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News: Urteil vom Bundesgerichtshof

Tausende Filesharing-Abmahnungen ab sofort ungültig?

Michael Nickles / 58 Antworten / Flachansicht Nickles

Wenn Kinder im Internet etwas anstellen, beispielsweise illegal in Tauschbörsen rummachen, dann geht es je nach Gerichtsurteil den Eltern an den Kragen oder nicht. Ein Urteil des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe hat jetzt Klarheit geschaffen.

Die involvierte Rechtsanwaltskanzlei Wilde Beuger Solmecke, spricht in ihrer Mitteilung von einem bemerkenswerten Urteil. Eltern werden dadurch quasi von ihrer Aufsichtspflicht befreit, die Internetaktivitäten ihrer Kinder zu überwachen.

Im vorliegenden Fall ging es um einen 13-jährigen Jungen, der illegal Musik im Internet getauscht haben soll und dessen Eltern deshalb zur Verantwortungen gezogen wurden. Bislang war es laut Wilde Beuger Solmecke so, dass Instanzgerichte überzogene Anforderungen an Eltern stellten.

Um die Gefahr einer Haftung zu verhindern, sollten technisch unversierte Eltern einen kostenpflichtigen IT-Experten zur Kontrolle ins Haus holen. Rechtsanwalt Solmecke, der das Verfahren für die beklagten Eltern geführt hat erläutert, dass der ausufernden und realitätsfremden Rechtsprechung nun glücklicherweise ein Riegel vorgeschoben worden sei.

Der Bundesgerichtshof habe in seiner Urteilsbegründung klargestellt, dass Eltern ihre Kinder ohne konkreten Anlass zwar nicht überwachen, sehr wohl aber belehren müssen.

Die Kanzlei geht davon aus, dass tausende von Filesharing-Abmahnungen - auch aus der Vergangenheit - durch das Urteil hinfällig werden. Vorausgesetzt dabei, dass die Eltern ihre Kinder ausreichend belehrt haben.

Michael Nickles meint:

Mit Gejubel, dass die Abmahnindustrie eins auf die Mütze gekriegt hat, ist es nicht getan. Ich halte das Urteil durchaus für diskussionswürdig. So sehr man die Abmahnindustrie auch hassen mag, so sehr bedenklich ist das Urteil.

Denn: es stellt gewissermaßen einen Freibrief für "kriminelle Familien" dar. Szenario: Vater belehrt 16jährigen Sohn: "Musik tauschen im Internet ist verboten". Sohn sagt "alles klar" und tauscht dann wie der Henker. Vater hat seine Pflicht erfüllt und belehrt, Sohn weiß, dass ihn keiner belangen kann.

Im Fall eines Gerichtsverfahrens müssen sich Vater und Sohn dann (im Hinblick auf das neue Urteil) schon saudumm anstellen, um eine Strafe zu kassieren.

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Oliver55 Michael Nickles „Tausende Filesharing-Abmahnungen ab sofort ungültig?“
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Moin,
immer dieses "Herumgejammer" wegen des Urheberrechtes. Man muss sich doch mal die Frage stellen, wer und warum er das tut! Zu meiner Zeit, als ich 18 war, habe ich zum Schluss 100 DM Taschengeld bekommen. Damals kosteten Platten ca. 15- 20 DM. Ein Kinobesuch zwischen 5 und 8 DM. Heute bekommen die Kids vermutlich umgerechnet nicht viel mehr Taschengeld, da die Gehälter über die Jahre nicht entsprechend zugenommen haben. Damit kan sich ein Jugendlicher heute eigentlich weniger leisten, als ich vielleicht vor 30 Jahren. Die Interessen sind aber die Gleichen, wie bei fast allen Jugendlichen; im Gegenteil zu den damaligen Interessen muss man die heutigen Möglichkeiten zuzählen, wie Handy, Computer etc.
Wie kommt es aber, dass Musik und Filmproduktionen so sehr teurer geworden sind?!? Ist die Musik aufwendiger? Sind die Filme aufwendiger? Nein. Teilweise ist der Aufwand vielleicht gleich geblieben, teilweise weniger, da Computer viele Arbeitskräfte ersetzt haben. Wo bleibt also das Geld??!! Bei denen, die am meisten jammern! Das Paradoxe an dieser Situation ist, dass die Computer auf der einen Seite Geld eingespart haben, aber auf der anderen Seite durch das Filesharing Verlust bringen. Wie kann man das korrigieren? Indem man Kino und Musik wieder erschwinglich werden läßt. Wir haben doch auch damals vor dem Kassettendeck gesessen und Radiosendungen aufgenommen. Und wenn uns die Musik gefallen hat, dann haben wir die Platte gerade deswegen gekauft. Und wir waren dann Stolz darauf, sie zu haben. Und das soll heute alles nicht mehr sein?!? Wohl kaum!!!!! Nein, die Industrie jammert auf hohem Niveau und stellt sich nicht auf die Bedürfnisse ihrer Kunden ein. Da hilft es auch kaum, wenn man Musiktitel einzeln kaufen kann, da man auf die CD hochgerechnet, sehr teuer kauft. Solange das sich nicht ändert, wird die Situation bleiben wie sie ist. Und mit den Abmahnanwälten tut sich die Industrie keinen Gefallen. Es ist doch lächerlich, wenn die Anwaltskosten höher sind, als die eigentliche Entschädigung des Klägers. Zumal es keinen großen Aufwand bedeutet ein "DIN-Schreiben" zu kopieren und zu verschicken.

Gruß Olli

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... Joerg69
Apropos ... mi~we