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News: Bosheit oder Wahrheit?

Blogger bezeichnet Adblock Plus als mafiöses Werbenetzwerk

Michael Nickles / 76 Antworten / Flachansicht Nickles

Die Eyeo GmbH setzt sich mit ihrem kostenlosen Produkt "Adblock Plus" für ein Web ohne nervige Werbung ein. Laut Angabe der Eyeo GmbH hat die Browser-Erweiterung Adblock Plus bereits 40 Millionen Nuzer und es sollen stetig mehr werden.

Laut Bericht des Bloggers Sascha Pallenberg beschäftigt die Eyeo GmbH aktuell 15 Mitarbeiter und zwei Geschäftsführer. Pallenberg verweist weiter auf Stellungsausschreibungen, die auf einen Ausbau des Unternehmens schließen lassen.

Der Blogger hat sich gefragt, wie ein Unternehmen, das nur ein einziges kostenloses Produkt hat, diesen Personalaufwand finanzieren kann. Rausgekommen ist ein langer Bericht, der die Personen hinter Adblock Plus und deren vermeintliche Verstrickungen mit anderen Unternehmen erläutern soll.

Mit diesem Organigramm will Sascha Pallenberg das "verwirrende Netzwerk von Ad Block Plus" veranschaulichen.
Im Kern wird Eyeo vorgeworfen, dass es ein Netzwerk mit Werbeunternehmen gibt, die bei Adblock auf der sogenannten "Whitelist" stehen, als akzeptable Werbung nicht blockiert werden.

Webseiten-Betreiber die wollen, dass Werbung nicht blockiert wird, müssen ihre Anzeigen also über ein Werbenetzwerk schalten, das von Adblock Plus nicht blockiert wird.

Sascha Pallenberg erklärt dieses System vereinfacht so: "Wir sperren Dir als Seitenbetreiber alle Werbelinks auf Deiner Website, die wir dann aber gerne "unauffaellig" wieder freischalten, wenn Du uns 30% von den eigentlich nur Dir allein zustehenden Einnahmen abgibst, in dem Du Deine Werbung ueber eine Firma von Tim Schumacher umleitest."

Besagter Tim Schumacher soll laut Pallenberg mit seiner TS Ventures GmbH "satte 44% an Adblock Plus"halten.

Till Faida, Mitbegründer und Geschäftsführer von Adblock Plus hat umgehend eine Pressemitteilung mit einer Stellungsnahme zur Sache rausgelassen. Da diese Mitteilung nur per Email kam und es keinen Link zur Meldung ins Netz gab, hänge ich sie hier im Originaltext an:

Stellungnahme zum Artikel auf Mobilgeeks.de von Sascha Pallenberg
Statement von Till Faida, Mitgründer und Geschäftsführer von Adblock Plus

Köln, 26. Juni 2013 – Sascha Pallenberg von Mobilegeeks.de hat sich in seinem Artikel „Adblock Plus Undercover“ intensiv mit Adblock Plus auseinandergesetzt. Ein Großteil der Informationen zu der Zusammenarbeit mit unseren Partnern ist korrekt recherchiert, einiges nicht. Im Gegensatz zu Sascha Pallenberg, sehen wir in der Vernetzung keinen Gewissenskonflikt, sondern profitieren von den Erfahrungen und Kontakten unserer Mitarbeiter und Unterstützer. So ist es für uns möglich, neue Werbeformen und Technologien zu testen. Unser Business Angel Tim Schumacher investiert daher in Geschäftsmodelle, die "Acceptable Ads" verwenden. Wir glauben genauso wie er daran, dass sich diese Art von Werbung langfristig durchsetzen wird. Pop-ups, Werbebanner und Videowerbung werden hingegen langfristig keine Erlösmodelle mehr darstellen, da sie nicht die Wünsche der Nutzer repektieren.

Als einziger Adblocker weltweit sehen wir von Adblock Plus Werbung nicht grundsätzlich als böse an, sondern suchen nach einem Mittelweg, der sowohl Nutzer vor aufdringlicher Werbung schützt als auch Webseitenbetreiber dabei hilft, sich zu finanzieren. Uns geht es dabei um den Erhalt des kostenlosen Internets trotz steigender Ablehnung traditioneller Werbeformate. Wir möchten dabei helfen, einen Kompromiss zwischen Usern, Werbetreibenden und Publishern zu finden und damit auch Online-Journalismus eine notwendige Vergütung zu ermöglichen. Das Whitelisting ist kostenlos für kleine und mittelgroße Webseiten. Namhafte Unternehmen wie Reddit, 1&1 und Web.de sind unserer Initiative beigetreten. Dabei haben wir immer transparent geäußert, dass große Unternehmen unsere Initiative finanziell unterstützen, damit Werbeinhalte angezeigt werden, z.B. gegenüber der New York Times oder auch auf unserer Webseite. Eine Bevorzugung dieser Firmen gibt es jedoch nicht, jede Website kann sich bewerben und die Kriterien sind für alle gleich.

Die Kriterien, nach denen unsere Community entscheidet, welche Werbung wir anzeigen, sind vollkommen transparent. Werbung muss zum Beispiel klar als solche gekennzeichnet sein und darf den Besucher einer Website nicht übermäßig ablenken. Die exakten Kriterien sind unter http://adblockplus.org/de/acceptable-ads  öffentlich einsehbar. Diese Maßstäbe werden in Zusammenarbeit mit unseren Nutzern, aber auch Websites, Advertisern und Technologieanbietern ständig weiterentwickelt. So wird jedes einzelne Angebot für neue Webseiten, die in das „Acceptable Ads“-Programm aufgenommen werden wollen, in der Community diskutiert. So wurde auch Yieldkit nach öffentlicher Diskussion auf die Whitelist gesetzt. Die Community kam zu dem Schluss, dass YieldKit diese Kritieren erfüllt: https://adblockplus.org/forum/viewtopic.php?f=12&t=9990&p=70818&hilit=yieldkit#p70818
Die Werbeanzeigen sind ganz normale Textlinks, die auf jegliche Störelemente verzichten. Jeder kann leicht Acceptable Ads abschalten, der mit diesen Standards nicht einverstanden ist. Jeder kann an den öffentlichen Diskussionen im Forum teilnehmen, eine aktivere Beteiligung würden wir uns sogar sehr wünschen.

Im Sinne unseres Community-Gedankens sind wir mit denen  auf Mobilegeeks aufgeführten Punkten jederzeit transparent umgegangen. Wir verstehen aber, dass Adblocking für Webseitenbetreiber ein emotionales und vielschichtiges Thema ist. Gern stehe ich sowohl Nutzern als auch Medienvertretern als Ansprechpartner bei offenen Fragen zur Verfügung.

Michael Nickles meint:

Ich habe in der News die Beiträge beider Seiten aufgeführt. Den Beitrag von Sascha Pallenberg als Link, den von Adblock Plus (mangels Link) als Anhang. Jeder mag sich selbst seine Meinung zur Sache bilden.

Auf jeden Fall kocht jetzt wieder die Diskussion auf, die bereits kürzlich ausgelöst wurde (siehe Mehrere Nachrichtenportale gegen Adblock). Lesenswert sind auch die vielen Kommentare zu den Berichten, die über diese Sache veröffentlicht wurden. Im Heise-Forum schreib einer:

Selbst wenn die Macher von AdBlock mit meiner Schwester pimpern würden und Herr Pallenberg ein kostenloses Medikament gegen Aids verteilen würde, wären die AdBlocker-Jungs in meiner Gunst weiter führend.

Das ist besonders krass formuliert, entspricht aber wohl durchaus der Meinung einer ernstzunehmenden Masse. Und zwar, dass Webinhalte gefälligst kostenlos und werbefrei sein müssen - um jeden Preis. Diese Masse wird kriegen was sie will.

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Yan_B dalai „Tja, ich frage mich bei dem Geschreibsel nur: Was hat das ...“
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Ich glaube, dass es ein Aufruf sein soll, keine Produkte von so einer (wenn es sich als wahr herausstellen sollte) zwielichtigen Firma einzusetzen.

Etwas überspitzt dargestellt:
Wenn sich herausstellt, dass Hersteller XYZ zur Produktion seines Produktes Kindersklaven einsetzt, sagt man dann auch noch: "Solange das Produkt seinen Zweck erfüllt, setze ich es trotzdem ein."

In gewisser weise ist man als Kunde ja schon mitverantwortlich für die krummen Dinge, die Hersteller so drehen. Ich finde, man sollte eher auf Firmen mit fairem und transparenten Geschäftsmodell setzen, schon allein um diese für ihre Mühen zu belohnen, statt das Geld zu denen zu tragen, die in ihrer Gier moralisches einfach außen vor lassen.

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Yan: 100 ACK Cheers Olaf Olaf19