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Nur noch 2,1Mio. Arbeitslose in Deutschland...

weissnix / 15 Antworten / Flachansicht Nickles

.......................die anderen sind alle auf Mallorca.


Aber im Ernst, @jüki, wenn man Deine Geschichte einige postings zuvor liest, dann bleiben einem die dummen Sprüche im Halse stecken. Trotzdem finde ich es einfach zu simpel, die Schuld für die jetztige Situation der augenblicklichen Regierung anzuhängen. Dafür ist die Angelegenheit zu vielschichtig.


Ein Problem zum Beispiel ist das jämmerliche Versagen der (west)deutschen Politik in der Zeit nach Wiedervereinigung. Politiker aller Parteien haben sich verwundert die Augen gerieben, als die Ossies ungefragt "heim in's Reich" kamen; nicht einer hatte einen Plan, als plötzlich genau das geschah, was sie alle 40 Jahre lang lauthals gefordert hatten.


Anstatt die maroden ostdeutschen Betriebe mit einer Art Marshall-Plan (wie nach dem Krieg im Westen) zu sanieren, den Leuten ihre Arbeitspläte zu erhalten und (bei dem unbestreitbar vorhandenen Nachholbedarf im Osten) einen Konsumaufschwung ohnegleichen anzuregen, wurden Betriebe, die eventuell konkurrenzfähig hätten werden können, schleunigst platt gemacht, und riesige Ländereien gingen nach dem Prinzip "Rückgabe vor wirtschaftlicher Vernunft" zurück an die preußischen Junker, die natürlich nichts Besseres zu tun hatten, als ihren neuen (alten) Reichtum auf Kosten derer, die dort 40 Jahre geackert hatten, zu Geld zu machen.


Das damalige Versagen der Regierung Kohl wird irgendwann mal als eine der größten Fehlleistungen deutscher Politik in die Geschichte eingehen. (Dem "Kanzler der Einheit" ist sein historischer Platz ja sowieso schon sicher. Er ist der einzige Kanzler, dem sein Ehrenwort (Ehre???) wichtiger war als das Recht und Gesetz, welches zu achten er geschworen hat.)


Ein zweites Problem ist Europa. Mal ganz einfach ausgedrückt: wenn ein Reicher und zehn Arme gemeinsame Kasse machen, dann hat der eine Reiche hinterher sehr viel weniger, die zehn Armen ein bißchen mehr, und am Ende sind sie alle gleich arm (oder reich, das kommt auf den Standpunkt an). Warum wird denn z.B. der Opel, den ich zur Zeit fahre, in Spanien gebaut, während Opel in Bochum Arbeitsplätze abbaut? Und wieso plant VW schon jetzt neue Werke in Polen? Richtig, weil die Arbeitskraft dort billiger ist; was kümmert den Aufsichtsrat von General Motors die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland, Hauptsache, die Dividende stimmt. Fazit: wir werden lernen müssen, dass es mit uns so lange bergab geht, bis wir uns mit Griechen, Portugiesen, Polen usw. irgendwo in der Mitte treffen - und bis das so weit ist, entstehen in den ärmeren EU-Ländern neue Arbeitsplätze, und bei uns gehen sie den Bach hinunter.


Ein drittes Problem sind die Ausländer. Als sie kamen, hießen sie Gastarbeiter, weil alle Welt davon ausging, dass sie wieder gehen würden, wenn sie nicht mehr gebraucht würden. Inzwischen leben sie hier in der dritten Generation, und im Prinzip ist das auch gut so. Die meisten von ihnen werden eines Tages genau so brave deutsche Staatsbürger sein wie die Nachfahren der Szymanskis und Tibulskis, die um die vorige Jahrhundertwende aus Polen in das Ruhrgebiet eingewandert sind. Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, wie es denn möglich ist, dass es in Deutschland ungefähr genau so viele ausländische Arbeitnehmer die deutsche  Arbeitslose gibt. Bevor Ihr mich einen Nazi schimpft: ich bin selbst kein "richtiger" Deutscher (Vater Volksdeutscher, Mutter Kroatin).


Tja, und wie löst man nun diese (und andere) Probleme?  Kohl wußte es nicht, Schröder weiß es nicht und ich weiß es auch nicht. Wir werden uns wohl damit abfinden müssen, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Aber bis wir mal so arm sind, dass wir, wie z.B. meine Eltern in den 50er Jahren, im Winter nur ein Zimmer heizen können, dauert es bestimmt noch ein Weilchen.   


So, und jetzt dürft Ihr auf mich einprügeln. Besonders auf die Verbalinjurien von Lightning1 bin ich schon gespannt, aber der weiss vermutlich gar nicht, was das ist. 


      

.........und tschüssss!!!!!!!!!!!!
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Low Rider weissnix „Nur noch 2,1Mio. Arbeitslose in Deutschland...“
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Man kann das ganze auch positiv sehen. Experten sagten im Nachhinein, daß die Chance daß die Wiedervereinigung so reibungslos ablief (wie es auch tatsächlich geschehen ist) nur etwa 10% betrug ! Man denke nur mal an die wirklich enorme finanzielle Belastung für den Westen.
Die Währungsunion lief auch sehr problemlos, im Nachhinein schon erstaunlich.

Eine Art Marshall Plan für den Osten wäre vielleicht vernünftig gewesen, aber ist auch nicht so einfach zu bewerkstelligen. Das fängt beim Geld an - Deutschland ist nicht USA.
Stell dir vor die BRD hätte viel Geld in Ostbetriebe gesteckt - was hättest du als westdeutscher Unternehmer, dem es vielleicht auch nicht so gut geht, gesagt ?
Und so einfach wären die Betriebe nicht aufzupeppeln gewesen. Der allergrößte Teil der Ostindustrie war absolut konkurrenzunfähig. Man hätte den Betrieb abreißen und komplett neu bauen müssen um was zu erreichen...

Klar gibt es hier viele Ausländer, aber schau dir doch mal Frankreich oder USA an...
Die nehmen uns ja nicht die Arbeitsplätze (bin selbst halb Ausländer), viele von ihnen haben auch welche geschaffen ! Ein sehr großer Teil der deutschen Arbeitslosen ist einfach mal sehr schlecht gebildet und hat oft nicht mal nen Schulabschluss.

> Wir werden uns wohl damit abfinden müssen, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden.

Dieser Spruch fällt schon seit Jahrzehnten... Jedenfalls lebt der Durchschnittsbürger heute sehr gut und hat nen recht hohen Lebensstandart. Nirgendwo in der Welt geht es Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern so gut wie in Deutschland. Leider haben wir davon zu viele...

Zum Thema Europa: Es wird in Zukunft wohl alles auf einen gemeinsamen Standart hinauslaufen, aber ich glaube nicht daß dieser unter deutschem Niveau liegen wird !

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Nachtrag weissnix
Na sowas... Lightning1
Na sowas... Tilo Nachdenklich