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News: ZPÜ macht Druck

Bis zu 36 Euro Urheberabgabe für Smartphones geplant

Michael Nickles / 78 Antworten / Flachansicht Nickles

Bis zu 36 Euro will die "Zentralstelle für private Überspielungsrechte" (ZPÜ) bei Handy-Verkäufen mitkassieren, meldet der Spiegel. Die ZPÜ, ein Verband von Verwertungsgesellschaften, zu denen auch GEMA, GÜFA und VG-Wort zählen, hat erst vor rund einem Monat gehörig für Schlagzeilen gesorgt.

Da wurde für private PCs eine Urheberabgabe in Höhe von 13,19 Euro beschlossen, nach rund drei Jahren Verhandlungen mit der PC-Industrie errungen.

Jetzt macht die ZPÜ den Herstellern von Handys Druck, mit der im Kern gleichen Begründung: auch Smartphones sind zum Kopieren von urheberrechtlich geschützten Werken geeignet.

Wie im Fall der privaten PCs will der ZPÜ auch in diesem Fall rückwirkend ab 1.1.2011 kassieren. Die Höhe der Urheberabgabe soll sich an zwei Eckdaten orientieren: Display-Typ und Speicherkapazität. Und es gibt drei Zuordnungsklassen.

Die Maximalgebühr von 36 Euro fällt für Smartphones mit Touchscreen und einer Speicherkapazität von mindestens 8 GByte an. Bei weniger als 8 GByte sind 16 Euro fällig. Und bei Mobiltelefonen ohne Touchscreen will der ZPÜ 12 Euro abhaben.

Laut Spiegel tobt der Rechtsstreit zwischen ZPÜ und den Handy-Herstellern bereits am Münchener Oberlandesgericht. Denn für die Zeit vor 2011 will die ZPÜ für Handys rund 5 Euro haben. Bis es in der Handy-Sache zu einer Einigung oder einem endgültigen Urteil kommt, kann noch viel Zeit ins Land gehen. Und es wird nicht der letzte seiner Art sein. Aktuell verhandeln ZPÜ und die Branche bereits über eine Abgabe für Tablets.

Michael Nickles meint:

News wie diese provozieren Kommentare, die leider immer nur in ein eine Richtung gehen. Und zwar, dass die Verwertungsgesellschaften miese Abzocker sind, die den Hals nicht voll kriegen können. Und Begründungen, warum diese Urheberabgaben falsch sind, gibt es viele. Ein neues Argument das ich jüngst gelesen habe, ist jenes, dass diese "Extrabgabe" für eventuelle Kopien sowieso nicht mehr gerechtfertig sei, weil heute ohnehin "Streaming" angesagt sei, wobei bekanntlich nichts kopiert wird.

Und das finale Argument der "Nichtzahler" wird ewig jenes bleiben, dass die Urheber selbst sowieso nix von der "Content Mafia" abkriegen. Ich bin Urheber, als Journalist Mitglied der VG-Wort und kann das nicht bestätigen. Egal.

Zur Abgabe für Handys und die geplante Abgabe für Tablets: der "Abrechnunsplan" der ZPÜ ist irgendwie unsinnig. Im Hinblick auf die gnadenlos fallenden Smartphone-Preise, bei gleichzeitig steigender Leistung und Ausstattung, ist es irgendwie absurd, eine Abgabe von 36 Euro für ein Handy mit Touchdisplay und mehr als 8 GByte zu verlangen.

Damit wird die Gebühr in Kürze (sollte sie so kommen) vielleicht höher ausfallen, als ein Handy kostet. Beziehungsweise Hersteller werden niemals in der Lage sein, entsprechende Handys für weniger als 36 Euro in die Läden zu bringen.

Schwachsinnig finde ich es auch, wegen jedem Scheißgerät erneut von vorn zu verhandeln. Unter Strich sind Smartphones, Tablets, Laptops und Desktop-Rechner die gleiche Sache: Rechner mit Arbeitsspeicher und Festspeicher. Es ist nicht kapierbar, warum für einen PC 13,19 Euro gefordert werden und für ein Handy bis zu 36 Euro.

Die Höhe der Urheberabgabe auch noch von  einem touch-fähigen Display abhängig zu machen, ist schließlich eine total idiotische Idee.

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No problem olliver1977
Fetzen Olaf19 „Selbstverständlich nicht. Diese Leute bekommen ihre ...“
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Wenn ich mir einen Film ausleihe, dann zahle ich auch jedesmal, was richtig ist. So aber zahle ich für alle Filme eine Gebühr mit jedem Erwerb irgend eines Speichermediums. Ich zahle mit Eintrittsgeldern, ich zahle sie beim Einkauf (das Kaufhaus haut die Gebühren auf den VK), ich zahle sie für jedes Speichermedium im Auto, auch wenn ich dort nur meine gekauften CDs/MP3s abspiele, usw.

Schafft von mir aus das Pendant zur Strombörse und verkauft dort eure Sachen und wenn dem Mayer dort jemand 10 Mio zahlen will, für sein Zeug, dann soll es so sein, wenn er aber nur 100 bekommt, dann war es das eben. Ihr lieben Freischaffenden, ihr nehmt euch nämlich gleichzeitig selbst als Geiseln und das ist irgendwie doof, oder nicht? Was glaubt ihr, wie unser Leben aussehen würde, wenn dieses Beispiel für andere Leistungen Schule machte?

Man zahlt ständig und überall, das ist für mich Erpressung und Geiselnahme, nichts anderes. Man zahlt alleine für die Möglichkeit, als ob man mit dem Kauf eines Messers soundsoviel Zeit im Knast erwerben würde, die man abgelten müsste, weil man die theoretische Möglichkeit auf eine Körperverletzung erwirbt. Als ob man beim Autokauf 500€ Parkverbotspauschale zahlt, obwohl es in Bad Dreckskaff nicht einmal ein Parkverbot gibt. Wie eine monatliche Handwerkerpauschale, weil es die theoretische Möglichkeit gibt, dass man nicht zahlt.

Man sollte sich mal die Wichtigkeit künstlerischem Schaffens vor Augen halten. Ich brauche eine Krankenschwester, aber keinen Komponisten. So sieht es grob/böse formuliert aus. Unsere Welt wäre sicher farbloser und weniger aufregend, wenn auch nicht so viel, wie Künstlers denken würden. Man schaue auf YT, oder andere Portale, da gibt es so viele, die das aus reiner Freude machen. Sicher fließt dort auch Geld, aber diese starken finanziellen Anreize kamen erst wesentlich später. Von mir aus, nimm Seiten im Netz, von Leuten, die nichts damit verdienen.

Jeder muss mit den Möglichkeiten seines Berufes leben, das gilt für uns beide ebenso, wie für Freischaffende. Für den Kaufmann, genau wie für den Musiker. Man hat meistens die Wahl und wenn das Geschäftsmodell nicht passt, geht man Pleite. Es ist legitim für Verbesserungen zu kämpfen, man muss nur irgendwann einsehen, wenn man zu weit geht. Ausbeutung ist Mist und wenn ich als Friseur nur 4€/h bekomme, dann weiß ich das vorher. Kriegen die keinen Nachwuchs, dann zahlen sie mehr, oder das Geschäft stirbt. Sollen wir für diese teilweise sehr kreativen Leistungen jetzt Gebühren auf Scheren, Kämme, Haargel und Spray erheben, weil man theoretisch Frisuren kopieren könnte?

Das wahre Leben ist nicht der Kampf zwischen Gut und Böse, sondern zwischen Böse und noch Schlimmeren!(Joseph Brodsky)
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