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Zappelin gelöscht_238890 „Windows 95, 15. Happy Birthday“
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Hallo,

au ja, ich erinnere mich noch gut: ich hatte einen TV-Tuner für die ISA-Schnittstelle, mit VGA-Loop-Back-Kabel extern und Videoconnector intern. Bis ich endlich fernsehen konnte vergingen einige Stunden...

Andererseits kamen viele Programmierer damals noch aus dem DOS-Universum (das ist die Welt, in der Programmierfehler zum sofortigen Absturz des ganzen Rechners führten), weshalb die Programme stabiler liefen als heute, denn sie wurden von vielen Freiwilligen auf vielen verschiedenen Systemen getestet und erst zum Geldverdienen freigegeben, wenn sie (fast) perfekt waren. Heute ist ja praktisch jeder User ein Beta-Tester...

Aber mal ehrlich: Windows wurde mit jeder Version besser, auch wenn immer neue Fehler dazu kamen. Über Windows zu meckern war schon immer en vogue, es gab sogar mal einen Bildschirmschoner, bei dem man Bill Gates mit Torten bewerfen konnte... Wenn man Windows nicht mit irgendwelchen Super-Tools zu Tode optimiert, dann läuft es einigermassen zuverlässig - das ist meine Erfahrung. Es sind eher die Programme, die Probleme machen, und da sage ich mir: was nichts kostet, das taugt auch nichts. Wer nicht bereit ist, Programmierer zu bezahlen, der muss mit unfertiger Software leben.

Wenn mehr Leute eine Software legal kaufen, so wird sie für alle billiger: Bis zu Windows XP war es praktisch problemlos möglich, einen Rechner mit geklautem OS zu installieren. Der Registrierungszwang von Vista und W7 spült viel Geld in die Kassen von Microsoft, auch wenn sich die Chinesen furchtbar aufregen. Aber das Ergebnis sieht man bereits: Noch nie waren Windows und MS Office so billig zu haben wie in der aktuellen Version. Und der Virenscanner von MS ist gut, auch wenn er von allen PC-Zeitschriften ignoriert wird.

Diese Blätter lese ich sowieso mit Vorsicht, deren Tipps sind oft Quatsch, manchmal gefährlich: Als Vista erschien, brachten einige sofort eine Anleitung, wie man die Benutzerkontensteuerung ausschaltet, weil sich die User (und offenbar auch einige ahnungslose Redakteure) von den ewigen Meldungen belästigt fühlten. Dabei ist das eine der wichtigsten Neuerungen in Windows und u.U. die letzte Schranke vor dem Abgrund... Den Vogel schoss allerdings ein Betrag ab, in dem allen Ernstes erklärt wurde, dass man Speicherkarten defragmentieren soll. Ich habe einen Leserbrief geschrieben (welcher allerdings nicht abgedruckt wurde) und dem Redakteur erklärt, warum die Defragmentierung bei einem mechanischen Laufwerk Sinn macht, aber bei einem Flash-Speicher eher die Ausfallrate als die Datendurchsatzrate erhöht.

Andererseits muss man sagen, dass ohne Computerbild der erste Aldi-PC nicht so irre gut verkauft worden wäre und Windows 95 war ja das erste Windows-Betriebssystem, mit dem auch unbedarfte User umgehen konnten. Diese Kombination war der Startschuss für die Massenverbreitung von PCs in Deutschland. Wer erinnert sich nicht gern an die Prügeleien der Aldi-Kunden um die letzten Computer? Dabei war der PC bereits veraltet, wenn man ihn daheim aus der Schachtel holte - halbjährlich gab es eine neue Prozessorgeneration...

Jahre nach dem Tod von Windows 95 hat Microsoft veröffentlicht, dass es im Programmcode einen relevanten Fehler gab: nach 99 Tagen, 23 Stunden 59 Minuten und 59 Sekunden stürzt Windows 95 automatisch ab, weil irgendein interner Zähler überläuft. Ich frage mich, ob es auf der Welt irgendeinen User gab, der das jemals erlebt hat (also fast 100 Tage ununterbrochenen Betrieb)? Ganz schlimm war es bei mir nach der Installation eines Maustreibers von Genius (weshalb ich diese Marke immer noch meide): jeweils nach ein paar Klicks oder ein paar Dezimetern Mausbewegung stürzte Windows ab. Wobei die wesentliche Neuerung zu Windows 3.11 darin bestand, dass vor dem Absturz ein Fenster erschien, das den Absturz ankündigte. Eine Logitech-Maus löste das Problem (denn sie lief mit dem Windows-internen Treiber, bei dem man mit einem Registry-Kniff sogar die dritte Maustaste aktivieren konnte, das allerdings NUR für Logi-Mäuse).

Ich habe vor einer Weile über Ebay meinen PDA verkauft (Windows Mobile 6.1) und weil ich keine Lust hatte, ein halbes Jahr lang einem ahnungslosen Menschen ein Betriebssystem zu erklären, habe ich mir überlegt, wie ich die Interessenten vorwarne, ohne sie zu beleidigen. Nach diesen vielen Jahren mit Windows fiel mir dann folgender Satz ein: "Wer Spass daran hat, mit Windows zu arbeiten, der hat auch Freude an Windows Mobile. Wenn aber schon Ihr PC mit Ihnen macht, was er will, dann sollten Sie sich besser ein iPhone kaufen." Ich denke, das hat einige abgeschreckt und der Typ, dem ich das Gerät dann verkaufen konnte, hat sich nach einer guten Bewertung auch nie wieder gemeldet.