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News: 10 Jahre zu spät

Pono Player: Neil Youngs Klangrevolution kostet 400 Dollar

Michael Nickles / 11 Antworten / Flachansicht Nickles

Im März startete der kanadische Musiker Neil Young eine sehr erfolgreiche Kickstarter-Kampagne für einen neuen Musik-Player namens "Pono". Konkret war es die bislang dritterfolgreichste Finanzierungskampagne überhaupt.

"Pono" soll Musik-begeisterten Menschen das bestmögliche mobile Klangerlebnis liefern, das im digitalen Zeitalter möglich ist. Über 18.000 Unterstützer machten mit, das Finanzierungsteil von 800.000 Dollar wurde mit 6,2 Millionen Dollar weit übertroffen. Jetzt ist aus dem Prototyp ein fertiges Produkt geworden.

Der einst auf Kickstarter gezeigte Prototyp des Pono-Players (Foto: Hersteller / Kickstarter)

Der Pono Player soll Anfang 2015 für 400 Dollar in den Handel kommen. Der "Highend"-Player verfügt über 128 GByte Speicherplatz, was für 100 bis 500 Alben in "hochauflösender Soundqualität" reichen soll.

Einen Steckplatz für Speicherkarten bis 64 GByte gibt es auch. Herz des Players ist der Digital-Analog-Wandler ESS ES9018M DAC.

Eine Besonderheit des Players ist nicht nur das dreieckige Gehäuse. Er verfügt gleich über zwei Audio-Ausgangsbuchsen, die nicht nur sozialen Charakter haben, zwei Zuhörer ermöglichen.

Die beiden Buchsen lassen sich auch nutzen lassen um den rechten und linken Kanal getrennt rauszulassen. Das soll beispielsweise für das Einspielen in Highend-Stereoanlagen empfehlen.

Das fertige Produkt: (Foto: Ponomusic)

Bei der Soundqualität gibt der Hersteller "verlustfreie" Wiedergabe bis 192kHz/24 Bit an. Unterstützt werden die Musikdateiformate FLAC, ALAC, WAV, AIFF, AAC (unprotected) und MP3.

Der 2.900mAH Akku soll für 8 Stunden Musikwiedergabe reichen. Zeitgleich mit Pono kommt auch ein Online-Musikdienst namens Ponomusic - dort wird nebst dem Player auch Musik in der hochauflösenden Qualität verkauft.

Michael Nickles meint:

Beginnend mit der CD wurde die Soundqualität im Laufe der Jahrzehnte immer mehr kaputt gemacht. Die ehemals geringe Internetbandbreite hat das komprimierende MP3-Format erforderlich gemacht und der Qualität damit komplett den Rest gegeben.

Der einstige Apple-Chef Steve Jobs hatte dann die Bombenidee einen  "mobilen MP3-Player" zu bauen und MP3s online zu verkaufen. Selbst hat er bekanntlich zuhause lieber Vinyl gehört, also die alten analogen Schallplatten.

Inzwischen ist Speicher derart fett und billig, das Internet so schnell geworden, dass es das komprimierende und qualitätslynchende MP3-Format nicht mehr braucht. Neil Youngs Idee, einen Player zu bauen der verlustfreie digitale Formate abspielt ist richtig.

Nur braucht es dafür eigentlich keine spezielle Hardware. Selbst mobile Billigst-Player können verlustfreie Soundformate wie FLAC abspielen. Strenggenommen braucht man nicht mal einen speziellen Player dafür - selbst das billigste Android-Smartphone kann das längst standardmäßig, es braucht nicht mal eine spezielle App dafür.

Und mit der Anschaffung des 400 Euro Player ist es ohnehin nicht getan - es braucht selbsterklärend noch einen möglichst hochwertigen Kopfhörer dazu.

Das Geheimnis des Players ist letztlich der Sound-Prozessor, also dieser DA-Wandler mit der Bezeichnung ESS ES9018M - so bezeichnet zumindest Ponomusic das Ding. Auf der Produktübersicht des Herstellers ESS gibt es dieses Modell mit exakt dieser Bezeichnung nicht. Dort gibt es nur den Flagschiff-Wandler-Baustein ES9018K2M und einen ES9018 ohne  weiteres Kennungsanhängsel.

Unterm Strich gilt: knallhart betrachtet ist eine Wandlungsleistung von 192kHz/24 Bit heute  kein Kracher mehr. Aber es kommt halt auf den Baustein an und wie er es genau macht. Das artet bei Profis dann irgendwann in der Diskussion aus, ob "Stecker mit Goldkontakten" Sound selbst bei digitaler Übertragung hörbar besser machen.

Womit ich beim Pono Player ein grundsätzliches Problem habe: die Zeit ein eigenes Dingsbumms für Musik mitzuschleppen ist aus und vorbei. Musik wird mit einem Smartphone abgespielt und basta. Ein Vergleichstest, wie der Audio-DAC eines Smartphones mit dem des Pono Players konkurrieren kann wäre bestimmt interessant. Der Pono Player kommt schlichtweg 10 Jahre zu spät. Es ist mir schleierhaft, warum dieses Kickstarter-Projekt so erfolgreich war.

HiFi-Esoteriker. BastetFurry
Olaf19 Michael Nickles „Pono Player: Neil Youngs Klangrevolution kostet 400 Dollar“
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Womit ich beim Pono Player ein grundsätzliches Problem habe: die Zeit ein eigenes Dingsbumms für Musik mitzuschleppen ist aus und vorbei. Musik wird mit einem Smartphone abgespielt und basta.

Was sich nach wie vor gut verkauft, sind mobile Aufnahmegeräte, sog. Pocket- oder auch Field-Recorder. An deren ausgeklügelte hochwertige Mikrofontechnik kommt kein Smartphone ran. Ein halbwegs ambitionierter Fotograf würde ja auch nicht seine semi-professionelle Ausrüstung gegen Knipserei mit dem Handy eintauschen.

Dass sich aber ein reines Wiedergabegerät immer noch so gut verkauft, wundert mich auch. Das schicke Aussehen allein kann es ja nicht sein.

Bei der Soundqualität gibt der Hersteller "verlustfreie" Wiedergabe bis 192kHz/24 Bit an.

192 kHz sind Quatsch. Das menschliche Gehör kann in jungen Jahren bestenfalls bis 20 kHz wahrnehmen. Um die richtig einzufangen benötigt, man mindestens die doppelte Abtastrate (Nyquist-Theorem), also über 40 kHz. Daraus hat sich die Standard-Abtastrate von 44,1 kHz entwickelt (2 x 3 x 5 x 7 ins Quadrat). Demnach sind 96 kHz schon purer Luxus. Aber 192...? - das brauchen doch nur Fledermäuse.

Anders sieht es bei der Bit-Breite aus: 24 Bit sind schon gut, das entspricht einer Dynamik von 144 db, das ist fast so gut wie unser Gehör. Aber wie roaka1 schon richtig sagte, Files mit 24 Bit sind äußerst selten.

CU
Olaf