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News: Hälfte der Zuschauer am Vergreisen

ARD/ZDF: 45 Millionen Euro für Jugendinhalte im Internet ...

Michael Nickles / 40 Antworten / Flachansicht Nickles

Die öffentlich rechtlichen Sender haben das Problem, dass ihr Stammpublikum langsam vergreist. Aus einem auf ARD verfügbaren PDF-Dokument geht hervor, dass das Durchschnittsalter der ARD-/ZDF-Zuschauer inzwischen auf 60 Jahre gestiegen, die Hälfte der Zuschauer über 65 Jahre alt ist.

Die jüngere Bevölkerungsgruppe geht mit steigender Tendenz an die Privatsender verloren. Bereits 2007 (also vor ACHT Jahren!!!) hat die Konferenz der Gremienvorsitzenden der Landesrundfunkanstalten beschlossen, sich intensiver mit der "Erreichbarkeit der Jugend" zu befassen.

ARD-Vorsitzender Lutz Marmor. (Foto: ARD, www.ard.de)

Jetzt soll laut Meldung von Infosat Bewegung in die Angelegenheit kommen. Laut dem ARD-Vorsitzenden Lutz Marmor soll bis Sommer ein Konzept für ein neues Jugendangebot von ARD und ZDF gebastelt werden, ein Start ist für 2016 angedacht.

Dabei wird es aber nicht wie ursprünglich vorgesehen einen neuen "Jugend-Fernsehkanal" geben. Die Ministerpräsidenten der Länder haben beschlossen, dass die "Jugendaktivitäten" von ARD und ZDF nur durch Internetangebote erfolgen sollen.

Das Budget zur Begeisterung der Jugend für ARD/ZDF ist laut Digitalfernsehen.de bereits bekannt: jährlich 45 Millionen. 30 Millionen davon darf die ARD verbraten, 15 Millionen das ZDF.

Michael Nickles meint:

Es gibt bislang wohlgemerkt noch nicht einmal ein Konzept, aber das Budget steht schon fest. Im Hinblick auf die zu erwartenden "Milliarden" Mehreinnahmen die verfeuert werden müssen, ist das kaum verwunderlich.

Muss Geld für ein spezielles Jugendprogramm der öffentlich rechtlichen Zwangsanstalten verbrannt werden? Definitiv nein. Die junge Generation ist klug und mündig genug um sich ihr Programm selbst zu machen: im Internet. Dort gibt es genug nationale und internationale Angebote für die Jugend, jeder kann sich sein Programm längst selbst machen.

Besonders dreckig: mit dem Plan die Jugend über ein Internetangebot zu erreichen, treten ARD/ZDF wettbewerbswidrig gegen zig andere Jugend-orientierte Webangebote an, die sich selbst finanzieren müssen und sich nicht aus einem Budget von 45 Millionen Euro aus "Zwangseintreibung" bedienen können.

Exakt wegen diesen wettbewerbswidrigen Internetaktivitäten von ARD und ZDF wurde bereits genug diskutiert und verboten! Ich erinnere mal an die absurde Idee von ARD und ZDF, eine eigene kostenpflichtige Online-Videothek zu basteln. Weiter zu erinnern: bereits 2008 wurden ARD/ZDF von der EU-Medienkommissarin eindringlich aufgefordert, ihre Online-Pläne einzuschränken (siehe Spiegel-Bericht).

Die EU-Kommission stellte klar, dass die Wettbewerbsstruktur im Online-Markt wesensverschieden zum klassischen Fernsehmarkt sind und öffentlich finanzierte Online-Angebote daher sehr viel schwerer zu rechtfertigen sind als im Rundfunk.

Mit der jetzt beschlossenen Geldverbrennung für Jugendaktivitäten im Internet, wird erneut auf diese Richtlinien gepiffen. Der Vorfall belegt, wie wichtig es ist, dass ARD und ZDF endlich in ihre Schranken verwiesen und per Reform zur Entschlackung gezwungen werden.

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Ich kann Dir nur sagen, was ich gemacht habe.

Ich habe mich früher, als das noch möglich war, auch nach allen Regeln der Kunst um die Zahlung der Gebühr herumgedrückt. Seit Anfang 2013 zahle ich jedoch, mehr oder weniger widerwillig.

Vielleicht sollte ich ergänzen, dass ich mich im Studium u.a. mit Verwaltungsrecht/öffentlichem Recht herumschlagen musste. Von daher war mir recht schnell klar, dass die Zeit der Zahlungsverweigerung für mich (!) nun abgelaufen war, weil ich in den Gesetzen/Staatsverträgen keinerlei Handhabe gefunden habe, darum herumzukommen. Die Ergebnisse der bisherigen Verfahren zum Thema Rundfunkbeitrag haben mich daran nicht zweifeln lassen. Außerdem habe ich weder die Zeit noch die Nerven, einen von vorneherein nahezu aussichtslosen Streit zu führen.

Eines sollte klar sein: Jeder Anwalt hofft auf einen öffentlichkeitswirksamen Prozess, in dem er als Sieger "vom Platz" geht. Diese Popularität zahlt sich i.d.R. durch interessante bzw. lukrative neue Mandate aus. Warum wohl winken aber nahezu alle Anwälte ab, wenn jemand sie um Beistand im Kampf gegen den Rundfunkbeitrag ersucht? Vielleicht weil es gar nicht gut kommt, vor Gericht mit Pauken und Trompeten unterzugehen?

Ich verfolge mit Interesse die hiesigen Postings. Ich habe nichts dagegen, wenn Gebührenverweigerer den Kampf bis zum Ende führen wollen. Was mir nicht immer gefällt ist jedoch die (imo teils unangebrachte) Siegesgewissheit, die hier von einigen verbreitet wird. Und zwar dann, wenn Unbedarfte dazu gebracht werden, den Kampf bis zum Gericht auszutragen. Die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns ist dazu einfach zu groß.

Letztendlich muss aber jeder für sich die Entscheidung treffen. Ich halte es ausdrücklich nicht für feige, die "Kröte zu schlucken", sobald man eingesehen hat, dass der Gegner die besseren Karten hat.

Es gibt sicherlich zielführende Wege, den Rundfunkbeitrag zu reformieren. Aber dies bedeutet langwierige Überzeugungsarbeit bei denjenigen zu leisten, welche die politischen Entscheidungen treffen. Die Zahlung einfach zu verweigern gehört dagegen imo nicht dazu, auch wenn das immer mehr Personen machen. Ganz im Gegenteil: Je mehr Verweigerer es gibt, desto eher lohnt es sich für die Rundfunkanstalten, ausstehende Beiträge einzutreiben und dazu notfalls auch neues Personal einzustellen.

Noch mal ein Vergleich: Mir wäre keine Geschwindigkeitsbegrenzung bekannt die abgeschafft wurde, weil sich nur eine Minderheit der Verkehrsteilnehmer daran gehalten hätte. Im Gegenteil, dann wird ein stationärer Blitzer installiert - schließlich amortisiert der sich innerhalb weniger Monate.

The trouble with computers is that they do what you told them – not necessarily what you wanted them to do.
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