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Abenteuer in der Mikrowelt

Michael Nickles / 19 Antworten / Flachansicht Nickles

Einige von Euch wissen ja, dass ich eigentlich vom Programmieren zum Schreiben kam. Ich programmierte Abenteuerspiele für den Commodore 64 und irgendwann fragte mich ein Redakteur des C64-Magazins "64er", ob ich nicht Lust hätte darüber zu schreiben, wie man Spiele programmiert.

Später kam ich dann durch das Schreiben über das Programmieren von Abenteuerspielen auf die erste CEBIT in Hannover und dort kriegte ich schließlich meinen ersten Job als Redakteur bei einem C64-Magazin - der "RUN" (das war das Konkurrenzblatt zur 64er). Ich hatte den Job quasi schon, als ich noch grad im Abitur war.

Was in dieser Zeit so alles passierte, ist eine elend lange Geschichte, die praktisch alles umfasst, was seit der ersten Stunde der Homecomputer so passiert ist. Vielleicht schreib ich irgendwann mal ein Buch drüber. Um ein Buch geht es auch in diesem Wohnzimmer-Beitrag.

Als ich neulich den Schuppen für den Bau des Hasenstalls entrümpelte (siehe Projekt Hasenstall 2009 erfolgreich beendet), hab ich ja schon gesagt, dass ich viel uralten Krempel archiviert habe und versprochen, Euch alle Weile von Fundstücken zu berichten. Diesmal geht es um ein ca 1cm "dickes" englischsprachiges Buch aus dem Jahr 1985:


Wie viele Seiten es hat, weiß ich nicht. Es hat keine Seitennummerierung und ich war zu faul zum Zählen. Das Ding trägt den Titel "The Antagonists" und den Untertitel "A Microworld Adventure For Your Commodore 64" - also "ein Mikrowelt-Abenteuer für Deinen C64 Heimcomputer".

Das Buch ist laut Vorwort ein Tagebuch von einem vermutlich fiktiven Typ namens Albert Renshaw, dem "letzten Überlebenden des Planeten Erde". Den üppigsten Teil des Buchs, also bis vor den letzten 10 Seiten, kann man alles einfach lesen. Dann wird es brutal:


Um das Abenteuer zu erleben und zu lösen, braucht man zusätzlich zum Buch ein Commodore 64 Programm. Datenträger waren damals "unbezahlbarer" Luxus und drum hieß es ABTIPPEN. Also 10 Seiten knallvoll mit Hexadezimal-Codes wie "59EA", "5D25" usw lesen und Tippen. Daraus wurde dann das fertige Programm.

Ich weiß offen gesagt nicht, wo ich dieses Buch her habe. Ich habe es noch nie gelesen, geschweige denn die "zigtausende" Hex-Codes abgetippt. Aber irgendwie juckt es mich das zu tun, wenn ich mal wieder viel Zeit habe.

Denn es handelt sich hier um eine "Computerspiel-Idee", die heute ganz offensichtlich ausgestorben ist. Damals wurden "Bilder" noch per Phantasie im Kopf produziert und nicht mit "DirectX"-3D auf den Bildschirm katapultiert.

Komischerweise gibt es ja heute noch viele Menschen, die Bücher lesen und auf den "Film zum Buch" verzichten, weil sie genau diese Phantasie haben wollen. In der Computerecke scheint das inzwischen verloren gegangen zu sein - und muss vielleicht neu entdeckt werden.

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