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Eine Ära geht zu Ende - Nokia verkauft Handysparte an Microsoft

xafford / 15 Antworten / Flachansicht Nickles

Was schon mehrfach in der Gerüchteküche kochte ist jetzt Fakt: Microsoft kauft Nokia - zumindest Nokias Handysparte. Für einen Kaufpreis von weniger als 5.5 Mrd Euro übernimmt der Softwarekonzern den kompletten Teil des Handyherstellers - welcher aktuell als Gesamtunternehmen einen Börsenwert von knapp über 10 Mrd Euro hat - und sichert sich sowohl Zugriff auf einen beträchtlichen Teil der Patente, wie auch auf Services von Nokia.

Die Kaufsumme wird Microsoft aus der Portokasse Geldrücklagen außerhalb der USA zahlen, was Microsoft auch noch steuerlich erhebliche Vorteile bringt, da diese Gelder nicht mehr in den USA versteuert werden müssen.

Nokia wird sich nach Trennung vom Geschäft mit Mobiltelefonen auf die verbliebene und erst kürzlich wieder komplett übernommene Netzwerksparte konzentrieren - ein Markt der, wie man momentan an der Kursentwicklung von Cisco sieht, selbst mit starken Problemen kämpft.

Der erst vor wenigen Jahren von Microsoft zu Nokia gewechselte Firmenchef Elop keht zu Microsoft zurück - Mission accomplished!

xafford meint:

Diese Übernahme könnte als Lehrstück in die Fachbücher für Wirtschaftslehre eingehen unter dem Thema wie man möglichst billig an ein Unternehmen kommt.

Es gehört nicht viel Boshaftigkeit dazu sich auszumalen, warum Herr Elop bei Nokia agierte, wie er agierte. Keine Frage - Nokia steckte schon vor dem Antritt Elops in Schwierigkeiten, hatte es doch den Markt für Smartphones komplett unterschätzt und sich auf seinem Symbian-System zu lange ausgeruht. Zwar könnte man durchaus behaupten, dass Nokia der eigentliche Erfinder des Smartphones ist (z.B. der legendäre Nokia Communicator), doch waren diese Geräte bei Nokia doch eher Randerscheinungen in der Masse an einfachen Mobiltelefonen. Zaghafte Versuche ein neues System wie Meego zu etablieren wurden nicht konsequent durchgeführt und quasi im Kindbett erstickt.

Es ist auch nicht gesagt, dass es Nokia besser ergangen wäre, wenn sie sich alle Wege offen gehalten und sich nicht exklusiv für Microsoft entschieden hätten, sondern neben Windows Phone auch Android-Geräte herstellen würden - allerdings ist diese Vermutung auch nicht allzu abwegig wenn man bedenkt wie viele Menschen mit Nokia-Telefonen anfingen und in der Regel eine gute Meinung über deren Qualität hatten und haben. Aber dies ist Geschichte - nun zur Realität.

Zwei Verlierer des Mobil-Marktes haben einen Deal geschlossen, den Herr Balmer vollmundig als Win-Win beschreibt, beim besten Willen jedoch könnte ich dies höchstens als Win-Lose klassifizieren, eher noch als Lose-Lose. Microsoft wird mit diesem Kauf die letzten verbliebenen Hersteller mit Windows Phone im Portfolio vergraulen, wie schon bei den Tablets, dafür bekommt es eine Handysparte die zwar in letzter Zeit Zuwächse verzeichnet, aber trotzdem dem Markt meilenweit hinterher hinkt. Ob das Wissen, dass das Lumia ein Microsoft-Gerät ist den Verkaufszahlen zuträglich sein wird mag man ernsthaft bezweifeln.

Noch düsterer dürfte es für Nokia aussehen. Ohne die Telefonsparte bleibt noch die Netzwerksparte, welche zuletzt mit starken Umsatzrückgängen zu kämpfen hatte - und zwar bei allen Herstellern, Cisco einmal ausgenommen, deren Kurs aber trotzdem stark einbrach. Da die Netzwerksparte Nokias auch weniger Umsatz beschert, als die Telefonsparte dürfte sich Nokias Gewinn mehr als halbieren, Tendenz weiter fallend.

Ergo hat es Microsoft hier geschafft (Vorsatz wollen wir mal nicht unterstellen) das Kerngeschäft des ehemaligen Marktführers Nokia für weniger als 5,5 Milliarden Euro zu übernehmen, welches Nokia mehr als 50% seines Umsatzes verdankte und zuletzt endlich zulegte - und Nokia hat es geschafft sich von seinen Kronjuwelen für weniger als 50% des Unternehmenswertes zu trennen, behält dafür aber sein Sorgenkind mit schlechter Zukunftsprognose - wirklich ein Win-Win, oder?

Pauschalurteile sind immer falsch!!!
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