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100 Euro Preiskiller Thor - Spezialitäten, Erweiterbarkeit, Schwächen

Michael Nickles / 11 Antworten / Flachansicht Nickles
Im ultragünstigen Thor lassen sich zwei SIM-Karten und eine Micro-SD-Speicherkarte gleichzeitig einstecken und nutzen. (Foto: mn)

Die Schwächen preiswerter Smartphones sind meist im Kleingedruckten versteckt. In deutschen Discounter-Prospekten ist es normal, wichtige Angaben einfach wegzulassen. Beispielsweise wie viel Speicher bei einem Gerät tatsächlich frei sein.

Interner Speicher: Der "100 Euro Testkandidat" Vernee Thor kommt mit 16 GByte großem internen Speicher, rund 6 GByte davon sind für Android 6 reserviert. Wirklich frei sind für Nutzer also 10 GByte.

Das ist prinzipiell bei allen Android-Geräten so, ca 5 bis 6 GByte braucht Android selbst. Einige Anbieter von Android-Geräten in Deutschland trauen sich noch, Geräte mit nur 8 GByte Gesamtspeicher in den Handel zu bringen - das ist absurd.

Freier interner Speicher ist bei Android sehr kostbar, eine Speicherkarte hilft hier nur sehr begrenzt, weil viele Apps darauf bestehen in den internen Speicher des Android-Geräts installiert zu werden oder sie brauchen zumindest einen Teil davon.

Ausprobiert. Hier wurde das Thor (siehe "Mobiler Speicher") mit einer 128 GByte Speicherkarte erweitert.

Speicherweiterung mit Micro-SD-Karte: Das günstige Thor hat allerdings bereits das recht moderne Android 6 drauf und hier gelten für Speicherkarten neue Spielregeln, sie können viel effektiver als Speichererweiterung eingebunden werden als bei vorherigen Android-Versionen (siehe Tipp Internen Speicher bei Android-Geräten dramatisch vergrößern ohne Rooten).

Vernee wirbt damit, dass das Thor Speicherkarten bis 128 GByte akzeptiert, also Karten im SDXC-Standard. Der lässt prinzipiell Kapazitäten bis 2 Terabyte zu, das Thor schluckt also vermutlich auch größere Karten als 128 GByte (sobald deren Preis-/Leistungsverhältnis attraktiv wird)

Generell sind externe Speicherkarten viel langsamer als der interne Speicher. Bei der Installation sehr fetter Apps (beispielsweise Navigationskrempel) auf eine "langsame" externe SD-Karte ist also Geduld angesagt. Im Idealfall wird eine extrem schnelle Speicherkarte eingesetzt - die dann aber extrem teuer ist (und dennoch langsamer als der interne Speicher).

Wer Bedenken wegen dem "nur 10 GByte" freiem Speicher des Thor hat, muss den Aufpreis für eine möglichst flotte SD-Karte also einkalkulieren. Schnellste SD-Karten mit 64 GByte kosten rund 40 Euro, wobei die Preise hier rasend stürzen.

SIM-Karten: Wie praktisch alle China-Smartphones ist auch das Thor Dual-SIM-tauglich. Diese chinesische Selbstverständlichkeit lassen sich deutsche Anbieter vergleichsweise ungern und teuer bezahlen. Alle Details zu Dual-SIM gibt es in diesem Praxis-Artikel: PRAXIS: Android - Dual-SIM clever nutzen, ausreizen, sparen.

System: Das Thor kommt mit einem recht originalen Android 6, auf Firlefanz und Bloatware hat der Hersteller verzichtet. Recht vielversprechend: Vernee hat den Kernel-Sourcecode des Thor freigegeben, es wird also sehr wahrscheinlich Custom ROMs geben.

Besonderheiten: 3 GByte RAM sind für ein 100 Euro Gerät sehr großzügig und auch ein Fingerabdruck-Sensor ist da eine außergewöhnliche Zugabe (wenn man einen haben will). Die Meinungen über diesen Fingerabdrucksensor im Netz schwanken enorm. Meinem Rumprobieren nach kommt es auf das Training an, das beim Einrichten des Sensors verlangt wird.

Da muss man den Finger mehrfach abheben und draufdrücken, damit die Software ihn "erlernen" kann. Wie gut es dann in der Praxis klappt hängt von diesem Training ab. Ich bescheinige dem Thor mal eine Trefferquote von 80 Prozent, es funzt recht gut. Alle Weile muss man den Finger halt mehrmals drüberziehen oder draufdrücken bis er  erkannt wird. Die runde Kante um den in der Rückseite versenkten Fingerabdrucksensor ist etwas scharfkantig, fühlt sich also nicht angenehm an. So oder so sollte dieser Sensor als  "Gimmick" betrachtet werden. Ich bin zu faul meine mobilen Geräte mit einem speziellen Mechanismus zu schützen. Es ist mir zu blöd nach jedem Einschalten rummachen zu müssen bevor das Ding bereit ist. Das ist natürlich ein Sicherheitsrisiko. 

Wie die meisten China-Handys hat auch das Thor ein UKW-Radio drinnen - praktisch wenn unterwegs energiesparend Informationen gewünscht werden, die keine Internet-Bandbreite verbrennen. Auch das mögen deutsche Anbieter generell nicht und drum werden selbst hardwaremäßig vorhandene UKW-Teile einfach nicht aktiviert.

Wer an dieser Stelle in günstiges Gerät mit den beschriebenen Eckdaten sucht, kann mit dem Vernee Thor nichts falsch machen - mehr geht für diesen Preis einfach nicht. Das Gerät liegt sehr gut rutschfest in der Hand, ist relativ leicht, bietet für einen 5 Zöller eine gute Akku-Kapazität von 2.800 mAh. Auch bietet das Thor im Vergleich zu anderen Geräten nicht nur LTE, sondern auch die in Deutschland gebräuchlichen LTE-Frequenzbänder.

Gewöhnungsbedürftig. Die Hardware-Tasten sind nicht beleuchtet sondern nur aufgedruckt, im Dunkeln also nicht erkennbar. Zudem ist die Beschriftung der äußeren Tasten recht fragwürdig: jeweils nur ein Punkt. (Foto: mn)

Schwächen: Im mehrtägigen Praxistest ließen sich (im Verhältnis zum Preis) keine fatalen Schwächen feststellen. Recht gewöhnungsbedürftig sind die drei "Hardware-Bedientasten" unterhalb des Displays. Vernee verzichtet hier auf Beleuchtung und auch die Beschriftung fällt aus dem Rahmen.

Die mittlere Taste dient Android-üblich als Home-Taste, die beiden Tasten links und rechts sind jeweils nur mit einem Punkt gekennzeichnet. Der Nutzer muss also selbst ausprobieren, welche Taste für "zurück" und welche für Menü/Optionen dient. Störend (wenn man sich dran gewöhnt hat) ist auch, dass das Thor über keine Benachrichtungs-LED verfügt. Was mich auch nervte: das Vibrations-Feedback beim Tippen ist mir zu heftig - es kitzelt und es lässt sich nicht schwächer einstellen. Ausschalten des eigentlich praktischen Feedbacks geht für Display-Aktionen, bei den drei Hardware-Tasten unten aber anscheinend (noch) nicht.

Ebenfalls ein Manko, das mit einem Software-Update vielleicht noch behoben wird: soweit bei den Einstellungen ersichtlich, kann nur ein Klingelton für beide SIMs eingestellt werden. Bei einem Dual-SIM-Gerät ist es praktischer, wenn jede Nummer einen eigenen Klingelton haben kann. Dann hört man beispielsweise gleich, ob es sich um einen privaten oder geschäftlichen Anruf handelt. Die fehlende Funktionalität kann natürlich herbeigetrickst werden wie hier erklärt: Android - Dual-SIM clever nutzen, ausreizen, sparen.

Über die weiteren Schwächen werden vermutlich nur Technikfans schimpfen. Gespart wurde bei den Sensoren. Das Thor hat keinen Kompass und auch kein Gyroskop. Experimente mit Virtual Reality (Google Cardboard und Co) sind also sinnlos. Dass bei einem Gerät dieser Klasse auch keine Luxus-Kameras zu erwarten sind ist selbsterklärend. Technik-Freaks die gerne rooten, modden, alternative Systeme installieren wollen, sollten vorher abchecken, wie es um die Community eines China-Herstellers aussieht. Vernee ist noch extrem jung, entsprechend klein war die Community zum Zeitpunkt dieses Berichts. Eine erste Anlaufstelle ist das englischsprachige Thor-Forum von Vernee.

Wohlgemerkt: die hier aufgeführten Schwächen sind im Hinblick auf den Preis von rund 100 Euro Jammern auf allerhöchstem Niveau!

Generell kann das Thor einfach so genutzt werden wie es kommt: Deutsch als Sprache einstellen, OTG-Updates (direkt vom Gerät angeboten) installieren, fertig.

Prinzipiell läuft alles: hier Relic Run, Unkilled, Candy Crush Saga. VR-Anwendungen (oben Mitte) lassen sich starten aber nicht steuern, weil dem Thor Gyroskop- und Kompass-Sensor fehlen.

Mit dem Vernee Thor liegt das zweite Testgerät für die "China-Smartphone-Testreihe" auf Nickles.de vor und eine erste gewichtige Weisheit: der Kampf um das beste Preisleistungsverhältnis ist im Chinamarkt gewaltig.

Es kommen permanent neue Modelle und die Preise schwanken fast täglich. Das erste Testgerät - das Xioami Redmi Note 3 Pro - kostete zum Testbeginn Anfang Mai rund 215 Euro, aktuell ist sein Preis auf rund 163 Euro runtergekracht. Das Vernee Thor kostet (während ich diesen Satz schreibe) 106 Euro. Der Preisunterschied zwischen dem "100 Euro Preiskiller" und dem "200 Euro Preiskiller" beträgt also nur 60 Euro.

Diese 60 Euro entscheiden durchaus über einen "Klassensprung". Vielleicht ist aber einfach eine Kleinigkeit, die den Grund für die Kaufentscheidung ausmacht. Das Thor hat "nur" einen 5 Zoll Bildschirm, ist dafür kompakter und leichter, auch ohne Schutzhülle rutschfest griffig. Das Redmi Note 3 Pro bringt ein 5,5 Zoll Display ist dafür etwas größer, das metallische Gehäuse ist edel aber rutschig, an einem Schutzcover führt kein Weg vorbei. Weiter bietet es für 60 Euro mehr ein deutliches Plus an Leistung: die Antutu-Benchmark-Score ist beim Xiaomi Redmi Note 3 Pro mit 76081 über doppelt so hoch wie beim Vernee Thor (35918).

Und der Hersteller Xiaomi hat auch schon eine enorme Fangemeinde, bietet auch "Technik-Freaks" enormen Spielraum für Experimente, alternative Systeme und dergleichen.

In einigen (auch deutschen) Tests wird das Vernee Thor als "Mittelklasse"-Smartphone bezeichnet. Für "deutsche Marktverhältnisse stimmt das. Im Fall "chinesischer Marktverhältnisse" wäre die Einstufung "obere Einstiegsklasse" passender.

Ich schließe den Testbericht des Thor hier mal mit einer klaren Kaufempfehlung ab - mehr geht um 100 Euro bestimmt nicht. Das Vernee Thor schlägt mit links jedes Smartphone das in Deutschland direkt für diese Kohle oder gar mehr verkauft wird.

Das Testgerät: Vernee Thor - hier aktuellen Preis abchecken.

HINWEIS: Dies ist ein exklusiver Nickles.de LIVE-Beitrag! Du bist live dabei während der Beitrag entsteht, kannst jederzeit den aktuellen Stand mitdiskutieren und Einfluss auf den weiteren Verlauf des Betrags nehmen.

Inhaltsverzeichnis des Beitrags:

1. TEST: Vernee Thor - Smartphone-Mittelklasse-Preiskiller für rund 100 Euro

2. 100 Euro Preiskiller Thor - Spezialitäten, Erweiterbarkeit, Schwächen

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alex179 giana0212 „Echt, Sternenkarte und Sat-Finder? Aber wir reden schon noch von einem Telefon? Ich verweise außerdem nochmal auf den ...“
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Wir reden von einem Smartphone. Dort ist der Bewegungssensor auch bei 100€-Geräten heute einfach Standard. Daran muss sich das Gerät messen, wenn es als Schnäppchen durchgehen will. Auf den Octa-Core Prozessor oder Fingerabruck-Scanner würde ich eher verzichten, als auf den Bewegungssensor. Für Apps, die man so auf dem Smartphone nutzt, reicht schon eine betagte Quadcore-CPU in der Regel voll aus. 

Wenn man mit dem Gerät nur telefonieren möchte, kann man auch beim billigeren Klapphandy bleiben.

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