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News: Neue Abzockmasche

60 Euro für Wahlentscheidungshilfe

Michael Nickles / 28 Antworten / Flachansicht Nickles

Die Abzocker im Internet lassen sich keine Gelegenheit entgehen, um Kohle zu machen. Die Verbraucherzentrale warnt in einer Pressemiteilung jetzt vor einer besonders miesen neuen Masche. Es geht um die Webseite www.wahlinfo2009.de. Die Seite bezeichnet sich als "inoffizieller und unabhängiger Test zur Bundestagswahl 09".

Anhand eines Tests beziehungsweise Frage-Antwort-Katalogs soll man ermitteln können, welche Partei die eigenen Interessen am besten vertritt. Konkret ist das ein Abklatsch der offiziellen "Wahlhilfeseite" Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung (siehe Wahl-O-Mat 2009 ist online). Wahl-O-Mat ist seriös und kostenlos, politisch Interessierte, die sich auf den Test bei wahlinfo2009 einlassen, dürfen dafür hingegen ordentlich blechen.

Auf der Startseite sieht "abzockertypisch" wie immer alles "kostenlos" aus, erst bei der Anmeldung zum Test steht unten im Kleingedruckten der Hinweis, dass für die Bereitstellung des Tests ein einmaliger Preis von 60 Euro berechnet wird. Juristisch dürften die Seitenbetreiber schwer zu packen sein, denn die Preisangabe wird im Kleingedruckten fett hervorgehoben und ist nicht nur irgendwo tief in den AGB vergraben.

Im März erschütterte das Frankfurter Oberlandesgericht die Verbraucherzentralen mit einem Urteil zum Kleingedruckten. Die Richter erklärten es sei inzwischen "normal", dass Kosten nicht direkt, sondern erst im Kleingedruckten angegeben werden. Verbraucher müssen also selbst kapieren, dass sie stets ausgiebig nach versteckten Preisangaben suchen müssen (siehe Frankfurter Gericht: Abofallen sind okay).

Im Fall von wahlinfo2009.de rät die Verbraucherzentrale Reingefallenen dennoch dazu nicht zu zahlen, stur zu bleiben, die Sache einfach auszusitzen. Das für wahlinfo2009.de zuständige Unternehmen Belleros Premium Media Ltd. ist laut der Verbraucherzentrale bereits für andere Abzock-Seiten bekannt. Darunter beispielsweise auch www.99downloads.de.

Michael Nickles meint: Was mich wundert ist, dass die Belleros Premium Media Ltd. die Preisangabe im "Kleingedruckten" durch Fettschrift eigentlich recht gut sichtbar macht.

Bei 99downloads.de steht sogar gleich ganz oben auf der Seite, dass es 60 Euro pro Jahr kostet. Anscheinend funktioniert das Geschäft mit Dummen, die trotzdem drauf reinfallen, immer noch sehr gut.

An die Wahlurnen.. Unholy
Olaf19 Michael Nickles „60 Euro für Wahlentscheidungshilfe“
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Zweierlei Dinge finde ich hochgradig erstaunlich:

Die Richter erklärten es sei inzwischen "normal", dass Kosten nicht direkt, sondern erst im Kleingedruckten angegeben werden. Verbraucher müssen also selbst kapieren, dass sie stets ausgiebig nach versteckten Preisangaben suchen müssen

Im Klartext: Ich brauche nur oft genug auf die gleiche Masche zu betrügen, dann ist der Betrug irgendwann legal - die Leute gewöhnen sich dran und können sich besser drauf einstellen... abenteuerlich!

Die andere Sache ist - dass speziell diese Masche auch schon wieder so "gut" funktioniert.

Ich finde diese Wahl-O-Mat-Idee ganz lustig und habe sie vor Jahren auch schon ausprobiert. Aber mehr aus Neugier, weil ich gespannt darauf war, was da rauskommt. Ich habe das mehr als Gesellschaftsspiel betrachtet als eine ernstgemeinte Entscheidungshilfe. Dass Leute für solchen Klimbim Geld ausgeben, kann ich nicht nachvollziehen.

Abgesehen davon finde ich es gar nicht sinnvoll, einzelne Programmpunkte durchzukämmen und am Schluss "per Abzählmethode" festzustellen, wie viel Übereinstimmung besteht. Viel interessanter finde ich die *grundsätzliche* Ausrichtung einer Partei, ihre politische Richtung, ihr Welt- und Menschenbild insgesamt. Davon hängt nämlich im wesentlichen ab, welchen Programmpunkt ich wie viel Gewicht einräume. Das ist viel aussagekräftiger als "bei Partei X habe ich 10x ja gesagt und bei Y nur 7x..."

CU
Olaf

Aha... luttyy