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News: Wieder mal 9live und Co

Discount-Strafen für Gewinnspiel-Nepper

Michael Nickles / 8 Antworten / Flachansicht Nickles

TV-Gewinnspielsender wie "9live" sind schon lange durch ihre dubiosen Praktiken auffällig geworden. Zuschauern wird suggeriert, mit einem simplen Anruf ordentlich Kohle verdienen zu können. Und dass es gerade zu "später Stunde" leicht ist, durchzukommen. Da können dann durchaus "Stunden" draufgehen, in denen kein einziger Anrufer es schafft anzurufen, um eine ultraprimitive Antwort mitzuteilen.

Nach Jahren des "Wegguckens" hat im Februar 2009 zumindest mal die Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM) reagiert. Es wurde eine neue Gewinnspielsatzung verabschiedet, die das weitere Auswuchern der Praktiken der Gewinnspielsender eindämmen sollte. Wie weit es die zu diesem Zeitpunkt bereits getrieben haben, zeigt unter anderem die sehr "sanfte" Neuregulierung, die damals erfolgte.

So wurde beispielsweise festgelegt, dass eine Teilnahme erst ab 18 Jahren erlaubt ist. Ebenfalls lächerliche Vorgabe: eine Sendung darf für EINE Rätselfrage nur noch maximal 3 Stunden verbraten und mindestens alle 30 Minuten muss ein Anrufer durchgestellt werden. Weitere Forderungen: mindestens alle 15 Minuten müssen die Teilnahmebedingungen eingeblendet werden. Verlangt wurde auch, dass diese Bedingungen nachvollziehbare und verständliche Regeln haben, auf eine Irreführung der Zuschauer verzichten.

Last but least: der Höchsteinsatz pro Anruf aus dem deutschen Festnetz oder per Mobilfunk darf maximal 50 Cent betragen. Bei Verstoß gegen die Regeln hat die ALM den Sendern mit Geldstrafen in Höhe von bis zu 500.000 Euro gedroht (beachtenswert ist hier natürlich wie immer die Klausel "bis zu").

Man könnte meinen, dass diese "Verschärfungen" den Gewinnspielsendern noch ausreichend "legalen" Spielraum zum Abkassieren gelassen hätten. Haben sie aber offensichtlich nicht. Zumindest 9Live konnte es nicht lassen, auf die neuen Regeln zu "scheißen". Vorwurf der "Medienwächter": weiterhin irreführende Aussagen, Vorgaukeln von Zeitdruck, pfeifen auf Einhalten der Hinweispflichten.

Dafür kassierte 9live jetzt eine Geldbuße in Höhe von 115.000 Euro.

Laut Bericht von www.medienmagazin.de und weiterer Quellen, dass sich das Bußgeld bei 9live inzwischen auf 230.000 Euro angehäuft hat, da bereits im vergangenen Jahr mehrfach "Bestrafungen" erfolgten.

Bemerkenswert sind sicher diese Zahlen: 2009 gab es bei "allen Sendern zusammen" 25 Vorfälle, bei denen Bussgelder von insgesamt 280.000 Euro anfielen.

Michael Nickles: 280.000 Euro / 25 = 11.200 Euro Strafe pro Vorfall. Von der 500.000 Euro Strafe ist das eine ganz schöne Ecke entfernt.

Im Klartext sind die verhängten Strafen also ein Freibrief für die TV-Glücksspielsender es nach Lust und Laune weiterzutreiben.