Viren, Spyware, Datenschutz 11.241 Themen, 94.650 Beiträge

News: Caspar in der Klemme

Hamburger Datenschutzbeauftragter schaltet sich ab

Michael Nickles / 7 Antworten / Flachansicht Nickles

Schwer in der Klemme steckt aktuell der Hamburger Datenschutzbeauftragte Prof. Dr. Johannes Caspar. Der hat seine eigene Internetpräsenz auf Hamburg.de jetzt abgeschaltet, weil sie die von ihm angestrebten Datenschutzrichtlinien nicht erfüllt.

Aktuell wird wohl Capars eigene Seite www.datenschutz-hamburg.de neu aufgebaut, die aktuell noch recht "zertrümmert" ist:


Hamburgs Datenschutzbeauftragter bastelt an seiner Homepage - und seinem Ruf.

Abrufbar ist auf jeden Fall schon mal die PDF-Pressemitteilung zum Vorfall. Darin wird mitgeteilt, dass Anfang der Woche festgestellt wurde, dass auf Hamburg.de eine "Tracking-Software" eingesetzt wird, die den datenschutzrechtlichen Anforderungen nicht genüge. Anscheinend geht es dabei wohl um das Zählpixel der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW).

Bei der IVW können sich Webseiten-Betreiber kostenpflichtig anmelden und die IVM ermittelt und veröffentlicht dann die Abrufzahlen der Webangebote. Diese Abrufzahlen entsprechen quasi der Verkaufauflage bei Print-Medien und sind für Anzeigenkunden einer Webseite relevant.

Weiter teilt Caspar mit, dass er auch die Abschaltung seiner Präsenz auf der Webseite der Universität Hamburg veranlasst hat, weil dort die Tracking-Software Google Analytics verwendet wird. Caspar ist sauer auf Google, weil Google diese Software trotz langer Verhandlungen nicht den rechtlichen Anforderungen angepasst haben soll.

Er fordert die Hersteller von Tracking-Software auf, bei ihren Auswertungen für wirtschaftliche Zwecke, rechtliche Grenzen einhalten müssen. Er geht davon aus, dass sich künftig nur Lösungen durchsetzen werden, die das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Nutzer berücksichtigen.

Michael Nickles meint: Die Formulierung, dass es "Anfang der Woche festgestellt" wurde, ist nicht dahingehend zu verstehen, dass Casper es selbst festgestellt hat. Ausschlaggebend war wohl ein Blog-Beitrag von Fachanwalt Thomas Stadler.

Der hatte am 11. Januar einen Beitrag über Google-Analytics veröffentlicht und ein Leser gab als Kommentar den Tipp, dass auch auf Capars Seiten "kräftig getrackt" wird.

Den darauf folgenden Blog-Beitrag zu Capars Webseite, hat Johannes Capsar inzwischen anscheinend selbst kommentiert (Kommentar Nummer 9). Aktuell gibt es noch keine Bestätigung, ob dieser Kommentar tatsächlich vom "echten" Johannes Caspar stammt!

Der vermeintliche "Caspar" ist im Kommentar der Ansicht, dass einige Fakten in der Darstellung durcheinandergeraten sind und stellt unter anderem klar:

"Der Online-Auftritt meiner Dienststelle läuft über Hamburg.de. Über die technische Infrastruktur unserer Seite entscheiden daher nicht ich oder meine Mitarbeiter, sondern dieses Unternehmen.

Dass die momentane Konfiguration nicht unseren Anforderungen entspricht, war uns schon vor den entsprechenden Presseberichten bewusst. Wir stehen deshalb mit dem Hersteller, der von Hamburg.de eingesetzten Tracking-Software in engen Beratungen über das Erfordernis einer datenschutzgerechten Gestaltung. Diese hat man uns bis Ende Juli 2011 zugesagt."

Wie gesagt - es gibt keine Bestätigung für die Echtheit des Kommentars. Blog-Betreiber Thomas Stadler hat Caspar zwar per Kommentar geantwortet, ich konnte von ihm aber noch keine Bestätigung lesen, dass es sich um den echten Caspar handelt.

So oder so: eine fatale Geschichte für den Hamburger Datenschutzbeaufragten. Der Mann steckt in der Klemme. Denn: der Kommentar "stimmt", auch wenn er "falsch" ist. Ohne wenn und aber hat Caspar den Datenschutz seiner "Seite" in die Hände eines anderen gegeben. Und zwar in die des Axel Springer Verlags, der Hamburg.de betreibt.

bei Antwort benachrichtigen
Joerg69 Michael Nickles „Hamburger Datenschutzbeauftragter schaltet sich ab“
Optionen

Offenbarungseid unserer justizbürokratischen Dummluschen - bauen eine irrsinnige Anforderungskulisse auf, derer sie selbst nicht gerecht werden, und liefern damit selbst die legitimen Vorraussetzungen, solche Bürokratenmaterialien abzuschaffen.

Viele Grüße von Jörg
bei Antwort benachrichtigen