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Verbindung zu Nachbarn aber wie?

spank / 9 Antworten / Flachansicht Nickles

Mein Nachbar wohnt etwa 100m entfernt und ich will mir mit ihm eine dsl flatrate teilen.
Wie schaffe ich am besten eine Verbindung, Kabel oder Wlan?
Wäre es vielleicht auch möglich das ganze mit Kabel so anzuschließen, dass ich die Telefonflatrate mit nutzen kann oder brauch ich dann nen extra Telefonkabel.
Er hat nen Wlan Router mit Switch allerdings reicht der Wlan empfang nicht aus bräuchte da denn wohl ne richtantenne oder so.

MFG

Router ist nen Speedport W700V
http://www.dscnet.de/catalog/product_info.php?products_id=6280

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dl7awl spank „Verbindung zu Nachbarn aber wie?“
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Aaaalso, ich muss wohl mal als Nachrichtentechnik-Fachmann einiges dazu sagen und auch mit einigen weit verbreiteten Irrtümern und Halbwahrheiten aufräumen.

WLAN:


Zunächst: alles, aber auch wirklich alles spricht für WLAN - sofern man Sichtverbindung hinbekommt. Bäume sind allerdings, sobald sie grün sind, als Hindernisse genauso schlimm wie Gebäude, es sei denn man kann die Antennen so hoch anbringen, dass man "drüberweg kucken" kann. Als "Sichtverbindung" reicht übrigens nicht, dass ein Lichtstrahl die Äste durchdringt, oder dass man "haarscharf" über die Krone hinwegsehen kann, es sollte schon ein größerer tonnenförmiger Bereich möglichst frei von Hindernissen sein, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Fresnelzone . Im Zweifel hilft nur Probieren!

Wenn eine solche Sichtverbindung gegeben ist, braucht man für eine stabile Verbindung über lächerliche 100 m weder Richtantennen noch eine Erhöhung der Sendeleistung. Und wenn eine Sichtverbindung nicht gegeben ist, hilft all das auch nicht. Beide Ideen sind gedankenloser Humbug! Wenn Sichtverbindung fehlt, hat man vielleicht mal unstabile Zufallsverbindungen über Reflexionen usw., aber für eine zuverlässige Verbindung wird ein Repeater an einem (hohen) Punkt, zu dem beide Seiten Sichtverbindung haben, unerlässlich sein.

Richtantennen: Würde ich nur bei größeren Entfernungen, sagen wir ab etwa 800 m einsetzen (bis mindestens 10 km sind prinzipiell möglich). Je besser die Richtwirkung, umso schwieriger bis nahezu unmöglich werden Montage und Ausrichtung, erst recht bei Richtantennen auf beiden Seiten - das ist nur was für Profis. Für Entfernungen unter ca. 500 m reichen bei Sichtverbindung immer außen angebrachte rundstrahlende Antennen mit einem Gewinn von 5-7 db. Vorteil: billig, unauffällig, keine Ausrichtung nötig, klappt alles auf Anhieb.
(Übrigens, genau genommen sind rundstrahlende Antennen auch Richtantennen, irgendwo muss der Gewinn ja herkommen. Sie bündeln also auch, aber in der vertikalen Ebene. Weshalb die Antennen an beiden Enden der Verbindung auch ungefähr auf gleicher Höhe sein sollten.)

Sendeleistung: Erhöhung ist praktisch nie sinnvoll, a) weil die Empfänger-Empfindlichkeit nicht entsprechend mitwächst (was nützt es, besser "gehört" zu werden, wenn man nicht selbst besser hört? Unter Funkamateuren wird bei einem solchen Missverhältnis verächtlich von "Krokodilen" gesprochen: großes Maul und kleine Ohren...) b) weil dabei vor allem Verzerrungen und Nebenprodukte (sprich: Störungen!!) erhöht werden, die eher schaden als nützen, c) weil die Sendechips im Router wegen Überlastung den Hitzetod sterben können, d) weil selbst eine signalmäßig "saubere" Verdoppelung der Sendeleistung noch lange keine Verdoppelung der Reichweite bedeutet, sondern nur sehr viel weniger (die Entfernung geht quadratisch in die Rechnung ein, jedenfalls bei rundstrahlenden Antennen!)
Wenn ich bei Ebay sehe, wie regelmäßig dummdreist mit "Sendeleistung bis 251 mW" geworben wird, wird mir schlecht. Alles oberhalb von sagen wir 60-70 mW ist nur Schmarrn und faktisch schädlich und unbrauchbar - vom möglichen Verlassen zulässiger Werte mal ganz zu schweigen. Manchmal spricht sogar einiges dafür, die Sendeleistung zu verringern: da inclusive Antennengewinn 100mW nicht überschritten werden dürfen, bleibt bei hohem Antennengewinn nur die Leistungsverringerung, um trotzdem im zulässigen Bereich zu bleiben. Klingt widersinnig, aber Sinn macht's trotzdem, denn der Antennengewinn wirkt ja nicht nur beim Senden, sondern auch beim Empfang!
Das nur mal allgemein gesagt; bei Antennen der hier ausreichenden Gewinnklasse muss man sich darüber bei üblichen Router-Sendeleistungen aber keine Gedanken machen - einfach externe Antenne anschließen und alles andere so lassen.


Kabel:


Sollte nur der allerletzte Ausweg sein. Die Vorstellung, ein Kabel grundstücksübergreifend zu verlegen, ist eigentlich schon absurd. Wie denn? Eingraben? Oder etwa CAT5 wie eine Wäscheleine durch die Luft spannen? Und das über 100 m? Leute, das dehnt sich doch und droht zu reißen unter seinem eigenen Gewicht, es sei denn vielleicht, man lässt es soweit durchhängen, dass es in der Mitte den Boden berührt... ;-) Oder man hat genügend Aufhängepunkte auf der Strecke. Aber selbst dann kann der nächste Sturm für Überraschungen sorgen. Man kann natürlich auch erstmal ein Tragseil aus Stahl spannen... ;-)

Nee, also wenn schon Kabel, dann macht eigentlich nur eins Sinn: bitteschön kein fettes CAT5-Kabel verlegen, sondern eine schlanke verdrillte Zweidrahtleitung mit PN-Adaptern an beiden Enden (Beispiel: http://www.allnet.de/product_info_allnet.php?cPath=_&products_id=99916). Das hat mehrere Vorteile:

- ist leichter, trägt weniger auf, bietet frei hängend weniger Angriffsfläche bei Sturm

- kein Limit bei 100 m (CAT5 schafft manchmal je nach Leitungstreiber nicht mal das, aber selbst einfache PN-Adapter schaffen mehr als 100m)

- das Kabel kann zugleich (!) als Telefonleitung benutzt werden.

Am besten sind sog. "leichte Feldkabel" aus Armeebeständen, die haben Stahlfäden mit eingewebt und sind robust und praktisch reißfest, aber kaum dicker als ordinärer "Klingeldraht".

Nachteil: auch zugelassene PN-Geräte erzeugen im Umfeld des Kabels ein breites Funkstörspektrum ähnlich wie Powerline; ich als Funkamateur sollte sowas eigentlich gar nicht empfehlen ;-)


Nun denn, soviel dazu erstmal von meiner Seite.

Schöne Grüße,

Manfred
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