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News: Droht weltweites Aus?

Niederlande basteln am Sarg für Usenet

Michael Nickles / 9 Antworten / Flachansicht Nickles

Das Usenet ist der Klassiker für Diskussionsforen im Internet und war ursprünglich nur für Text gedacht. Längst werden allerdings auch binäre Inhalte transportiert und da Foren längst WWW-basiert sind, dient das Usenet fast nur noch als "Transportsystem" für binäre Dateien.

In Deutschland wurde das Urgestein des Internet durch Anbieter bekannt, die lange Zeit unermüdlich mit Sprüchen wie "Saugen Sie legal zig Terabyte, Filme, Spiele, Musik aus dem Internet" warben.

Dass es sehr schwer ist, eine derart gewaltige legale Datenmenge anzubieten, ist selbsterklärend. Tatsache ist, dass Usenet-Anbeiter wie (die moderne webbasierte Variante) Download-Dienste, nur die Technik bereitstellen. Was die Nutzer dann dort rauf- und runterladen ist den Anbietern egal.

Auf jeden Fall wollen sie keine Verantwortung für die transportierten Daten übernehmen. "Urheberrechtsschützern" wie der GEMA ist das Usenet natürlich längst ein Dorn im Auge. Alle Versuche direkt effektiv gegen Usenet-Anbieter vorzugehen, sind bislang aber gescheitert.

Im März 2010 konnte die GEMA lediglich einen kleinen Sieg gegen den Usenet-Anbieter Usenext feiern (siehe Usenext wieder im Würgegriff der GEMA).

Ein richtiger Schlag ist jetzt der niederländischen Antipiraterie-Organisation BREIN gelungen. Sie hat den niederländischen Usenet-Anbieter news service.com in die Knie gezwungen. Der teilt auf seiner Startseite mit, was passiert ist.

Aufgrund einer gerichtlichen Unterlassungsverfügung wurde BREIN gezwungen sicherzustellen, dass im Netz keine urheberrechtlich geschützten Dinge mehr transportiert werden. Da news service.com nicht in der Lage ist diese Bedingung zu erfüllen, wurde der Dienst bis auf Weiteres abgeschaltet.

Bereits im April 2009 konnte BREIN einen Erfolg im Kampf gegen das Usenet verbuchen, als es gelang, eine sogenannte NZB-Portal-Webseite schließen zu lassen (siehe Usenet Link-Seite dicht gemacht). Solche NZB-Seiten bieten selbst keine Inhalte wie Filme und Musik an, liefern nur Informationen, wo sich Downloads im Usenet befinden.

Auch viele deutsche Usenet-Nutzer sind von der Abschaltung von news service.com betroffen. Denn: das ist kein alleiniger Anbieter sondern einer der Großen im Hintergrund, die von anderen Anbietern (Resellern) weiterverkauft werden.

Eine Auflistung, welche Usenet-Netzwerke hinter den gängigen Anbietern so stecken, gibt es beispielsweise hier bei Newsgroupservers.net: Who's Newsgroup Server is behind your Usenet provider?. Stimmt diese Auflistung, dann ist unter anderem der in Deutschland recht bekannte Anbieter Usenext ein Wiederverkäufer von news service.com.

Aktuell scheint es aber so, als funktioniert Usenext weiterhin und es gab auch wohl keine Unterbrechung. Eventuell konnte schnell auf einen alternativen Usenet-Lieferanten umgeschaltet werden.

Michael Nickles meint: Tauschbörsen wie Emule und Bittorrent sind riskant geworden, die Gefahr erwischt zu werden ist dort am größten. Abmahnaktionen im Usenet sind bislang keine bekannt, weil die Usenet-Betreiber die Daten ihrer Nutzer bislang niemals rausgerückt haben, nach eigenen Angaben auch nicht protokollieren, wer was runter und was rauf lädt.

Im Gegensatz zu P2P-Netzwwerken wie Emule und Bittorrent, sind Uploads und Downloads im Usenet stets eine "Einbahnstrasse". Wer nur runter lädt, der holt sich alleine etwas ab und verteilt es während dem Download nicht gleichzeitig an andere. Für die Verbreitung urheberrechtlich geschützter Werke können generell also nur "Uploader" belangt werden.

So oder so: der Schlag gegen news service.com ist natürlich eine gewichtige Sache und es wird vermutlich nicht bei diesem einen Anbieter bleiben. Ob das Ausradieren des Urgesteins Usenet den Rechteschützern allerdings überhaupt etwas bringt ist fraglich.

Denn: an Stelle des Usenet sind inzwischen die webbasierten Download-Dienste getreten.

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