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News: Aktuelles "Spezialangebot"

Kabel Deutschland zerstört Sat-Anlagen für 50 Euro

Michael Nickles / 10 Antworten / Flachansicht Nickles

Kabel Deutschland bewirbt aktuell neue "Rundum-Sorglos-Pakete" die alle ansprechen sollen, die von Satelliten-TV-Empfang auf Kabelfernsehen umsteigen wollen.

Im maximalen "Sparfall" kostet das digitale Kabel-Sorglos-Paket nur 13,90 Euro pro Monat (statt 18,90 Euro!), einen HD-Kabel-Receiver gibt es kostenlos (leihweise) dazu und die Installation vor Ort ist auch noch kostenlos.

Und: auf Wunsch baut Kabel Deutschland sogar eine vorhandene Satellitenschüssel ab und entsorgt sie für 50 Euro. Alle Details zum Angebot gibt es hier: Zu Kabelfernsehen wechseln und weiter analog fernsehen.

Michael Nickles meint: Wie tief sinken deutsche Unternehmen beim Kampf um Kundschaft? Wie verworren lassen sich Lockangebote mit Kleingedrucktem verwursteln? Auch Kabel Deutschland mischt mit seinem aktuellen Angebot bei diesem erbärmlichen Wettbewerb mit. Aber von vorne.

Tatsache ist, dass das alte analoge Satelliten-Fernsehen am 30. April 2012 abgeschaltet wird. Und: es gibt wirklich Menschen, die durch entsprechende Berichte in der Presse restlos verängstigt sind. Sie haben Angst, dass sie am Stichtag kein Fernsehen mehr haben. Auch ein 70jähriger Nachbar von mir ist seit Wochen am Zittern, dass er bald vor einem schwarzen Bildschirm sitzt, weil "das alte Fernsehen" abgeschaltet wird.

Aber: sein Fernsehtechniker hat ihn bereits vor drei Jahren komplett auf DVB-T-Empfang umgestellt. Er hat also gar keine Satellitenschüssel. Trotzdem schaffe auch ich es nicht, ihm die Angst zu nehmen. Er wird erst beruhigt sein, wenn der 30. April 2012 rum ist und er feststellt, dass sein Fernsehempfang immer noch funktioniert.


Auf der Werbeseite lässt Kabel Deutschland bereits die "Todesuhr" für das analoge SAT-TV ticken. Das Symbol mit der durchgestrichenen Satellitenschüssel suggeriert, dass Schüsseln ausgedient haben.

Wenn bei solchen "älteren Menschen" jemand Panik macht, dass das Fernsehen bald weg ist, dann lassen die natürlich schnell was springen.

Fakt ist: wer Fernsehen über Satellit guckt, der hat vermutlich sowieso schon lange digitalen Empfang. Auch muss eine "Schüssel" schon weit über 10 Jahre alt sein, um nicht digital tauglich zu sein. In Fällen wo noch ein analoger Empfänger verwendet wird, ist meist also nur die Anschaffung eines digitalen Empfängers nötig - der kostet gerade mal rund 25 Euro (wer HD-Empfang will, legt 20 Euro drauf).

Also digitalen Empfänger dran, fertig. Werden beim Sendersuchlauf nur ein paar statt ein paar hundert Programme gefunden, dann ist der LNB (das Empfangsteil) der Schüssel zu alt, nicht "digital-tauglich". Dann wird der alte LNB einfach durch einen digital tauglichen LNB (ca 5-10 Euro) ersetzt und fertig.

Das kann eigentlich jeder selbst erledigen, der einen "Schraubenzieher" besitzt, so er an die Schüssel rankommt. Mit dem 5-Minuten-Umbau ist alles erledigt - die Schüssel muss nicht neu eingestellt werden.

Wer also eine Sat-Anlage hat, die am 30. April 2012 tatsächlich die Grätsche macht, der muss rund 30 Euro investieren und es geht weiter. Durch Aufrüsten einer Sat-Anlage und Kauf eines neuen Receivers kommt man billiger weg, als wenn man die Schüssel von Kabel Deutschland für 50 Euro entsorgen lässt! Denn: kostspielig/aufwändig bei Sat-Empfang ist eigentlich nur die Schüssel selbst, deren Montage, deren Ausrichtung und das Ziehen der Kabel. Also genau das, was Kabel Deutschland bei der "Entsorgung" kaputt macht.

Dass eine eventuell nötige Umrüstung so einfach und billig ist, verschweigen Unternehmen wie Kabel Deutschland natürlich.

Zum Kabel Deutschland Angebot…


Geworben wird ganz klar mit "Vorzugspreis ab 13,90 Euro statt 18,90 Euro pro Monat". Natürlich gibt einen winzigen "1er" hinter 13,90 Euro, was auf eine Fußnote verweist.

Das Kleingedruckte findet man am Ende der Seite über einen Link. Dort wird erstmal klargestellt, dass der Sonderpreis von 13,90 Euro nur dann gilt, wenn man bereits Kunde bei Kabeldeutschland ist, einen Kabel Internet und/oder Telefonvertrag hat. Andernfalls kostet es 18,90 Euro pro Monat.

In Fußnote 4 des Kleingedruckten wird auch das mit der kostenlosen Entsorgung der Sattelitenschüssel und dem Verzicht auf Bereitstellungsentgeld erklärt. Im Kleingedruckten wird klargemacht, dass das nur für Alleineigentümer von Einfamilienhäusern mit maximal 2 Wohneinheiten gilt. Wer in Miete wohnt und eine Schüssel selbst installiert hat, hat also sowieso Pech.

Außerdem stellt Kabel Deutschland klar, dass die Schüssel nur dann entfernt wird, wenn sie frei zugänglich ist, keine weiteren technischen Hilfsmittel benötigt werden. Der Abbau schließlich umfasst halt das "Absägen der Halterung", Anbringen einer Abdeckung und Isolieren der Kabel. Dinge wie "Verputzarbeiten" sind nicht enthalten. Auf Wunsch wird die entfernte Schüssel mitgenommen.

Interessant ist übrigens auch ein Blick auf die Vergleichstabelle im Kabel Deutschland Angebot, die Kabel-TV mit SAT-TV, Internet-TV und DVB-T vergleicht:


Bereits die Überschrift "Das komplette Programm gibt es nur bei Kabel" ist eigentlich eine Verarschung. Warum sollte TV über Kabel kompletter sein als solches über Satellit oder Internet?

Beim Kabelanschluss wird als ein Alleinstellungsmerkmal aufgeführt, dass auch Analog-TV möglich ist. Und als weitere Einzigartigkeit: "Zweitfernseher ohne Zusatzendgerät nutzbar". Wie das funktionieren soll, ist ein Geheimnis von Kabeldeutschland.

Gemeint ist vermutlich, dass man einen zweiten Fernseher anschließen kann, der dann ANALOGES Kabel-TV empfängt. Will man auf einem zweiten Fernseher digitales Kabel-TV/HD/Pay-TV haben, dann braucht es dafür natürlich einen weiteren Empfänger.

Nähere Erklärungen in irgendeinem Kleingedruckten gibt es zu diesem Punkt nicht. Das würden Leute, die auf Kabel Deutschlands "Spezialangebot für SAT-Kunden" reinfallen, wahrscheinlich sowieso nicht kapieren.

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Kabel Deutschland schuerhaken
reader Michael Nickles „Kabel Deutschland zerstört Sat-Anlagen für 50 Euro“
Optionen

seht es positiov - geld für Luxuswaren wie satelitenTV wird nicht aus der esskasse rausgenommen - das ist geld, dass die menschen überflüssig haben und gerne loswerden. dafür werden viele jobs erschaffen.

das ist sowas wie "vergnügungssteuer" - wobei das vergnügen natürlich von der eprson abhängt.

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