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News: Die Gier wächst

Facebook soll jetzt bis zu 104 Milliarden wert sein

Michael Nickles / 12 Antworten / Flachansicht Nickles

Am kommenden Freitag wird Facebook voraussichtlich den bislang gewaltigsten Börsengang eines IT-Unternehmens durchziehen. Und aktuell brennt natürlich die Frage, was Facebook am Stichtag wert sein wird, was die Aktie kostet.

Im Vorfeld gab es durchaus dämpfende Meldungen. Vor wenigen Tagen musste Facebook seinen Börsenprospekt korrigieren, Anleger über weitere Risiken aufklären (siehe Facebook experimentiert an neuer Einnahmequelle). Es existiert keine Garantie, dass Facebook seine gewaltige Mitgliederzahl dauerhaft in bare Münze umsetzen kann.

Auch droht der Aufkauf des "Facebook-Konkurrenten" Instagram eventuell zu platzen, die Sache wird so weit bekannt noch von der US-Kartellbehörde beäugt. Vielleicht ist es Mark Zuckerberg sogar recht, wenn dieser Deal, der ihn eine Milliarde Dollar kostet, nichts wird.

Aktuellen Meldungen zufolge hat Facebook bereits damit begonnen, Instagram abzukupfern. In der neuen Version der mobilen Variante von Facebook gibt es bezüglich der "Fotodarstellung" bereits erkennbare Nachahmungen.

Bezüglich der Werteinschätzung von Facebook geht das Rauf und Runter aktuell noch weiter. Gerade noch wurde befürchtet, dass Facebook vielleicht eine handvoll Dollar weniger wert ist als geschätzt. Jetzt schlagen die Meldungen exakt in die andere Richtung.

Anscheinend sind Investoren doch extrem scharf auf Facebook-Aktien und drum hat Facebook die geplante Preisspanne von 28 bis 35 Dollar heute auf 34 bis 38 Dollar angehoben. Im Maximalfall wäre Facebook dann laut FAZ 104 Milliarden Dollar wert.

Dem 28jährigen Facebook-Chef Mark Zuckerberg kann das generell egal sein: er wird am Freitag so oder so Multi-Milliardär.

Michael Nickles meint: Gier macht blind. Man muss sich die Dimension mal klar vorstellen: bei Börsengang wird Facebook etwa so viel wert sein wie Deutsche Bank, Lufthansa und BMW zusammen, hat die Welt zusammengerechnet.

Facebook ist gerade mal acht Jahre alt und wuchs quasi von 0 auf 100. Es existiert keine wirkliche Ware oder Produktvielfalt. Facebook lebt nur von seinen "Mitgliedern" - und stirbt mit ihnen.

Die Zahlungsbereitschaft der Masse im Internet ist gering - es gibt zu viele kostenlose Angebote. Facebook muss die Kohle also durch Werbung reinschaufeln. Ob das dauerhaft gelingt ist fraglich. Denn: auch die Werbeindustrie hat nur einen begrenzten Etat. Werden das "normale Internet" und dessen Dienste durch Facebook ersetzt (und genau das will Zuckerberg), dann wird sich die Werbeindustrie zwangsläufig auf Facebook konzentrieren müssen.

Für Webseiten außerhalb von Facebook bleibt dann keine Kohle mehr übrig. Genau von denen kommen aber die Inhalte, die den Facebook-Mitgliedern gefallen und die sie weiterempfehlen um das soziale Netzwerk zu füttern. Die meisten Facebook-Nutzer produzieren keine eigenen (brauchbaren) Inhalte, sondern empfehlen nur welche. Gibt es draußen im "normalen" Internet keine Inhalte mehr, dann wird es "leer" auf Facebook.

Wie elend es tatsächlich um Facebook bestellt ist, sieht man an den zunehmend lächerlichen Benachrichtigungs-Mails, die von der Zuckerberg-Spammaschine rausgerattert werden. Inzwischen kriegt man ja bei jedem Dreck, den irgendwelche Bekannte auf Facebook gemacht haben eine Benachrichtigung.

Zuckerberg braucht jeden Klick um auf Facebook angemeldete Nutzer als "aktive Mitglieder" werten zu können. Wäre doch blöd wenn sich rausstellen würde, dass die Zahl der Karteileichen mit irrem Tempo wächst. Das ist wie gesagt nur meine Einschätzung der Sachlage.

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Oliver55 Michael Nickles „Facebook soll jetzt bis zu 104 Milliarden wert sein“
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Moin,

ich bin nur noch fasziniert; offenbar hat die Menschheit immer noch nicht dazu gelernt. Wir hatten doch nun einige Spekulationsblasen, und alle sind geplatzt und haben sehr viel Geld gekostet. Wir haben gerade die eine Blase ansatzweise überstanden(Immobilien), da wird währenddessen schon die nächste gestartet. Was produziert Facebook eigentlich? Gar nichts! Es lebt von den Interessen seiner Mitglieder; und reflektiert diese wiederum in Form von Werbung auf die Mitglieder zurück. Nur gibt es inzwischen Möglichkeiten eben diese Werbung herauszufiltern(facebook purity). Das heißt, das Reflektieren funktioniert nicht mehr unbedingt. Und genau hier wird es für Herrn Zuckerberg problematisch. Verbietet er solche Anwendungen, werden seine Mitglieder tatsächlich mit Werbung überschüttet. Nur, wer will das schon, zumal es mit "Diaspora" inzwischen eine Alternative gibt, die nicht auf Werbung baut. Für mich stellt dieser Börsengang eine einzige Gratwanderung dar. Ab sofort wird Herr Zuckerberg die Zügel enger halten müssen, will er diesen hohen Börsenstart rechtfertigen. Das wird viele seiner Mitglieder nicht erfreuen.  Hält er die Zügel nicht enger, wird er zwar die Mitglieder nicht verärgern, dafür aber die Investoren! Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese hohe Börsennotierung auf Dauer Bestand hat.

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