ohne finanzielle Reserven im Hintergrund. Durch einen jungen Kollegen, der deshalb noch Zuhause lebt, weiß ich: Die Ausbildung zum Industriemeister kostet rund 200,- Euro netto im Monat, ohne Lehrmittel und dergleichen. Dazu noch dreimal die Woche Fahrkosten und man weiß, was an Kosten auf einen Meisterschüler zukommt. Wie soll das z.B. eine junge Friseurin aufbringen?

Auch ich hatte die Möglichkeiten den zweiten Bildungswegs nutzen können, ohne fremde Hilfe. 5 Jahre Abendschule und etliche Zertifikate später (u.a. Fachhochschulreife) durfte ich dann erkennen, dass es keine Sau interessiert hat, welche Kosten und Entbehrungen man in dieser Zeit auf sich genommen hat. Dass es niemanden auch nur die Bohne interessiert, dass man Durchhaltevermögen und Interesse gezeigt hat. Man ist nur eine Zahl auf dem Papier, sonst nichts. Ein besseres Werkzeug.

Nachdem man dann mit knapp 30 alles durchgestanden hat, hört man bei den Personalgesprächen, dass man doch lieber jemanden hätte, der jünger sei und mehr Berufserfahrung für weniger Geld einbringen könne. Ich bekomme jedes Mal die Krätze, wenn ich in den Medien mitbekomme, dass angeblich ein Fachkräftemangel herrscht. Die ganze Problematik ist hausgemacht, da beißt die Maus keinen Faden ab.

Ich kenne genug Mitarbeiter und Kollegen, welche ebenfalls den zweiten Bildungsweg durchlaufen haben und aus dem Stand jede Führungsaufgabe übernehmen könnten, da sie den Betriebsablauf von der Pike auf kennen. Im Betrieb, respektive in der Betriebsführung, interessiert das keinen Menschen. Angeblich herrscht ja Fachkräftemangel. Selten so gelacht...

Inzwischen sind mächtig viele Jahre ins Land gegangen und mir ist es relativ egal, was passieren wird. Ich sehe Licht am Ende des Tunnels und weiß, dass ich in ein paar Jahren mit dem ganzen Rotz fertig bin und nach Hause gehen werde. Doch für die jungen Leute als unser aller Zukunft tut es mir verdammt leid. Zukunftsaussichten nahe Null, Tendenz weiter fallend.

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