Hallo Teletom, Garf und A4.
Auch wenn der Anlass ein sehr trauriger ist, möchte ich Euch sagen, dass ich diesen Thread und die hier von Euch geäußerten Gedanken sehr erfreulich finde. Insbesondere die Aussagen von 'garftermy' kann ich nur Wort für Wort unterstreichen. Es gehört mit zum besten, was ich im Laufe der Zeit auf Nickles gelesen habe. Hier zeigt sich, dass dieses Board keine Versammlung quadratköpfiger, bit-und-byte-verseuchter Computer-Technokraten ist, sondern von lebendigen, mitdenkenden und mitfühlenden Menschen.
Jetzt möchte ich auf zwei Polytaen-Zitate eingehen, die A4 und Teletom gebracht haben:
> naja, vielleicht auch bald nicht mehr... mal sehen.
> n8, ich geh jetzt mich .....äh, nach Hause.
Wenn man diese Äußerungen wörtlich nimmt, muss man sie als Hilferufe eines verzweifelten Menschen einordnen. Dass dies nicht geschehen ist, mag verschiedene Gründe haben. Einer davon ist sicherlich, dass Gregor eine so positive und lebensbejahende Ausstrahlung hatte, die durch alle seine Postings hindurch schimmert, wie ich schon im Nachruf-Thread auf "Allgemeines" schrieb. Wenn jemand wie Poly so etwas sagt wie oben zitiert, ist man eher geneigt zu denken: "Och, das meint der nicht so" - und huscht darüber hinweg.
Es gibt aber noch mehr Gründe dafür.
Ich bin ein Freund von schwarzem Humor, mag Sachen wie "Monty Python's Flying Circus" oder "Der Sinn des Lebens". Diese Meisterleistungen englischen Humors sind reine Satire und damit klar und deutlich als Fiktion - und nicht als Realität! - gekennzeichnet. Das ist so weit auch alles in Ordnung.
Inzwischen ist es aber so, dass schwarzer Humor, Sarkasmus und die allgegenwärtige Ironie sich dermaßen in unserem Alltag breit gemacht haben, dass kaum noch jemand auseinander halten kann, was eigentlich ernst gemeint ist und was nicht. Der Mensch unserer Tage suhlt sich lustvoll in Ironie, zieht alles durch den Kakao, was irgendwie in den Kakaopott passt. Ich brauche nur einmal etwas lauter als gewohnt zu niesen, schon ruft ein Kollege vom anderen Ende des Großraumbüros quer durch die Abteilung: "Olaf, geh gefälligst leise sterben!". Alle lachen - und ich lache mit.
Als ich klein war, hat mein Vater mir beigebracht: "Olaf, mit Unglücken scherzt man nicht". Und in Ergänzung dazu: "Rufe niemals um Hilfe, wenn Du nicht wirklich in Not bist. Sonst nimmt Dich keiner mehr Ernst, wenn Du tatsächlich Hilfe brauchst".
Es kommt mir so vor, als wenn der flapsige Umgang mit menschlichem Leid - begünstigt durch die Dauerberieselung mit Schreckensmeldungen in den Medien - zum Allgemeingut geworden ist, dem sich kaum noch jemand entziehen kann. Selbst bei gefühlvollen Menschen führt dies auf die Dauer zu einer Abstumpfung, gegen die man ganz bewusst ankämpfen muss, will man nicht von ihr taub und blind für die Schmerzen anderer gemacht werden.
Poly ist einer von denen gewesen, die um Hilfe gerufen haben - und wurde nicht gehört.
Ein nachdenklicher und aufgewühlter
Olaf
P.S. @garf
Ich hätte auch gern Deine eMail-Adresse.