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gelöscht_325733 mawe2 „Wenn ich es als Verbraucher z.B. gut und richtig finde, eine klassische Glühlampe zu kaufen, die nie kaputt geht, hat die ...“
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OK, mal ganz ohne Ironie:

Die Industrie hat schnell verschleißende Glühbirnen gebaut. Sie wird auch schnell verschleißende LED-Lampen bauen. Abgesehen davon, dass die Herstellung von Halbleitern aller Art (also auch LEDs)  die Umwelt nicht so ungeschoren lässt, wie Fortschrittsgläubige das gerne hätten.

Aber selbst wenn LEDs auf Bäumen wachsen würden, gäbe es sicher genug Gutmenschen, die sich über ausufernde LED-Baum-Plantagen aufregen würden.

Man sieht: Ohne Eingriffe ins System geht es nicht. Wir wollen Licht - also müssen wir die Umwelt schröpfen. Das gilt nicht nur für Licht, sondern auch für Smartphones, Laptops, Klamotten, Autos, und leider auch für Essen und Trinken. Der wirklich mündige Verbraucher, der seine Konsum-Minimierung konsequent zu Ende bringen wollte, müsste also das Leben eines mittelalterlichen Kapuziner-Mönchs führen.

Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen: Es gibt kein Zurück. Es gibt vielleicht eine gewisse Verlangsamung vom "Vorwärts", aber nur, wenn...?

Und da sind wir beim mündigen Verbraucher, der Industrie und der Politik.

Der Verbraucher als anonyme Masse kauft generell nur das Billigste. Der Homo Oeconomicus steckt in jedem von uns. Außerdem hat uns die Werbung beigebracht, dass Geiz geil ist und man nicht blöd sein soll. Leben heißt auch, sich selbst zu belohnen. Je mehr (und je öfter) man sich selbst belohnen kann, um so besser lebt man (subjektiv, aus eigener Sicht). Wenn es gelingt, diesen Mechanismus auf den Konsum umzubiegen... Dann hat man das, was man heute hat. So einfach ist das mit dem Verbraucher.

Also muss am Ende die Politik ran, und die vermasselt es gründlich, weil nahezu unendliche Ressourcen an Mitteln zur Verfügung stehen, um das zu tun, was richtig ist, allerdings viel zu spät und mit viel zu vielen Kompromissen.

So leider auch bei der Glühbirne: Anstatt die Dinger einfach EU-weit zu besteuern, so dass sich nur noch Reiche ein historisches Leuchtmittel leisten können (oh je - ist das verfassungskonform?), wird hin- und her gerudert, sich verbogen, auf Lobbyisten Rücksicht genommen, Bedenkenträger dürfen tonnenweise Ohren abkauen, und am Ende kommt so ein "Verbot". Das hätte man schneller und billiger haben können, so wie alles, was durch die bürokratischen Instanzen geht.

Von einem Verbot kann sowieso keine Rede sein: Die Dinger werden nicht mehr hergestellt, betreiben und verkaufen kann man sie immer noch. Wer experimentierfreudig ist, kann auch jetzt noch neu produzierte 100-Watt-Birnen in China kaufen, wenn sie gut verpackt sind, überstehen sie auch den Transport. Und die Restposten im Handel sollen erheblich sein.

Generell haben wir ein Problem mit Konsumgütern: Die geplante Obsoleszenz ist ein indirektes Ergebnis der Weltwirtschaftskrise von 1929, und die bescherte uns auch noch ganz andere Dinge. Konsum als Allheilmittel gegen Risiken und Nebenwirkungen von Weltwirtschaftskrisen wurde seit den 50er Jahren eifrig postuliert, und spätestens in den 70er Jahren, als die Japaner weltweit erfolgreich wurden, war klar, wohin die Reise geht. Der rasante technische Fortschritt macht es auch nicht besser: Reparieren ist schon lange teurer als neu kaufen, sofern man überhaupt noch reparieren kann.

Man sieht also: Es ist nicht so einfach, sich dem Problem zu nähern. Es hat viele Ursachen und viele Wirkungen. Das Dümmste, was man tun kann ist allerdings, sich auf Bürokraten zu verlassen. Bürokratie, Wirtschaft, "die drei Gewalten", und am Ende auch der Verbraucher - alle haben das System so geformt, wie es heute ist. Zu glauben, dass ein Teil des Systems das ganze System reformieren oder zum Besseren ändern kann, wird uns nur noch mehr ins Elend führen. Na ja, nicht uns, nicht hier in Deutschland, der Rest der Welt wird uns gerne unsere Probleme abnehmen... z.B. die Leute in Agbogbloshie.

Und noch eine Provokation zum Schluss:

Ich kann und werde eine EU nicht ernst nehmen können, die Glühbirnen verbieten will, aber bei Druckerpatronen (oder Akkus) nichts tut.

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