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News: Gruslige Deutschland-Premiere

Bundesprüfstelle soll ausländische Internet-Seite verbieten

Redaktion / 15 Antworten / Flachansicht Nickles

Indizierte Medien dürfen in Deutschland aus Gründen des Jugendschutzes nicht an Minderjährige verkauft werden. Auch das Bewerben und der Verkauf per Versandhandel sind verboten. Knifflig ist das auch für die Presse, die verbotene Spiele wie "Doom" und "Quake" eigentlich nicht mal beim Namen nennen darf.

In vielen Ländern sind die "Indizierungsbehörden" lockerer, was in Deutschland verboten ist, ist dort kein Problem - beispielsweise in Österreich. Der Verkauf indizierter "Computerspiele" an Erwachsene ist kein Problem - falls man einen Shop findet, der sie unter dem Ladentisch bereithält. Um nicht Rumrennen zu müssen, bestellen viele indizierte Titel deshalb einfach im Ausland. Jetzt schlägt der Österreichische Online-Spieleversandhändler gameware.at Alarm.

Laut Text auf dessen Homepage will die bayerische Kommission für Jugendschutz der Landesmedienanstalten (KJM) den Shop indizieren lassen. Ein entsprechender Antrag wurde bereits bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) eingereicht. Sollte die der Indizierung zustimmen, dann wird bereits die namentliche Nennung von "Gamesware" verboten sein.

Gamesware ist übrigens kein auf sogenannte "Gewaltspiele" spezialisierter Online-Shop. Dort werden praktisch alle Computer- und Konsolenspiele angeboten. Der Fall "Gamesware" ist brisant. Erstmals versuchen die "Jugendschützer" nicht nur Produkte im eigenen Land, sondern einen kompletten ausländischen Shop zu indizieren.

Die Betreiber von gamesware.at haben auf Facebook jetzt eine Petition gegen Videospieleverbot gestartet. Auf der Seite lässt sich auch der eingescannte Antrag der KJM durchlesen:

Petition auf Facebook

Aus dem Antrag der KJM geht hervor, dass Gamesware.at angeblich sehr intensiv damit wirbt, dass auch von der BPjM indizierte Spiele erhältlich sind und bewirbt diese mit Slogans wie "Neu auf dem Index der BPjM". Auch verweist die KJM auf eine Unterseite von gamesware.at (siehe hier) auf der über den "Index der BPjM" informiert wird:

"Titel die nach Ansicht der deutschen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPJM) in Deutschland nicht frei verkauft werden dürfen beziehungsweise sogar bei Händlern (nicht bei Privatpersonen) beschlagnahmt werden, landen auf dem sogenannten Index.

Als österreichischer Händler dürfen wir diese Titel an Person über 18 Jahre ausliefern!"

Auf dieser Info-Seite empfiehlt Gamesware dann auch gleich ein paar "indizierte Titel". Darunter auch das Hinrichtungs-Spiel "Manhunt", das in Deutschland (und anderen Ländern) nicht nur indiziert sondern beschlagnahmt wurde, weil strafrechtliche Relevanz festgestellt wurde.

Michael Nickles meint: Irgendwann muss man die KJM verstehen. Es ist schon arg dreist, wie gamesware.at Deutsche zum Kauf indizierter Spiele lockt. Auch gibt es auf der "Bestellseite" (siehe Als Kunde registrieren) zwar eine Liste in der man seine Altersgruppe angeben muss, aber keinen wirklichen Mechanismus zur Altersverifizierung.

Und auf der Infos-Seite zur BPjM dann auch noch auf das perverse "Manhunt" zu verlinken, ist schon recht hart.

So oder so: Die Indizierung eines ausländischen Versandhändlers beziehungsweise dessen Webseite ist nicht tolerierbar. Wenn "gamesware.at" in Deutschland verboten wird, dann werden kurz über lang ALLE ausländischen Shops dieser Art bei der BPjM landen.

Und den Spielen werden natürlich auch schnell alle ausländischen Pornoseiten folgen. Die lassen sich besonders leicht indizieren, weil dort bereits auf der Startseite unzensierte Pornographie gezeigt und auf Altersverifikation komplett gepfiffen wird.

Sollte es "gamesware.at" erwischen, dann wird die BPjM bald zigtausende beziehungsweise Millionen ausländische Seiten indizieren müssen. Und wie soll das dann reguliert werden? Spätestens dann, werden die ersten Politiker darauf drängen, dass der "Kinderporno-Zensurmechanismus" auch für weitere unerwünschte Internetseiten" aktiviert wird.