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ARD/ZDF Unboxing - Neue Nötigung mit Beitragsbescheid

Michael Nickles / 29 Antworten / Flachansicht Nickles

Es weckt Kindheitserinnerungen, die Gefühle beim Öffnen eines Überraschungseis. Heute nennt man das "Unboxing". Das "öffentlich rechtliche Werbefernsehen" hat mich heute wieder mal mit so einem Unboxing-Erlebnis beglückt. Und das fing wie immer draußen vor der Haustür beim Briefkasten an:

Das neue Schreiben der Abkassierer traf zeitgleich mit einer Arztrechnung und Spam-Post von der katholischen Kirche (Pfarrbrief) ein - das ist Post wie ich sie liebe.

Um den Briefumschlag nicht zu beflecken, habe ich mir erstmal den Erregungsschweiß von den Fingern am Pfarrbrief abgewischt und das GEZ 2.0 Kuvert dann vorsichtig nach oben in die Wohnung zum Küchentisch befördert.

Für die Fotoaufnahmen des spektakulären Unboxing-Events habe ich die besonders hochwertige Kamera meines Billigst-Smartphones von Lidl verwendet.

Auf Blitzlichteinsatz habe ich verzichtet, weil das Handy kein Blitzlicht hat:

Das neue Schreiben vom Beitragsservice war in einem formschönen Fensterbriefkuvert verpackt. Es gab wie immer keine bunte Briefmarke, die die zeitlos elegante Weiß-Schwarz-Müllgrau-Farbgebung störend unterbrochen hätte.

Die Marke wurde direkt auf dem Schreiben als Datamatrix-Code aufgedruckt.

Wie immer habe ich den Code erstmal ausgelesen um das Absendedatum des Schreibens zu ermitteln (wie so was geht hab ich hier erklärt: Faule Fristen in Briefen - richtiges Versanddatum entschlüsseln). Das war laut Datamatrix-Code der 3.6.2014. Da das Schreiben einen Tag später am 4.6.2014 bei mir eintraf, ging ich schon mal davon aus, dass es sich diesmal nicht um ein Schreiben mit irgendeiner Frist handelt, die beachtet werden muss.

Denn bei Schreiben mit Frist, datiert der Beitragsservice ganz offensichtlich bewusst gerne mal eine Woche zurück, um die Frist künstlich zu verringern, den "Druck" zu erhöhen.

Aber zurück zum Unboxing:

An der Haptik des "Müllgrau"-farbenen Briefumschlag gilt zu kritisieren, dass er sich recht widerlich rau anfühlt, vom sanften Berühungserlebnis eines hochwerigen Umschlags weit enfernt ist. Hier besteht enormer Nachbesserungsbedarf. Einen kleinen Bonuspunkt kann das Sichtfenster des Umschlags verbuchen.

Dessen Transparenz lässt nicht zu wünschen übrig und das glatte Sichtfenster geht sehr sauber bündig zum rauen Umschlag über. Kratzer konnte ich auf dem Umschlagfenster auch nicht feststellen und besonders auffällig spiegeln tut es auch nicht.

Zum Umschlag gibt es noch ein wichtiges lobenswertes Detail festzuhalten. Auf der Umschlagrückseite findet sich das "Blauer Engel"-Gütesiegel für umweltfreundliche Resourcen-Schonung.

Da Vorfreude bekanntlich die größte Freude ist, habe ich den Unboxing-Vorgang an dieser Stelle erstmal unterbrochen und bin rüber zum Getränkemarkt gefahren um ein paar Flaschen Augustiner Edelstoff zu holen.

Parken am Getränkemarkt. Und was ist hinten in der Kühltasche drinnen? Kein Edelstoff.

Leider gab es im Kühlhaus grad kein Edelstoff und ich habe ersatzweise drei Augustiner Helle und drei Tegernseer Helle mitgenommen.

Ich werde mir bei Gelegenheit mal einen Anhänger fürs Fahrrad besorgen müssen, damit ich ganze Kästen transportieren kann.

Eigentlich ist der Dreck die Zeit und den Energieaufwand geöffnet zu werden nicht wert. Aber da ich versprochen habe hier alles zu dokumentieren, habe ich es gemacht:

!&2014-gez-16.jpg!

Der Umschlag des "Service" ist hinten an den Ecken praktischerweise nicht vollständig verklebt. Man kriegt leicht ein spitzes Messer rein um ihn aufzuschlitzen.

Ich habe mich zum Einsatz des kleinen, recht scharfen Klappmesserchens entschieden, das ich immer am Schlüsselbund dabei habe.

Das Öffnen des Umschlags ging recht mühelos vonstatten, die Qualität des "Umweltpapierumschlags" reichte aus, um eine saubere geradlinige Schnittlinie hinzukriegen.

Im Umschlag steckte erwartungsgemäß ein Schreiben vom Bayerischen Rundfunk und einen Zahlschein haben die Eintreiber auch gleich beigelegt.

Die Papierqualität des Schreibens macht einen sehr minderwertigen, lumpigen Eindruck.

Während alle vorherigen Schreiben noch farbige Logos von ARD und ZDF hatten, ist das Schreiben diesmal komplett Schwarzweiß und es wurde ganz offensichtlich mit einer recht lumpigen Auflösung gedruckt.

Die lausige Druckqualität des Schreibens lässt sich auch mit bloßem Auge leicht erkennen.

Ich habe schon arge Zweifel, ob diese Schreiben echt oder eine Fälschung ist. Erst kürzlich hat die tz eindringlich vor GEZ-Betrug, falschen Rechnungen gewarnt.

Ganz wichtig: dieses Mal handelt es sich beim Schreiben (so es keine Fälschung ist) erstmals nicht um irgendein schwammiges Geseier sondern um einen Beitragsbescheid, betitelt mit "Gebühren-/Beitragsbescheid".

Zuvor stand als Betreff nur "Zahlung der Rundfunkbeiträge" drauf. Hier das komplette Schreiben, Vorder- und Rückseite:

Zu beachten ist, dass im Schreiben erstmals der "Bayerische Rundfunk" nebst Anschrift angegeben ist und nicht einfach nur "Beitragsservice".

Der Text des "Bescheid" ist ähnlich vertrauenswürdig, wie Spam-Mails der Nigeria-Mafia.

Ich werde darauf hingewiesen, dass ich meine "Rundfunkgebühren-/beiträge" (also was jetzt - "Gebühren" oder "Beiträge"?) bislang nicht gezahlt habe.

Für den Zeitraum 1.1.2013 bis 31.3.2014 soll ich 277,70 Euro zahlen. Neben den 269,70 Euro Rundfunkbeiträgen wurden jetzt zusätzlich "8 Euro Kosten" draufgehauen, die unten als "Säumniszuschag" erläutert werden.

Welche Versäumnis bitte? Schließlich ist das das erste Mal, dass ich überhaupt einen (wenn auch fragwürdigen) "Bescheid" erhalten habe. Als zu zahlenden Gesamtbetrag gibt der Bayerische Rundfunk 331,64 Euro an - für 4.4.2014 bis 06.2014 wollen sie auch gleich 53,94 Euro haben.

Das Schreiben verweist schließlich drauf, dass sich auf der Rückseite die "Rechtsbehelfsbelehrung" befindet. Dort wird im "Blassgedruckten" erläutert, dass gegen den Bescheid innerhalb eines Monats Widerspruch erhoben werden kann. Es wird darauf hingewiesen, dass das Widerspruchsverfahren kostenfrei ist.

Bei erfolglosem Widerspruch (was sonst?) kriegt man dann einen Widerspruchsbescheid. Und das ist dann der große "Gong", mit dem die Möglichkeit zum Klagen eingeleitet wird. Alternativ ist auch der "kurze Diensteweg" möglich: binnen eines Monats direkt beim Verwaltungsgericht Klage gegen den Bescheid zu erheben.

So. Das ist jetzt also der Moment, wo "einfach nichts tun" riskant werden kann. Ich werde mich jetzt in Ruhe schlau machen, was die passende Vorgehensweise ist. Tipps, Kommentare zur Sache, gab es schon in den vorangegangenen Blog-Beiträgen zum Thema.

Eine durchaus sympathische Idee war mir jene, dass ein "Volk mit Verstand" auf so eine Verarsche einfach gar nicht reagieren sollte, um so eine Abzocke bereits im Keim zu ersticken. Das funktioniert hierzulande leider nicht. Sammelklage geht auch nicht.

Ich werde in Kürze berichten, für welche weitere Vorgehensweise ich mich entschiede. Tipps und Ideen sind hier natürlich herzlich willkommen. Auf jeden Fall ist es mir wichtig, den kompletten Vorgang (bis zum bitteren Ende) lückenlos zu dokumentieren.

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