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News: Bei Open Source geklaut?

Computer-Schachweltmeister Rybka wurde disqualifiziert

Michael Nickles / 12 Antworten / Flachansicht Nickles

Seit 2007 hat bei der Schachprogramm-Weltmeisterschaft World Computer Chess Championships (WCCC) jeweils das Programm Rybka gewonnen. Jetzt wurde der elektronische Schachweltmeister nachträglich disqualifiziert, seine Einträge in der Siegerliste wurden entfernt.

Außerdem wurde Rybka von der Teilnahme an weiteren Meisterschaften ausgeschlossen. Laut der "International Computer Games Association" (ICGA) hat der Programmierer von Rybka - Vasik Rajlich - sich am Programmcode anderer Schachprogramme bedient - darunter auch bei zwei Open Source Schachprogramme.

Den Verdacht, dass Rybkas Motor auf Teilen des Open Source Schachprogramms Fruit basiert, hatten Experten schon länger. Fruit war 2005 noch der Sieger der WCCC, Rybka tauchte ein Jahr später und auf setzte sich an die Spitze.

Experten mutmaßten laut Bericht von Extremetech rasch, dass Rybka ähnliche Züge wie Fruit ausführt. Vasik Rajlich beteuerte allerdings, dass Rybka seine Eigenschöpfung sei.

Das "Lügenkonstrukt" bröckelte erst, als Rybka von 34 Schachprogrammieren zerlegt wurde. Da der Sourcecode für Rybka nicht verfügbar, musste er per Reverse-Engineering rekonstruiert werden.

Bei der Untersuchung kam schließlich raus, dass Rajlich Code von Fruit und zudem einem weiteren Open Source Schachprogramm namens Crafty geklaut hat.

Der ICGA hat die Trophäen und Preisgelder zurückgefordert.

Michael Nickles meint: Für die Computerschach-Fans ist diese Geschichte selbsterklärend eine spektakuläre Sache. Zum Bösewicht Vasik Rajlich lässt sich feststellen, dass er MIT-Absolvent und wohl selbst ein begnadeter Schachspieler und Programmierer ist.

Unter anderem Extremtech stellt die Frage in den Raum, ob Rybkas Disqualifizierung vielleicht nur das Ergebnis einer Hexenjagd ist. Beweisen kann der seine Unschuld eigentlich nur, wenn er den Original-Programmcode von Rybka herausgibt.

Das wird er aber wohl kaum wollen, da Rybka ein kommerzielles Produkt ist. Bei Amazon wird Rybka aktuell (noch) für rund 45 Euroverkauft - eigentlich gar nicht mal viel, für einen Schachweltmeister.

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