Off Topic 20.300 Themen, 225.402 Beiträge

Sicher ein sehenswerter Beitrag vor dem Hintergrund...

fakiauso / 71 Antworten / Flachansicht Nickles

...der aktuellen Flüchtlingsdebatte:

Dunkles Deutschland

Heute Abend 22:45 Uhr im Ersten.

Lesenswert dazu auch dieser Beitrag auf Telepolis:

http://www.heise.de/tp/artikel/46/46233/1.html

"Anyone who believes exponential growth can go on forever in a finite world is either a madman or an idiot (or an economist)" - Hellsongs
bei Antwort benachrichtigen
und dazu ergänzend: ... jueki
Was sagte ich hier: ... jueki
Gut so. Jürgen jueki
fakiauso REPI „@fakiauso und shrek3 Hallo ihr Beiden. Ich verfolge die Diskussion ...“
Optionen
Das Hauptproblem ist doch, dass die gegenwärtig vorherrschende Gesellschaftsordnung der Kapitalismus ist.


Ja.

Und jetzt versuche ich es kurz zu machen:

Ursache ist das in diesem System angelegte Jeder gegen Jeden und dabei immer auf den Schwächeren. Und die sich dagegen äussern und handeln, werden als Gutmenschen, Illusionisten und Schlimmeres bezeichnet/diffamiert. Hätte ein Jesus, Gandhi, Mandela sich davon kleinreden lassen sollen oder gar für schämen? Und in einem hast Du Recht, durch die Zeit meines bisherigen Lebens hatte ich schon immer diese Schwäche, noch Schwächeren zu helfen, ohne den Ausgang zu bedenken.

Religion ist Opium fürs Volk wurde mal gesagt und so kommen mir weite Kreis der _____ geprägten Gesellschaft auch vor, als wenn diese unter dem Einfluss einer Droge ihren gesunden Menschenverstand eingebüßt haben. Anders kann man sich den Hass und die Gewalt, der in vielen ____ und sonstig ___ geprägten Ländern gegen Andersdenkende wie auch gegen ihre eigenen Landleute  herrscht nicht erklären.


Jetzt darfst Du den unterstrichenen Teil durch Begriffe Deiner Wahl ersetzen und von mir aus Bewegungen wie PEGIDA als eine Art Religionsersatz oder Ersatzreligion annehmen. Merkst Du was? Da passt dann das Umschlagen von Quantitäten in Qualitäten ebenfalls, wobei Qualität für diesen Mummenschanz viel zu positivierend und verharmlosend ist. NoGoAreas heissen woanders national befreite Zonen?

Wären es nicht die Flüchtlinge, wären es halt die "Ausländer" an sich, die "Lügenpresse", Politiker oder was weiss ich, der Saftladen könnte auch Querfront oder sonstwie heissen, das Kind dahinter ist dasselbe und ein eher wehrloser Blitzableiter findet sich immer.
Bewegungen, die sich mit Ikonen wie Wilders schmücken, von Neonazis organisiert werden und diese offensichtlich dort auflaufen, nicht um tatsächlich zu protestieren, sondern um im Schutz der anonymen Masse ihre Akzeptanz zu erhöhen, sind rechtspopulistisch bis rechtsextrem. Zu sehen ist das auch daran, dass es während der Veranstaltungen und in deren Umfeld immer häufiger zu Übergriffen auf Polizei, Helfer, Presse usw. kommt. Auch da kann noch so oft geredet werden, das es damit nichts zu tun hat und es verurteilt, die Zusammenhänge mit deren Aufkommen und der Zunahme von Straftaten in deren Windschatten sind offensichtlich. Dieses Gewaltpotential wird jedoch billigend in Kauf genommen, jedenfalls ist in den einschlägigen Kreisen der Shitstorm bis jetzt ausgeblieben, wenn wiedermal ein Heim gebrannt hat, stattdessen gibt es jede Menge Likes inklusive der passenden Kommentare. Dabei hat das Gewöhnen durch Wiederholen durchaus System. Wer das nicht sieht oder sehen will, bescheisst sich und/oder Andere.
Dann gehört dazu, sich z.B. von o.a. abzugrenzen, statt dort nur das Ventil für seinen wie auch immer begründeten Frust zu suchen und den Wasserträger der Rechten zu geben.
Wenn diese sich dann bei Kritik selber in die Opferrolle setzen und als diskriminiert bezeichnen, ist das angesichts der Tatsachen Euphemismus pur, genau wie der Name PEGIDA an sich. Wo dann mehr oder weniger (Nach)Denken eine Rolle spielt, lasse ich im Raum stehen, diese Erkenntnis darf jeder selbst machen.

Religion eher als OT:

Eine Religion an sich ist nie gut oder schlecht, sondern sie wird immer interpretiert. Fanatiker gab und gibt es dabei immer und in allen Religionen. Selbst das Christentum ist bis heute nicht geheilt davon. Dann mögen die Mehrzahl der Ankommenden Muslime sein, aber auch da gibt es christliche Minderheiten, die Yesiden, Atheisten uswusf. Der wahre Fluchtgrund ist Krieg und den hat zum Hauptteil ausgerechnet die grösste Demokratie der Welt in diese Gegenden getragen, statt auf Konsens zu achten. Für mich ist angesichts der Verarsche des Orients durch die westliche Welt seit Anbeginn erstaunlich, dass es trotz allem noch so friedlich ist. Glaubensbrüder in Arabien zieht auch nicht, weil z.B. ausgerechnet die Saudis und Co. Sunniten/Wahabiten sind und wie im Irak oder Syrien die Schia ausgeprägter ist, von Strömungen wie den Ismaeliten und dergleichen ganz zu schweigen. Dieser Konflikt hat aber in den Zeiten der "Diktatoren" Hussein oder Assad relativ gut funktioniert, weil entgegen der westlichen Sicht viele Staaten säkularer waren, als wir bis heute wahrhaben wollen. Selbst das angeblich so rückständige Afghanistan hat schon bessere Zeiten gesehen als vor den Besatzungen. Das gilt übrigens für viele Gegenden, aus denen die Flüchtlinge kommen, denn die waren und sind trotz islamischer Prägung oft zivilisierter als die Bilder, die wir im Kopf haben davon.

http://www.pbase.com/qleap/afghan

Wirtschaft und die ganzen angeführten Punkte:

Ein Fakt ist, dass Kohle genug da ist, nur systembedingt beschissen verteilt und die auf den Bergen hocken, geben nichts ab - siehe die Diskussion um den Spitzensteuersatz. Das wäre aber auch ohne die Flüchtlinge nicht anders, siehe HartzIV. Solche durchaus realisierbaren Modelle wie das des bedingungslosen Grundeinkommens wagt man da gar nicht zu thematisieren.
Das im Schlepptau solcher Situationen immer die Glaskugelputzer der "Wirtschaft" wie Herr Sinn auftauchen, ist ebenfalls normal. Gewundert hätte mich, wenn es nicht so wäre. Der hat auch beim Euro schon herumgekräht und solche Sprachrohre der Neoliberalen nutzen jede noch so dämliche Möglichkeit, wenn es darum geht, eigene Pfründe zu sichern und die Allgemeinheit zu schröpfen. Der Mindestlohn war u.a. auch diesem Mann schon immer ein Dorn im Auge und versuchen kann man es ja wieder, genau wie bei der Tarifeinheit und anderen Dingen, welche Rechte von Arbeitern beschneiden helfen. Auch dazu sind die Flüchtlinge zwar ein schöner vorwand, als Grund hätte es deren nicht bedurft, sondern dann wäre es eben etwas Anderes gewesen.
Die finanzielle Situation in Ländern wie Jordanien ist noch viel prekärer, obwohl diese deutlich mehr an Flüchtlingen aufnehmen, das wird als Argument beiseite geschoben. Viele sind jedenfalls materiell nicht gefährdet, die sich darauf berufen, sondern das sind eben die Suggestivängste, auf deren Klaviatur das Orchester "Stramm rechts" spielt.
Die ganzen Sachen wie Gewalt, Straftaten usw. sind noch jedesmal bemüht worden, wenn sich Situationen wie die derzeitige ergaben. Das war nach der Wende, als Rumänen, Russlanddeutsche, Jugoslawen, Roma, Sinti uswusf. hier ankamen. Am Ende hat sich das alles mehr oder weniger egalisiert und das Neue ist lediglich die Dimension.
Wer hier mit den Stammtischparolen von Fratzenbuch argumentiert, die sich in den häufigsten Fällen und bei direkter Nachfrage nach Was, Wann, Wo und Wer eben doch nur als Gerücht entpuppen, macht sich nicht glaubwürdiger. So habe ich nie bestritten, dass es Probleme gibt. Die haben aber ihre Ursachen. Nimm eine grosse Familienfeier, bei der die Verwandschaft einige Tage auf beengtem Raum klarkommen muss - wie lange geht das konfliktfrei gut? Das überträgst Du auf die Situation in den Aufnahmeeinrichtungen und dann sind die Ursachen zum Grossteil nachzuvollziehen.

Die Metapher vom Heiligen Martin ist eben eine Metapher und kann vielfältig ausgelegt werden. Ob er seinen Mantel auch mit 10 Bedürftigen geteilt hätte, weiss man nicht. Im tieferen Sinne glaube ich an ein ja - sicher. Das "es reicht nicht für alle" ist das bis heute ungelöste philosophische Problem, ob es richtig oder falsch ist, bei einem Konflikt 1000 oder 10 Menschen zu töten, damit 1000 weiterleben. Leben ist nicht zu quantifizieren, denn jeder hat nur eines und daher kann man da nur fehl gehen, egal wie man es anstellt.

Gerade die Flüchtlinge zeigen an, dass die globalisierte Welt schon längst Realität ist, nur eben leider anders, als es vielleicht wünschenswert wäre. Wer sich als Antwort darauf in einen Nationalismus zurückzieht, um sich darüber selbst zu erhöhen, tut mir eigentlich bloss leid. Anscheinend ist aber in einem direkten Verbund mit dumpfen Rassismus kein anderes Land wie Deutschland so extrem anfällig dafür und dabei entscheidet man über seine Nationalität noch nicht einmal selbst, sondern lediglich die Gnade der Geburt.
Egal ob wir die Grenzen dichtmachen, uns auf Dublin berufen oder das Einwandern als illegal bezeichnen, sie werden weiter kommen. Daran ändern auch so schöne Willkommensszenen mit "Haut ab!" und Schlimmeren als Begrüssung nichts. Wer sich von Nahost oder Nordafrika einmal aufmacht, dreht nicht mehr um.

Ich lasse das jetzt an dieser Stelle bewenden. Ich denke, die getroffenen Aussagen der Beteiligten hier sprechen für sich, wer hier was und wie im Sinne hat und da ist für mich bei Einigen leider keine Diskussionsgrundlage gegeben.

"Anyone who believes exponential growth can go on forever in a finite world is either a madman or an idiot (or an economist)" - Hellsongs
bei Antwort benachrichtigen