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Was für ein Vergleich: "Windows - Contra - Linux"

Acader / 157 Antworten / Flachansicht Nickles

Hallo Linuxer,

am gestrigen Tage bekam ich durch einen Bekannten den folgenden Artikel ----> klick zu lesen und wurde um meine Meinung dazu gebeten.

Meine Antwort darauf war:

Dieser Artikel ist Ausdruck eines frustrierten Windows-User welcher aufgrund mangelnder Linux-Kenntnisse mit der Materie in den jeweiligen Distributionen nicht zurecht kommt. Sein Windows-Denken was er nicht verdrängen kann, gibt dazu noch die nötige Würze. Das dann viele seiner Aussagen einfach unwahr sind, ist zwangsläufig die Folge. Nach vier Monaten Linux-Beschäftigung eine zum Teil derartige Fehleinschätzung abzugegen, zeigt das er offentsichtlich nicht erkannt hat worauf es unter Linux besonders darauf ankommt. Linux ist nun mal nicht Windows Solche Leute sollen dann auch lieber nur Windows nutzen, was ja ohnehin auch ein gutes Betriebssystem ist und dem entsprechenden Zweck erfüllt.


Wie denkt ihr über diesen Artikel welchen ein langjähriger Windows User öffentlich verfasst hat ?

Bitte eine sachliche Diskussion führen und keinen Glaubenskrieg anfangen.


MfG Acader

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Olaf19 rotthoris „Genau so meinte ich das, doch gerade auf dem MN Board wird...“
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Grüß dich Thoralf, bin etwas spät dran... ereignisreiches Wochenende *g*.

Deshalb habe ich ja auch geschrieben, dass Du, wenn bei Dir alles gut funktioniert und Du Dich darauf eingearbeitet hast, keinen Grund hast, auf eine Linux-Variante zu wechseln.

Witzigerweise stand genau dieser Gedanke bei mir ganz am Anfang dieses "Seitenasts" in Acaders Thread. Meine Überlegung war sogar noch etwas linuxfreundlicher, nämlich: Musikmachen unter Mac OS X oder Windows, Linux für alles andere, insbesondere für das Internet.

Als Mac-User ist man fürchterlich satt und zufrieden mit seinem OS, deswegen war ich die letzten Jahre immer zu faul, mich einmal richtig in Linux reinzuvertiefen (Schoppes-Erwin kann ein Lied davon singen - "Mensch Olaf, nun maaach!!" *g*). Außer, dass ich für meinen Vater 2007 das System mit Ubuntu 7.04 aufsetzte - läuft heute noch wie eine "1" :-) - habe ich auf diesem Gebiet bis heute noch nichts geleistet.

Aber das könnte sich 2013 ändern. Sollte der neue Mac Pro zu spät oder zu teuer kommen, mir die VÖ-Politik mit dem jährlichen OS-X-Versionswechsel oder Apples Firmenpolitik generell auf den Senkel gehen, dann stünde einem Wechsel auf eine luxuriöse Windows-Workstation nichts mehr im Wege. Aufgrund des angesprochenen "Hybrid-Charakters" wäre ein nahtloser Übergang möglich, ich könnte die gesamte Musiksoftware 1:1 weiternutzen, aus "AU-Plugins" (Mac) würden "VST-Plugins" (Windows).

Das Charmante an Linux als Zweitsystem wäre: ich müsste mir unter Windows keinerlei Gedanken über Virenbefall, Trojaner etc. machen - ich würde es schlicht überhaupt nicht ans Internet heranlassen. Windowsupdates würde ich mir über Linux saugen, auf USB-Stick sichern und mit dem Windowssystem öffnen. LibreOffice könnte ich auf beiden Systemen parallel laufen lassen - kost ja nix - oder mir sogar doch noch das Softmaker Office gönnen, das ja ebenfalls unter beiden Systemen läuft.

Dann diktiert mir eben das Instrument (eigentlich der Hersteller desselben) welches OS ich nehmen muss.  Was mir (als "Nicht-Musiker") auch nicht sonderlich befriedigend erscheint.

Jjjein... man muss dazu sagen, dass bis vor wenigen Jahren all solche Überlegungen noch überhaupt keine Rolle gespielt haben. Ein Keyboard verfügte über ein sog. "Midi-Trio" mit In-, Out- und Thru-Buchse:



- wollte man diese Buchsen statt mit anderen MIDI-Geräten mit einem Computer verbinden, so benötigte man ein MIDI-Interface für diesen (Ausnahme: Atari! - der hatte bereits MIDI-In/-Out fest eingebaut, aus heutiger Sicher fast unglaublich). Dass die heutigen Geräte dieses Interface bereits eingebaut haben und per USB direkt mit dem Computer zu verbinden sind, ist eigentlich purer Luxus.

Was ich damit sagen will: selbstverständlich könnte mein Roland Juno-Gi auch unter Linux als Masterkeyboard funktionieren. Nur: da es für Linux keine Treiber gibt, wären außer der MIDI-Übertragung keine weiteren Features verfügbar, d.h. ich könnte kein Software-Bedieninterface in den Sequencer einbinden und das Keyboard wie einen Software-Synthie benutzen (was ein irre geiles Komfort-Feature ist). Das ginge nur mit installiertem Treiber.

Ich muss mich hier ein wenig an die Seite von mawe2 stellen - es geht ja auch um viel Geld. Windows ist nach wie vor unangefochtener Marktführer, Mac OS X dümpelt irgendwo um die 5%. Da Mac OS X in Musikerkreisen traditionell ungefähr ebenso beliebt ist wie Windows, lohnt es sich für Hard- und Software-Hersteller beide OSse gleichermaßen zu pflegen. Auch wenn es heute Firmen gibt, die nur noch für Windows entwickeln, oder sogar nur für Mac OS X.

Laut nickles.de hat Linux im Desktopbereich einen Marktanteil von 0,9% - eine Zahl, die so absurd niedrig erscheint, dass ich sie eigentlich nicht glauben kann. Bezogen auf den Musikbereich hingegen halte ich sie für realistisch. Natürlich ist das ein Teufelskreis - wenn die Hersteller Linux weiter ignorieren, kann sich da nichts nach oben entwickeln. Deswegen war ich 2007 sehr neugierig auf die Premiere von Ubuntu Studio - das hätte den Wendepunkt bedeuten können. Anscheinend ist das aber eher im Sande verlaufen.

Wäre ich Hersteller, würde ich mich fragen, wo ich die Grenze ziehen soll - allem zum Trotz neben Mac OS X und Windows noch Linux ins Boot holen? Dann wären vielleicht die Solaris-User verärgert, dass Linux bedient wird und Solaris nicht. Auch Mac OS-bis-9- und Windows-bis-98-User könnten sich beklagen, dass nur noch die neueren Versionen bedient werden. Du siehst, das ist ein Fass ohne Boden, irgendwo muss man einfach die Grenze ziehen.

Zu deiner Frage im anderen Posting:
gibt es denn nicht Dateiformate die auf den Programmen sowohl unter Linux wie auch Windows gelesen und verarbeitet werden können???

Ja, MIDI- und WAV-Dateien auf jeden Fall. Aber WAV-Dateien sind ja schon fertige Audiospuren oder gar komplette Produktionen. Natürlich kann man die im Studio nachbearbeiten, aber das wäre dann eine reine Audio-Bearbeitung, ein "Mastering". Man könnte auf dieser Ebene nicht mehr in die Programmierung der Sounds einsteigen, z.B. eine Hüllkurve verändern, eine LFO etwas langsamer machen oder sogar ein komplettes Soundpatch auswechseln. Bei einer MIDI-Datei wiederum, die ja nur eine Art "Eventliste" darstellt, also beschreibt, welche Keyboard Taste wann und wie lange und wie stark angeschlagen wurde, plus Controllerdaten etc., hängt der Klang bei der Wiedergabe von den vor Ort eingesetzten Klangerzeugern ab. Es nützt mir also nichts, wenn ich mit Rob Papens Blade ein paar MIDI-Parts in einem MIDI-File sichere und jemand anders gibt dieses File mit einem ganz anderen Klangerzeuger wieder.

Ansonsten hat jede DAW/Sequencerprogramm noch sein eigenes Songformat. Meines Wissens nach lassen sich z.B. mit Logic produzierte Songs nicht in Cubase oder Ableton importieren bzw. wenn, dann nur mit erheblichen Einschränkungen. Das kann auch nicht anders gehen, da die Programme ja über ganz unterschiedliche Features verfügen.

CU
Olaf

P.S. Sorry, dass es so lang geworden ist... aber insgesamt ein ganz toller Thread (danke, Acader!!), der nur vorübergehend in ein "scharfes Fahrwasser" geraten ist. Wahrscheinlich war ich einfach nur etwas zu ungeduldig.
Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik. Doch zum Glueck gab es Bach, Beethoven, Haendel und Goethe (Helge Schneider)
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Ja, so ist das. rotthoris