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News: Weltweite Empörung

Paypal hat Wikileaks-Spendenkonto gekündigt

Michael Nickles / 64 Antworten / Flachansicht Nickles

Der Internetkrieg um Wikileaks hat einen neuen Level erreicht. Der Online-Bezahldienst Paypal - ein Tochterunternehmen von Ebay - hat Wikileaks gekündigt. Das trifft Wikileaks natürlich an der Substanz, da sich der Dienst durch freiwillige Spenden finanziert.

Paypal hat in seinem Blog ein Statement veröffentlicht (das zurzeit wegen Serverüberlastung offensichtlich allerdings nur schwer abrufbar ist). Paypals Begründung ist simpel die, dass Wikileaks gegen die Nutzungsbedingungen verstößt.

Paypal-Spenden an Wikileaks waren bislang auch über die Stiftung des 2001 verstorbenen deutschen Hackers Wau Holland, ein Gründungsmitglied des Chaos Computer Clubs, möglich. Inzwischen hat Paypal auch der Stiftung das Konto gekündigt.

Mit Paypals Kündigung ist die Spendeneinnahme für Wikileaks natürlich nicht unmöglich geworden. Die Wikileaks-Supportseite nennt mehrere Möglichkeiten, wie gespendet werden kann. Darunter beispielsweise ein Schweizer Bankkonto der "Julian Assange Defence Fund".

Hinweis: Der gestrige Umzug von Wikileaks auf die die neue Url wikileaks.ch scheint nicht ganz reibungslos verlaufen zu sein. Es gab mehrere Nachrichten, dass wikleaks.ch nicht mehr erreichbar ist. Dem ist allerdings nicht mehr so, es scheint sich also tatsächlich nur um ein technisches Problem gehandelt zu haben.

Michael Nickles meint: Das Thema "Spenden für Wikileaks" sorgt in der Netzgemeinde inzwischen natürlich zwangsläufig für Diskussionen. Und zwar durch die Frage, was mit den Spendengeldern eigentlich passiert. Berichten zufolge, hat Wikileaks inzwischen 750.000 Euro an Spendengeldern eingenommen.

Laut Spiegel behauptet Wikileaks-Gründer Julian Assange, er bräuchte jährlich mindestens 200.000 Dollar um den Betrieb aufrecht zu halten, besser wären 600.000 Dollar.

Kritik gibt es vor allem deshalb, weil unbekannt ist, wofür Wikileaks die Spendengelder verbrät. Aus meiner Sicht ist das eine unsinnige Diskussion. Denn: dass der Mann seinen Kopf für die Sache riskiert, steht außer Frage.

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The Matrix has you! The Wasp
Beweise für was? CU Olaf Olaf19
Schade Olaf19
xafford Olaf19 „Hallo Xaff, So paradox es klingen mag... auch ich habe deinen Beitrag weiter...“
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Wenn Wikileaks dagegen aufdeckt, wer alles wen nicht leiden kann und über wen ablästert, dann stellt sich mir schon die Frage, wem nützt das - oder ob eine Verschlechterung der dipliomatischen Beziehungen nicht ein Nachteil für alle ist. Und damit meine ich "uns alle", nicht etwa alle Beteiligten.

Nun, wem nützt das? Ich denke jedem der an der Wahrheit und an Beweggründen interessiert ist. Jedem der an einem Gesamtbild interessiert ist. Zum Beispiel dürfte es für jeden der sich wundert, warum aktuell deutsche Außenpolitik durch das Kanzleramt statt durch das Außenministerium erledigt wird durchaus erhellend sein, warum dies so ist. Es dürfte für viele Leute interessant sein, dass Berlusconi und Putin ganz dicke Freunde sind... wenn es um Geschäfte zu beider Seiten Vorteil geht, oder dass in manchen Ländern Politikergattinen das politische Personalgeschehen mit schwarzen Listen beeinflussen.

Wenn Diplomaten eine Meldung als so wichtig erachten dass sie diese weiter geben, dass ist sie das auch ungeachtet des Inhalts, denn diese Meldung enthält zumindest den Wahrheitsgehalt, was eine Regierung so für wissenswert hält. Un wenn Westerwelle sich nie im Leben geoutet hätte und dies nun durch eine Depesche über WL passiert wäre, dann wär dies ärgerlich für Westerwelle, aber die wichtige Meldung wäre dann nicht "Westerwelle ist homosexuell", sondern "USA schnüffeln im Privatleben ausländischer Politiker". Im politischen Weltgeschehen ist allein schon die Nachricht eine Nachricht, nicht nur der Inhalt.

Zudem handelt es sich bei allen Personen um wichtige Personen des Weltgeschehens, insofern ist auch (fundierter) Klatsch über diese durchaus von Belang... es ist z.B. durchaus gut zu wissen, dass auch ausländische Saaten unseren Ex-Innenminister für einen cholerischen Paranoiker halten.

Würde WL die Depeschen zensieren (prinzipiell ist dies ja ohnehin passiert), wo ist dann noch die Objektivität? Bis wohin ist es objektiv Nachrichten zurück zu halten und ab wann ist es subjektive Verzerrung der Tatsachen? WL kann und will dies nicht leisten und braucht es auch nicht. Eine journalistische Redaktion muss dies allein schon aus Sachzwängen tun um Meldungen in einem publizierbaren Format zu halten, WL muss dies nicht und sie tun gut daran es auch nicht zu tun, denn Informationen sind per sé selbst nicht böse, erst das was man damit anfängt.

Das ist so ein Punkt, von dem ich nicht so ganz abgehen mag - ich würde schon dafür plädieren, die VÖs der Wikileaks im Einzelfall zu beurteilen, nicht nur die Organisation als Ganzes.

Wonach willst Du sie beurteilen? Es sind an sich wertungslose Informationen und als solche werden sie publiziert. Beurteilen kannst Du sie nur aufgrund dessen was Du erwartest wie andere damit umgehen. Selbst wenn ein imaginärer Staatsmann aus gekränkter Eitelkeit, oder weil etwas das ohnehin bereits alle Geheimdienste wussten, einen Krieg vom Zaun brechen würde, dann wäre dieser Krieg immer noch nicht durch die Tatsache ausgelöst, denn diese bestand ja bereits, sondern durch den Mensch der darauf entsprechend reagiert hat.

Wenn Du dies als Maß nehmen wolltest, so dürfte man praktisch nichts mehr publizieren, denn jede Nachricht könnte möglicherweise irgend jemanden zu einer Reaktion verleiten die Menschenleben oder den Frieden gefährden. Vergleiche es einmal mit den Mohammed-Karrikaturen... ist es erstrebenswert sich selbst in seinen Rechten zu kastieren, nur um intoleranten Menschen keinen Grund zu Aufregung zu geben? Auch die Meldungen zu den Tötungen durch die US-Armee erfüllt das, was Du an den Depeschen aussetzt, die gefährdeten Menschenleben, sie hätten (und haben) Menschen zu Reaktionen verleitet, die anderen schadeten. Nach der von Dir vorgebrachten Logik hätte man diese auch zurück halten müssen.

Man kann es durchaus so sehen, wie The Wasp weiter oben sinngemäß gesagt hat - die Wahrheit unter den Teppich zu kehren, ist auch eine Form der Lüge. Ich fürchte nur, dass es Lügen gibt, die weitaus weniger schlimme und weitreichende Folgen für die Menschheit haben, als die Wahrheit. Und den Aspekt "welche Folgen hat welche Handlung" kann ich nicht einfach ausblenden, nur weil ich rein prinzipbedingt ein Anhänger von Offenheit, Transparenz und Wahrheit bin.

Es gibt mehrere Arten von Verschweigen. Ich glaube kaum dass The Wasp es als Form von Lüge kategorisieren würde, wenn ein Mensch gewisse Dinge aus seinem Leben verschweigt, die nur ihn betreffen (weil es so schön passt nimm Westerwelle und die Homoseualität). Etwas anderes ist es bei Wahrheiten, die viele Menschen, ganze Länder oder die Welt betreffen... Wahrheiten die quasi dem Volk gehören, da sie in seinem Namen geschaffen wurden. Hat nicht jeder ein Interesse und das Recht zu erfahren, welche Schweinereien in seinem Namen begangen werden? Hat z.B. nicht jeder Bundesbürger das Recht zu wissen was in Geheimverträgen der Regierung mit Privatunternehmen steht die mit seinem Geld bezahlt werden und sein Leben, seine Freiheit und seine Gesundheit betreffen und gefährden?

Ich finde schon, denn alles was im politischen Geschäft in irgend einer Form geheim abläuft kann dies nur aus einem Grund tun: Die Öffentlichkeit würde es nicht billigen.
Pauschalurteile sind immer falsch!!!
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