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News: Steinzeitliches Problem

Email-Angst: fast zwei Drittel um Sicherheit persönlicher Daten besorgt

Michael Nickles / 10 Antworten / Flachansicht Nickles
Infografik: Elektronische Kommunikation mit Bürger. (Foto: DIVSI)

Gemäß einer aktuellen Befragung findet es die Mehrheit der Bürger schlecht, wenn Unternehmen und Behörden Informationen per Mail oder im Online-Postfach zustellen

(Originalmitteilung). Da läuft etwas schief: Die Mehrheit der Bevölkerung sieht die Tendenz, dass Unternehmen und Behörden ihren Kunden und Bürgern wichtige Dokumente und Informationen per Mail zuschicken oder in Online-Postfächern hinterlegen, deutlich negativ.

Bei einer vom Deutschen Institut für Vertrauen und Sicherheit (DIVSI) beauftragten und vom Institut dimap durchgeführten repräsentativen Umfrage beurteilen 54 Prozent der Befragten diesen Trend als eher schlecht oder gar sehr schlecht. Im Einzelnen schätzen 20 Prozent der Befragten diese Entwicklung als sehr schlecht ein, 34 Prozent als eher schlecht, 32 Prozent beurteilen sie als eher gut und nur 9 Prozent als sehr gut.

Die Antworten fallen je nach Alter und Geschlecht unterschiedlich aus: Während 62 Prozent der 14- bis 34-jährigen die elektronische Zustellung von Dokumenten gut finden, bewerten alle anderen Altersgruppen dies mehrheitlich als schlecht. Die stärkste Ablehnung zeigt sich bei den über 65-jährigen: Zwei Drittel sprechen sich gegen den Trend aus, dass Unternehmen und Behörden Dokumente und Informationen per Mail oder Online-Postfach zustellen. Auch bei den Frauen finden knapp 60 Prozent diese Art der elektronischen Übermittlung sehr schlecht oder eher schlecht, bei den Männern halten sich Pro und Contra die Waage.

Die Umfrage zeigt weiterhin: Eine deutliche Mehrheit der Bürger sorgt sich um die Sicherheit ihrer persönlichen Daten, wenn ihnen Unternehmen und Behörden wichtige Inhalte per Email zusenden oder in einem Online-Postfach zur Verfügung stellen.

63 Prozent äußern Sicherheitsbedenken. Dabei geben im Einzelnen 25 Prozent der Befragten an, sehr besorgt zu sein, 38 Prozent zeigen sich eher besorgt, 24 Prozent eher nicht besorgt und 8 Prozent gar nicht besorgt. In allen Altersgruppen überwiegt die Zahl der Besorgten. Ob zwischen der Sorge um Datenschutzaspekte und der Ablehnung der Online-Zustellung von Dokumenten und Informationen ein direkter Zusammenhang besteht, kann aus der Umfrage heraus nicht abschließend beantwortet werden.

Auch wenn Banken, Versicherungen, Kommunikationsdienstleister, Ver- und Entsorger sowie Behörden über die schleppende Digitalisierung ihrer Kommunikation zum Kunden klagen, mahnt Matthias Kammer, Direktor des DIVSI, mit Blick auf die Ergebnisse der Umfrage: „Weite Teile der Bevölkerung begegnen der Tendenz von Unternehmen und Behörden, wichtige Dokumente und Informationen den Kunden und Bürgern per E-Mail zu übermitteln oder in Online-Postfächern zu hinterlegen, ausgesprochen skeptisch. Bei allen Digitalisierungsbestrebungen gilt es, die Interessen der Kunden und Bürger nicht aus den Augen zu verlieren und ihre Besorgnisse ernst zu nehmen.“

Wichtige Fakten und Zahlen zur Umfrage

Grundgesamtheit: Bevölkerung in Deutschland ab 14 Jahren

Erhebungsverfahren: Telefoninterviews, 1003 Befragte

Erhebungszeitraum 1. bis 2. März 2017

Wortlaut Frage 1:

Eine Frage zur Zustellung von Dokumenten und Informationen: Viele Unternehmen und Behörden stellen wichtige Dokumente und Informationen den Kunden und Bürgern per E-Mail zu oder hinterlegen sie in einem eigenen Online-Postfach, in dem man sie dann abrufen kann. Halten Sie diese Art der Zustellung von Dokumenten und Informationen für sehr gut, eher gut, eher schlecht oder sehr schlecht?

Wortlaut Frage 2:

Wenn Ihnen Unternehmen und Behörden wichtige Dokumente und Informationen elektronisch zustellen, sind Sie dann um die Sicherheit Ihrer persönlichen Daten gar nicht besorgt, eher nicht besorgt, eher besorgt oder sehr besorgt?

Michael Nickles meint:

Wenn hier irgendeine Studie reinrattert und deren kostenlose Veröffentlichung  erbeten wird, stinkt das natürlich irgendwo. Kaum wer macht grundlos solche Studien und verbreitet sie. Wer oder was zum Henker ist also "DIVSI"? DIVSI steht für "Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet". Das klingt irgendwie nach einem offiziellen "Behördenkram", ist es aber nicht. Erst im Impressum wird unmissverständlich klar, dass es sich bei DIVSI um eine Initiative der Deutsche Post AG handelt.

Vermutlich dient diese Umfrage also dem Zweck, die klassische, generell kostenlose, Email madig zu machen und ihr Projekt "E-Post" zu stärken, das sichere Emails verspricht, dafür aber halt eher teuer ist. Der Versand einer Email bis 20 MByte Umfang kostet hier 70 Cent. Nutzbar ist dieser "E-Post"-Krempel bereits seit 2010. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals eine Email per E-Post erhalten zu haben - und ich kriege verdammt viele Mails. Da lässt sich leicht hochrechnen, wie erfolgreich E-Post ist.

Andererseits stimmt es aber, dass immer mehr auch sehr vertrauliche Mails (mit Anwälten, Steuerberatern, Banken) inzwischen ganz selbstverständlich per normaler Email verschickt werden. Und normale Email ist bekanntlich ähnlich wie Postkarten, auf allen Stationen durchs Internet kann sie "im Klartext" mitgelesen werden. Verschlüsselungs- und Signifizierungsmethoden wie PGP gibt es schon "ewig", sind aber bis heute für den Massenmarkt schlichtweg zu unbequem in der Handhabung.

Die in der Studie von DIVSI berichteten Probleme sind also ernst zu nehmen, mit der Hauptaussage habe ich ein Problem. Dass fast zwei Drittel der Bürger besorgt um die Sicherheit ihrer persönlichen Daten sind glaube ich nicht. Ich bezweifle schlichtweg, dass so viele Bürger mit dem Stichwort "Datenschutz" überhaupt etwas anfangen können.

Auch bezweifle ich, dass es sich überhaupt noch lohnt über sichere oder unsichere Emails zu reden. Und zwar weil Email sowieso schon fast tot ist (auch wenn das viele verbissen und entschieden nicht wahrhaben wollen). Es wächst eine junge Generation an, für die "Email" ein Fremdwort ist. Kommuniziert wird über Messenger (also Facebook-Mechanismen) und fertig. Und über die damit verbundenen Datenschutzprobleme reden wir besser nicht.

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