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News: Monoton, kaum eigene Recherche

ARD / ZDF: Vorwurf schwerer Defizite bei Politikmagazinen

Michael Nickles / 21 Antworten / Flachansicht Nickles
Die Studie der Otto Brenner Stiftung.

Schwere inhaltliche Defizite bei Politikmagazinen, wirft eine medienkritische Studie der Otto Brenner Stiftung den durch Zwangsgebühren finanzierten Sendern ARD und ZDF vor.

Mit der Fragestellung "Wie politisch sind die Politikmagazine im Fernsehen?" wurde erörtert, dass die Magazine zu wenig große Themen bringen, zu viele Skandale aufbauschen, zu wenig Bezug zu innenpolitischen Debatten haben.

Für die Studie hat der Medienwissenschaftler Bernd Gäbler (ehemaliger Geschäftsführer des Grimme Instituts) vier Monate lang, von September bis Ende Dezember 2014, alle Ausgaben und Einzelbeiträge der Magazine Report Mainz und München, Monitor, Panorama, Fakt und Kontraste (alle ARD), frontal 21 (ZDF) und Spiegel-TV (RTL) analysiert.

Nicht weniger als 214 einzelne Filmbeiträge mit Gesamtdauer von 32 Stunden und 7 Minuten wurden berücksichtigt. Auch Stil und Funktionen der Moderationen wurden berücksichtigt, Zuschauerzahlen und Quoten verglichen.

Eine konkrete Kritik an der ARD ist "ungenügende Markenführung“. Sechs Magazine an zwei Sendeterminen seien einfach zu viele und nur dreißig Minuten Sendezeit gleichzeitig zu wenig für eine "variable Gestaltung".

Auch ließe der Sender sie zu oft ausfallen oder kürze - aus aktuellem Anlass – ihre Sendezeit. Insbesondere die Magazine „Kontraste“ und „Fakt“ hätten im Beobachtungszeitraum wenig eigene Recherchen aufzuweisen und kaum außergewöhnliche Beiträge entwickelt. Der ARD empfiehlt die Studie eine Konzentration und Zusammenführung der vorhandenen Ressourcen.

Das 45-minütige wöchentliche ZDF-Magazin frontal 21 bietet nach Einschätzung des Autors am meisten Abwechslung, es fehle aber an redaktioneller Stärke für ein kontinuierlich hohes Niveau der Beiträge und an einer langfristigen Recherchestrategie.

Auf RTL biete Spiegel-TV zwar immer wieder einzelne gute Beiträge – etwa zu Ebola und dem IS-Terror –, entwickle sich aber zu einem „bunten Gesellschaftsmagazin“. Auch der Sender RTL behandle das Magazin wenig pfleglich. Die Untersuchung schließt mit konkreten Handlungsempfehlungen für die Sender.

Die sehr detaillierte Studie mit 112 Seiten Umfang kann als PDF runtergeladen werden. Alternativ ist die Studie auch als gedrucktes Arbeitsheft bestellbar, wofür um eine unterstützende Spende gebeten wird.

Michael Nickles meint:

Bernd Gäbler, der Autor der Studie, war jahrelang in verschiedenen Fernsehredaktionen tätig, leitet das Grimme-Institut in Marl und bildet Journalisten aus. Es ist also davon auszugehen, dass der Mann sauber analysiert hat.

Klar festgestellt wird in der Studie auch, dass die privaten TV-Sender zu reinen "Unterhaltungsdampfern mutiert sind", keine politischen Magazine mehr produzieren. Seitens ARD und ZDF gibt es also Verbesserungsbedarf, eine Alternative existiert kaum.

Braucht es also zwangsfinanzierte öffentlich rechtliche Sender wegen ihrer Politiksendungen? Nein. Gäbe es ARD und ZDF nicht mehr und gäbe es ein wirkliches Interesse an inhaltlich guten Politiksendungen, dann würde die auch irgendwer machen.

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The Wasp Michael Nickles „ARD / ZDF: Vorwurf schwerer Defizite bei Politikmagazinen“
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Braucht es also zwangsfinanzierte öffentlich rechtliche Sender wegen ihrer Politiksendungen? Nein.

Bis hierhin kann ich dir zustimmen. Vieles in der ARD und dem ZDF ist Lobbyismus für CDU, CSU und SPD. Sachliche Information ist in vielen Sendungen Mangelware.

Gäbe es ARD und ZDF nicht mehr und gäbe es ein wirkliches Interesse an inhaltlich guten Politiksendungen, dann würde die auch irgendwer machen.

Die Öffentlichen sind aber nicht irgendwer, die Öffentlichen müssen bestimmten Kritierien genügen. Das Problem ist aber auch, dass bei den Öffentlichen die Unabhängigkeit leidet, weil der Einfluss von CDU und SPD nach wie vor viel zu groß ist und die Öffentlichen viel zu viel Wert auf Quotenfernsehen, denn auf unabhängiger sachlicher Information legen.

Dass Fernsehen besser wäre, wenn es nicht gebührenfinanziert ist, ist Unfug. Die Fernsehlandschaft der Privaten kennen wir. Sie würde sich auch nicht verbessern, wenn es die Öffentlichen nicht gäbe. Im Gegenteil. Fernsehen würde noch viel asozialer werden, als es jetzt schon ist. Ein Blick über den großen Teich würde ja genügen.

Ende
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