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News: Mit Sinnlosangeboten Millionen kassiert

Abofallen-Abzocker muss fast vier Jahre in Knast

Michael Nickles / 7 Antworten / Flachansicht Nickles

Vom Landgericht Hamburg wurde ein außergewöhnlich hartes Urteil gefällt. Erstmals kriegt ein Internet-Abzocker keine Taschengeldstrafe sondern eine, die vermutlich ein kleines bisschen weh tut: drei Jahre und neun Monate Knast ohne Bewährung.

Konkret stand eine "Abofallen-Bande" vor Gericht, der gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen wurde. Die Komplizen des 28jährigen Hauptangeklagten hatten allerdings wohl Glück, kamen mit Haftstrafen auf Bewährung davon.

Laut Bericht der Welt soll die Bande aus sieben Mitgliedern aus Hamburg und Lüneburg bestanden haben.

Zigtausende Internetnutzer soll die Bande im Zeitraum 2007 bis 2010 mit diversen "Download-Portalen" abgezockt, sich dabei der üblichen Standardmasche bedient haben. Nur bei näherem Hingucken war auf den Webseiten erkennbar, dass es sich um ein kostenpflichtiges Angebot handelt.

Die Hamburger Justiz hat die Masche in ihrer Pressemitteilung treffend als sogenannte "Sinnlosangebote" beschrieben. Es wurden "Leistungen" (Downloads) kostenpflichtig für 60 bis 84 Euro angeboten, die es anderweitig im Internet eigentlich kostenlos gab - es wurde also "Freeware" verkauft.

Zu den Abzock-Webseiten soll unter anderem 99downloads.de gehört haben. Abkassiert wurden so weit bekannt über 68.000 Internetnutzer aus Deutschland, Österreich und Schweiz. Die Bande hat dabei geschätzt 4,5 Millionen Euro kassiert.

Zahlungsunwillige kriegten "Post" von einem befreundeten Anwalt der Bande. Der muss sich ebenfalls vor Gericht verantworten. Das Urteil des Landgerichts ist noch nicht rechtskräftig.

Michael Nickles meint: Rund fünf Millionen in rund drei Jahren kassiert. Was ich mich bei solchen Urteilen immer frage ist: was passiert eigentlich mit dieser Kohle? Geschädigte kriegen ihr Geld wohl nur zurück, wenn sie eigens klagen - und das ist bei Summen unter 100 Euro meist die Zeit nicht wert.

Wird die Kohle also beschlagnahmt? Was passiert denn mit dem Hauptangeklagten, wenn er "demnächst" wieder aus dem Knast kommt? Ist er dann Millionär? Dass er keine drei Jahre und neun Monate einsitzen wird, ist ja wohl klar. Der kommt bestimmt nach der Hälfte der Zeit wegen guter Führung raus.

Olaf19 digitalray „läuft doch immer so, man lässt sie jahrelang millionen verdienen, der...“
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man lässt sie jahrelang millionen verdienen, der staatsanwalt verdient mit (nicht das erst mal)

Diesen Kritikpunkt verstehe ich nicht. Was genau hat der Staatsanwalt davon, dass solchen Betrügern verspätet und mit großer Verzögerung das Handwerk gelegt wird?

Und in der Tat, einen Sinn hat das Urteil nur dann, wenn der Gewinn aus den jahrelangen Betrügereien "abgeschöpft" wird. Nach ein paar Jahren aus dem Knast kommen und den Rest des Lebens als Multimillionär zubringen, das wäre eine Farce.

CU
Olaf