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O2 perfektioniert Kundenverarschung

Michael Nickles / 21 Antworten / Flachansicht Nickles

Ich habe heute ein Schreiben von Peter Rampling erhalten. Konkret handelt es sich eigentlich um einen Brief von O2. Peter Rampling ist dort "Geschäftsführer Marketing". Normalerweise schmeiße ich Werbepost gleich weg, aber der erste Satz des O2-Zettels stach mir dann doch ins Auge:

Hallo Herr Nickles,

Lockangebote hier, Sensationstarife da - wenn es um dauerhaft günstiges DSL-Surfen und Festnetz-Telefonieren geht, ist es oft gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten.

Aus diesem Grund vertrauen immer mehr O2 Kunden jemandem, der ihnen das Leben leichter macht - O2…

Das Schreiben habe ich nicht "kalt" gekriegt, sondern weil ich einen Handy-Vertrag bei O2 habe. Und deshalb wird mir im Schreiben ein Deal versprochen, bei dem ich "jeden Monat 10 Euro mehr im Geldbeutel habe". Anschließend werde ich dann mit einer DSL-Flatrate mit 16 MBit/s und Telefon-Flatrate ins deutsche Festnetz für nur 9,99 Euro pro Monat beworben. 9,99 Euro für 16 MBit/s und Telefon-Flat - das ist schon ein Preishammer. Und da O2 bereits zu Beginn des Schreibens einen "sauberen Deal" suggeriert hat, lockt so was umso mehr.

 

Leider gibt es bei den beworbenen Versprechungen im Schreiben mehrere Fußnoten. Die werden auf der Rückseite des Schreibens ganz unten ganz klein gedruckt erläutert:

Wie immer muss man die Fußnoten nicht nur finden und lesen, sondern auch verstehen. In Fußnote 1 wird erklärt, dass das mit den "10 Euro mehr im Geldbeutel jeden Monat" nur so lange gilt, wie man den Mobilfunkvertrag behält! Durch den Abschluss des DSL-/Festnetz-Flat-Vertrags knebelt man sich also auch automatisch an den bestehenden Mobilfunkvertrag (der vielleicht viel früher auslaufen würde).

Richtig dreckig wird es dann in der "Multi-Fußnote 2". Die macht erstmal klar, dass der 9,99 Euro Deal pro Monat, nur für die ERSTEN DREI Monate gilt, danach kostet es 19,99 Euro pro Monat.

Außerdem erklärt O2, dass in einigen Gebieten dann noch ein "Regionalzuschlag" in Höhe von 5 Euro erhoben wird. UND:  dass ab einem Verbrauch von 50 GByte die Geschwindigkeit für den Rest des Monats auf 1 GByte/s gedrosselt wird. Welche Gebiete betroffen sind muss der Kunde selbst über eine URL von O2 rausfinden, die elend lang abzutippen ist (wenn man die Nerven dazu hat: www.o2online.de/dsl-und-festnetz/beratung-und-service/dsl-verfuegbarkeit).

Ein normaler Mensch hat auf dieser O2-Webseite übrigens sowieso keine Chance rauszukriegen was Sache ist. Dort werden diverse Alice-DSL-Angebote ab 24,95 Euro pro Monat beworben und man steht im Wald.

Damit ist die Verarschung eigentlich schon komplett. Aber es kommt noch dicker. Für die "Einrichtung der Leitung" verlangt O2 einmalig 49,99 Euro. Und: für den als "inklusive" beworbenen DSL-Router fällt ein Einrichtungspreis von 29,99 Euro an - PLUS 9,90 Euro Versandkosten. Bei Vertragsende muss der DSL-Router auch noch zurückgegeben werden.

Ich war ganz ehrlich zu faul, da jetzt lange rumzurechnen, was bei diesem Angebot irgendein nennenswerter Deal sein soll. Und wie O2 mit solchem Kleingedruckten das "Leben leichter" machen will, schnall ich auch nicht.

Wie heiß es am Anfang des O2-Schreibens: "Lockangebote hier, Sensationstarife da... es ist  oft gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten…O2 macht das Leben leichter… "

Sehr geehrter Herr Rampling,

Sie haben keinen leichten Job. Sie müssen Kunden beischaffen. Um jeden Preis, mit jeder Methode. Sonst sind Sie demnächst arbeitslos. Dass Sie mit längst vergilbten billigen Maschen wie Fußnoten im Kleingedruckten verarschen, ist verzeihlich. Das machen halt alle so, das ist normal.

So eine Verarsche in einem Kundenanschreiben mit dem Satz "Lockangebote hier, Sensationstarife da" zu beginnen, um zu suggerieren, dass O2 fairer ist als die Konkurrenz, das hebelt die Kundenverarschungs-Schamlosigkeit auf einen ganz neuen Level.

Schämen Sie sich.

Mit freundlichen Grüßen,

Michael Nickles




 

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Oliver55 Michael Nickles „O2 perfektioniert Kundenverarschung“
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Moin,

yep, gute Antwort. Schaue mich selber gerade nach einem neuen Handy-Vertrag um und bin letztendlich zu dem Ergebnis gekommen, dass alle Anbieter gleich Teuer sind und sich sozusagen nur die einzelnen Teile des Vertrages von Anbieter zu Anbieter ändern. Als Zumutung empfinde ich ebenfalls die ganzen Fußnoten.

Auch eine tolle Masche sind die telefonischen Versprechen, die sich hinterher als nicht haltbar erweisen. Ist mir bei Vodafone schon zweimal so gegangen. Das eine Mal musste deswegen mein alter Vertrag neu gebucht werden. Klar, die Menschen im Call-Center müssen erst einmal abgeschlossene Verträge vorweisen. Ob die im Nachhinein dann wegen Ungültigkeit widerrufen werden, scheint nur von zweitrangiger Bedeutung zu sein.

Gruß Olli

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