Fernsehen, Smart-TV, Mediacenter, Streaming-Dienste 7.414 Themen, 36.746 Beiträge

News: Youtubs erstes Live-Stream-Experiment

Stunde Null für vergreiste TV-Technik eingeläutet

Redaktion / 9 Antworten / Flachansicht Nickles

Dem normalen Fernsehen rennen die Zuschauer weg - immer mehr gucken Videos und Filmbeiträge im Internet. Der Werbeindustrie ist das mehr als recht. Das Guckverhalten lässt sich im Internet besser überwachen und eröffnet die Möglichkeit, individuell angepasste Werbung zu servieren.

Die Videoportal-Betreiber wissen das. Zwar machen sie aktuell noch nicht die wirklich große Kohle, zahlen ehr drauf, aber das wird sich irgendwann ändern. Entsprechend kämpfen die Portale wie wild mit neuen Funktionen um die Gunst der Zuschauer. Mit einem recht simplen Konzept versucht Microsoft es seit Kurzem in Deutschland.

MSN Movies strahlt seit einigen Tagen komplette Spielfilme aus (siehe Neues Gratis-Kino gestartet), die durch Werbeunterbrechungen finanziert werden. Der Ansturm scheint inzwischen recht groß zu sein. Erkennbar daran, dass Microsoft anscheinend nicht genug Bandbreite hat, um die Filme "flüssig" zu liefern - bei ständigen Aussetzern und sehr langen Wartezeiten bis es weitergeht, macht Filmgucken keinen Spaß.

Eine größere Herausforderung als vorgefertigte Filme abrufen zu lassen, ist die Übertragung von Live-Sendungen. Hier muss scharf kalkuliert werden, mit wie vielen Zuschauern zu rechnen ist und wie viel Bandbreite es dafür braucht. Youtube hat sich gestern erstmals dieser Herausforderung gestellt und ein Liveübertragung durchgeführt. Geboten wurde ein Mix aus Showauftritten und "Live-Party".

Die Ausstrahlung fand am Samstag in San Francisco statt. Über den neuen Live-Kanal von Youtube, konnte das Ereignis aus drei verschiednen Kamera-Blickwinkeln mitverfolgt werden. Zu Spitzenzeiten haben angeblich bis zu 700.000 Zuschauer gleichzeitig mitgeguckt.

Details und Videos zu Youtubes erster Live-Austrahlung gibt es hier: www.youtube.com/live

Quelle: www.youtube.com/live

Michael Nickles meint: Generell war das nur ein erstes Experiment von Google, wie das mit "Live-Streaming" so hinhaut. Dahinter steckt eine viel größere Sache. Kurz über lang wird Youtube es jedermann ermöglichen live zu senden. Dann reicht quasi ein Webcam oder ein Handy mit Kamera um binnen "Mausklick" einen eigenen TV-Sender im Internet zu schaffen.

Das ist einerseits technisch faszinierend aber es hat eine Schattenseite. So eine Live-Technik, die nötige Hardware/Bandbreite, ist derart teuer, dass sie sich kein normaler Mensch leisten kann. Aber: jeder darf zum "billigen" Inhaltslieferanten werden und drauf hoffen, dass er ein paar "Krümel" von den Werbeeinnahmen abkriegt, die Google mit diesen Live-Streams erzielt.

Rezept ist einfach: gib Millionen Menschen die Chance einen eigenen "TV-Sender" aufzubauen - ein paar interessante Sachen, die viele angucken, werden garantiert dabei rauskommen. Der "uninteressante" Rest kostet wenig Bandbreite und kann vernachlässigt werden. "Unendlich" viele werden also kostenlose Inhaltslieferanten und "endlich" viele kriegen ein bisschen Kohle ab.

Derlei Produktionen sind selbsterklärend viel billiger als echte TV-Livesendungen. Die traditionellen TV-Sender müssen sich jetzt schnell was einfallen lassen, wenn sie an diesem Trend zum "jeder kann senden" teilhaben wollen. Wenn sie das verschlafen, dann verlieren sie noch mehr Zuschauer an das Internet.

bei Antwort benachrichtigen
schuerhaken Redaktion „Stunde Null für vergreiste TV-Technik eingeläutet“
Optionen

Was Murdock09 da schreibt, ist nicht gerade stichhaltig und zeugt auch nicht von hellen Sinnen.

Eine Art Volksfernsehen, wie es Google nun anreißt, bedeutet eine Abrißbirne für die Gutsherren-Demokratie heutiger Couleur. Zwar ist schiere Basisdemokratie ein unpraktikables Unding und fortschrittsfeindlich, doch eine Demokratisierung der Medien läßt allgemeine Kritik zu und ermöglicht schnelle Reaktionen sowie Aufrufe zu Aktionen. Youtube beginnt auch Maßstäbe zu setzen für ein Stadtviertel-Fernsehen, wie es heute noch zu kompliziert und aufwendig scheint (obgleich funktionierend).

Wer jetzt schnell am Ball ist und ohne gleich absolut professionell zu sein es schafft, politisch und wirtschaftlich relevante Inhalte fundiert und trotzdem verdaulich zu präsentieren, wird auch das Wahl- und Konsumverhalten der Bürger beeinflussen können. Je näher das Medium Fernsehen an die Bürger herangebracht wird, desto mehr mögen die Bürger sich nicht nur ohnmächtig abgefüttert, sondern auch respektiert fühlen. Die unterhaltsame Umrahmung wird nicht auf sich warten lassen. Kleine Bands, eloquente Leute und Themen gibt es genug.

Man täusche sich nicht: Wir sind wieder Zeuge einer Revolution.
Weltweite Kommunkation und Präsentation wird zu einem Werkzeug "at your Fingertips" (wie Bill Gates es einmal formulierte). Real-time und live sogar rund um die Welt senden und sehen zu können, wird bald auch zunehmend unterstützt durch neue Prozessoren (GPU in CPU) und Prozeduren (andere Schnittstellen und Protokolle).

bei Antwort benachrichtigen