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News: Pseudo-Demokratie?

Facebook-Nutzer dürfen über neue Bedingungen abstimmen

Michael Nickles / 18 Antworten / Flachansicht Nickles

Wenn Facebook an den Nutzungsbedingungen schraubt, dann bringt das den Nutzern nur in seltenen Fällen (nie?) irgendwelche Vorteile. Stattdessen versucht der Datenkrake sich immer mehr Erlaubnis zum Verwursten der gesammelten Daten zu verschaffen.

Demnächst steht wieder mal eine "Verschlimmerung" der Nutzungsbedingungen an. Und erstmals gibt es eine kleine Sensation (einen gewaltigen Beschiss?): Facebook gab gestern bekannt, dass die Nutzer abstimmen dürfen, ob sie mit den neuen Bedingungen einverstanden sind.

Das verwundert, weil die Änderungen der Nutzungsbedingungen diesmal recht saftig sind. Die Facebook-Nutzer willigen damit unter anderem ein, dass Facebook ihre Daten beliebig lange verwenden darf und auch noch mehr Sammeln erlaubt wird.

Bei der Abstimmung gibt es zwangsläufig einen kleinen Haken. Das Ergebnis wird nur dann akzeptiert, wenn mindestens 30 Prozent der registrierten aktiven Nutzer mitmachen. Das sind im Hinblick auf die inzwischen über 900 Millionen Facebook-Teilnehmer also gut 300 Millionen Menschen, die mitmachen müssen.

Die Abstimmung läuft jetzt bis kommenden Freitag, den 8. Juni 18 Uhr.

Michael Nickles: Im Internet gibt es schon ordentlich Spott, dass diese Abstimmung eine Verarschung ist. Der Knackpunkt wird bei der Zahl der "aktiven" Nutzer vermutet. Facebook ist so weit bekannt bei der Klassifizierung "aktiv" sehr großzügig, da sich der Wert des Unternehmens durch die Zahl der Nutzer definiert.

Auch wer nur einmal im Monat gequält auf einen Link in einer Spam-Email von Facebook klickt, gilt als aktiv. Zählt man noch die Zahl der doppelten und dreifachen Accounts dazu und die Vermutung, dass Facebook notfalls sowieso bescheißt, hat die "Abstimmung" praktisch keine Chance.

Facebook wird vermutlich sagen: Sorry, haben zu wenig mitgemacht, die neuen Nutzungsbedingungen gelten als akzeptiert - und hat dabei ein gutes Gewissen, weil ja alles demokratisch abgewickelt wurde.

Wenn Zuckerberg klug ist, dann wird die Sache aber anders laufen: die Abstimmung wird ein voller Erfolg werden, es werden genug mitmachen. Und sie werden die Bedingungen natürlich ablehnen. Dann kann Facebook sagen: schaut es ist fair gelaufen, die Demokratie auf Facebook funktioniert.

Anschließend wird Facebook die Nutzungsbedingungen dann umformulieren (aber unverändert lassen) und es kommt erneut zur Abstimmung. Und dann wird die große Mehrheit ihren Segen geben. Ganz demokratisch.

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