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News: 1,99 Euro pro SMS-Flirtversuch

RTL2: Hausdurchsuchung wegen SMS-Werbung

Redaktion / 11 Antworten / Flachansicht Nickles

Je später der Abend, desto mehr werden die Zuschauer von Privat-TV-Sendern mit "Handy-Mitmach-Werbung" bombardiert. Eines der typischen Angebote sind dabei SMS-Flirt-Chats. Dabei wird suggeriert, man könne per SMS-Chat ruckzuck den Traumpartner finden.

Die Staatsanwalt München hat - wie erst jetzt bekannt wurde - bereits Anfang des Monats die Büros des Privatsenders RTL2 durchsuchen lassen. Angeblich wurden im Zeitraum 2005 bis 2006 über 500.000-mal für Flirt-SMS 1,99 Euro kassiert. Die Ermittler gehend davon aus, dass den zahlenden Teilnehmern der Kontakt mit realen Flirt-Partnern nur vorgegaukelt wurde und damit ein gewerbsmäßiger Betrug vorliegt.

Ob RTL2 selbst in die Sache verwickelt ist, ist bislang noch unbekannt. Anscheinend dient die Hausdurchsuchung vor allem dazu rauszukriegen, welches Unternehmen die Werbung geschaltet hat.

Michael Nickles meint: Solche SMS-Flirtdienste funktionieren nach einem simplen Prinzip. Und meist stecken sogar tatsächlich "reale Flirtpartner" dahinter. Der Betreiber des Angebots rekrutiert dafür zig Mitmacherinnen, die sich zuhause per PC mit dem Flirtangebot-Betreiber verbinden.

Wenn jemand eine Flirt-SMS losschickt, dann landet die in einem Rechenzentrum. Die "Flirt-Software" checkt dann ab, welche Mitarbeiterin gerade zu hause an ihrem PC "Flirtkapazität" frei hat. Die kriegt dann die SMS auf ihren PC geleitet und tippt eine SMS-Antwort. Schickt der SMS-Chat-Teilnehmer dann eine weitere SMS, dann landet die wieder im Rechenzentrum.

Und es wird wieder die nächste freie Mitarbeitern ermittelt. Die kriegt dann den bisherigen Chat-Verlauf des Teilnehmers auf ihren Bildschirm und tippt den nächsten Satz als Antwort dazu. Der abgezockte SMS-Flirter kommuniziert also nicht mit einer Person sondern je nach Situation mit zig verschiedenen. Eine Bekannte von mir hat das spaßeshalber vor einiger Zeit mal ausprobiert und sich von so einem SMS-Flirtservice-Anbieter als Mitarbeiterin anheuern lassen.

Die ganze Sache wie generell "hinten rum" organisiert. Rekrutiert werden vor allem "Hartz4-Empfängerinnen", die sich ein bisschen Geld nebenbei verdienen wollen. Und da die eigentlich keine "größeren" Nebeneinkünfte haben dürfen, wird die Bezahlung unter der Hand cash abgewickelt. Es ist übrigens ein verdammt lausiger Job.

Pro beantwortete SMS kriegen die "Flirt-Partnerin" typischerweise einen Cent.