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Die Ölpreislüge

The Wasp / 40 Antworten / Flachansicht Nickles

Vor Wochen wurde uns von Ölexperten und jenen, die sich dafür ausgeben, erklärt, der Ölpreis steige, weil die Förderkapazitäten angeblich ihr Maximum erreicht hätten. Der Spiegel und andere warnen seit Monaten, uns ginge schon jetzt das Öl aus, u. a. hier: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,554587,00.html

Nun lese ich aber, dass Saudi-Arabien einfach einen Hahn mehr aufdreht und der Preis sinkt. http://www.tagesschau.de/wirtschaft/oelpreis78.html

Was denn nun? Die Preistreiberei doch vor allem Spekulation und Panikmache? Das Aufdrehen beweist doch eher, dass die Kritiker der hohen Rohstoffpreise recht haben, wenn sie sagen, der Preis wird von Konzernen und Ölproduzenten durch manipulierte Fördermengen künstlich in die Höhe getrieben...
Ich will mich hier nicht hinstellen und behaupten, das Erdöl reiche ewig. Das tut es natürlich nicht, Grund zur Besorgnis, dass Erdöl in den nächsten Jahrzehnten knapp würde, besteht dagegen aber nicht und auf den Rohstoffbörsen wird sicher nicht über wenige Monate hinaus gehandelt.

Ende
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Ji Ji Ji Ji Ji... charlie62
xafford The Wasp „Je mehr ich über Öl lese, desto gruseliger wird das Thema. Zwei Schätzungen...“
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Ich weiß ehrlich gesagt nicht so genau, was ich von solchen "Schätzungen" halten soll, ich glaube solche Schätzungen müssen eigentlich immer zwangsläufig "self denying prophecies" werden. also eine Vorhersage die nicht eintreten wird weil durch die Bekanntgabe der Vorhersage anders gehandelt wird um ihr Eintreten zu verhindern. Ich denke mal auch, dass diese Aussagen sich nur auf wirtschaftlich ausbeutbare Vorkommen beziehen (können), jedoch hängt es sowohl vom Ölpreis, als auch von der technischen Entwicklung ab, welche Vorkommen wirtschaftlich ausbeutbar sind, selbst heute schon werden Ölvorkommen genutzt, die noch vor Jahren unwirtschaftlich gewesen wären. Neue Techniken sorgen auch dafür, dass bereits erschöpft geglaubte Ölfelder weiter ausgebeutet werden können, wenn auch nur mit weit geringerem Ertrag.

Was mich in letzter Zeit vermehrt wundert (ist jetzt ein klein wenig OT): Es wird ja immer darauf verwiesen, dass der Ölpreis unter anderem auch so stark steigt, weil Länder wie China, Indien und Schwellenländer in Afrika vermehrt Öl brauchen und verbrauchen, doch wie können sich diese Länder das leisten? Ich meine Länder wie China und vor allem Indien sind nicht gerade bettelarm, aber wie kann sich ein Durchschnittschinese mit einem Durchschnittseinkommen von unter 300 Euro monatlich Energieverbauch in größerem Umfang leisten (von der Landbevölkerung in diesen Ländern ganz zu schweigen)? Natürlich wird der Großteil in Produktioin und Transport verbraucht, aber trotzdem glaube ich, dass dieses Argument überstrapaziert wird, was aber wirklich nur auf Vermutungen basiert. Ich war bisher zu faul da nach belegten Zahlen zu suchen.

Noch was... die Herren Ölscheichs sind übrigens gar nicht so dumm (war auch nicht zu erwarten), in vielen Ölstaaten im Nahen Osten wird bereits für die Zeit "nach dem Öl" geplant (und anderswo auch). Ich las erst kürzlich von einem geplanten Solar-Großkraftwerk (weiß aber nicht mehr in welchem Land) in der WEüste, wo es sich natürlich auch wirklich lohnt, dass in vollem Ausbau fast so viel Energie jährlich erzeugen könnte, wie Deutschland verbraucht und einer geplanten Gleichspannungs-Fernleitung zur Übertragung der Energie nach Europa. Wie weit diese Planungen sind weiß ich aber leider nicht, ich meine auf Spiegel Online war ein Artikel dazu, könnte aber auch Heise gewesen sein.

Länder wie Norwegen waren übrigens schon viel früher so schlau für die Post-Petrol-Ära vorzuplanen. Zum einen haben sie schon vor Jahren angefangen Rücklagen aus dem Ölgeschäft zu bilden (vor ein paar Jahren waren es afair 80 Mrd Euro), zum anderen gehen sie mit ihrem Öl sehr sparsam um, fördern also weniger als möglich wäre. Aufgrund der Topologie ist Norwegen auch prädestiniert für Wasserkraftwerke und meines Wissens stammt ein nicht unerheblicher Teil des deutschen "Ökostroms" aus norwegischen Wasserkraftwerken, zumindest rechnerisch, wahrscheinlich findet sich in unserem Netz kein einziges Elektron, das jemals Norwegen gesehen hat.

Zu guter letzt bin ich mir ziemlich sicher, dass die deutsche Industrie, allen voran deutsche Automobilbauer innerhalb von zwei Jahren komplett auf Biodiesel, Ethanol, Biogas, Wasserstoff oder Elektroantrieb umstellen könnten, sofern der Zwang dazu da wäre. Das entsprechende Versorgungsnetz würde zwangsläufig folgen. Ich bezweifle stark, dass wir in 30 Jahren plötzlich alle zufuß gehen müssen, im Dunkeln sitzen oder frieren. Was mir eher Sorgen machen würde wäre die Versorgung mit Kunststoffen aus Öl und die Entsorgung aller überflüssig gewordener Verbrennungsmaschinen (sprich Autos), wobei dies wohl auch eher schrittweise passieren dürfte.

Pauschalurteile sind immer falsch!!!
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