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News: Eroberung des Wohnzimmers

Microsoft Bob: Flop feiert 20sten Geburtstag

Michael Nickles / 9 Antworten / Flachansicht Nickles
Einer der Nachfahren von "Bob" hat es bis nach Windows XP geschafft.

Mitte 1990 gab es zwar bereits das vorangeschrittene Windows in der Version 3.1, der Weg vom textbasierten MS-DOS zum Durchbruch grafischer Bedienungsoberflächen war geebnet.

Dennoch war für viele Menschen auch Windows 3.1 noch längst nicht einfach und verständlich genug. Drum hat es Microsoft mit einem alternativen Konzept namens Bob probiert, dessen Projektleiterein Melinda Gates war, die heutige Ehefrau von Bill Gates.

Jetzt hat der Register darauf aufmerksam gemacht, dass Bob seinen 20sten Geburtstag feiert. Bob kam 1995 anlässlich der Consumer Electronics Show (CES) am 10. März 1995, der Support des heute als Flop klassifizierten Projekts wurde Mitte 1999 eingestellt. Wie viele der geschätzt 30.000 Käufer von Bob wirklich damit gearbeitet haben ist unbekannt.

Um totalen PC-Laien die digitale Welt näher zu bringen, präsentierte Bob am Bildschirm eine heimische Umgebung in "Comic-Grafik". Anstelle von Anwendungsymbolen gab es bei Bob grafische Objekte um Programme zu starten, diverse Assistenten halfen Vorgänge zu erlernen.

Das Ende von Bob wurde mit dem kurz darauf veröffentlichten Windows 95 eingeleitet. Ganz Schluss war der Versuch die Hemmschwelle zum PC durch "Comic-Figuren" zu brechen damit aber noch nicht. Unter anderem der animierte Hund in der Windows-Suche ist uns bis Windows XP erhalten geblieben.

Auch die Microsoft-Community hat Bob übrigens nicht vergessen, jüngst wurde an das Projekt im Rahmen einer Diskussion über Windows Bedienungsoberflächen erinnert. Die Modern UI Oberfläche von Windows RT mit ihren eigenen Apps wurde als "Bob"-Modus bezeichnet.

Michael Nickles meint:

Ich habe die Zeit des Umbruchs von MS-DOS zu Windows hautnah miterlebt, damals unter anderem Pressearbeit für Microsoft gemacht. Es gab damals die klare Zielsetzung endlich das "Wohnzimmer" zu erobern, Menschen zum PC zu bringen, die ums Verrecken nicht wussten, was sie mit so einem Ding anfangen sollen.

Oder Menschen aufzuklären, die schlichtweg Angst vor Rechnern hatten. Ja, auch wenn sich das viele heute nicht mehr vorstellen können: es gab wirklich Leute (und vermutlich gar nicht mal wenige), denen so ein Rechner nicht geheuer war, die sich dafür gefürchtet haben.

Wer sich alte Science Fiction Film wie Colossus anguckt, versteht was ich meine. Damals hatten Rechner noch eher furchteinflößende Bezeichnungen wie "Elektronengehirn". Es ist also Quatsch heute über "Bob" zu lachen - es war damals ein durchaus wichtiger Versuch.

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