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Warum Kirchen immer leerer werden

play boy / 14 Antworten / Flachansicht Nickles

Hallo Leute,
ich war vor kurzem mal wieder in der (kath.) Kirche. Ich muss schon sagen: Die deutschen Kirchen haben schon bessere Tage erlebt. Der Pfarrer erzählte auch, dass er bereits in 3 Gemeinden predigen muss. Es sieht auch so aus, als würden es bald 5 sein.
Meine Meinung dazu:
Die Kirche hatte ja früher großes Monopol gehabt. Die Leute waren arm, lebten einfach, litten unter der Pest, unter Hunger usw. und konnten weder lesen noch schreiben. Das nutzte die Kirche aus und konnte den Leuten ziemlich viel weiss machen (s. z.B. Ablassbriefe, Kreuzzug, Hexenverbrennung). Die Kirchen waren mit Gold geschmückt und sehr teuer gewesen. Genauso wie beim Wirtschaufswunder ließ man alles so, wie es gerade war. Unter dem Motto: So wie's jetzt ist, ist es gut so. Also: man muss nichts mehr verbessern, da schon alles bestens ist. Irgendwann, mit der Reformation, verlor die Kirche immer mehr an "Macht", da die Leute endlich aufgeklärt wurden und seit 30 Jahren kann man beobachten, wie die Kirchen immer leerer werden.
Ich denke, dass das vor allem daran liegt, dass sich die Kirche einfach ausgeruht hat, und gemeint hat, dass so wie es ist, es gut ist. Sie hätten mit der Zeit gehen müssen. Das taten sie zwar einige Zeit, als die geistliche Musik bis hin zur Wiener Klassik immer gleich mit der weltlichen Musik war, aber ab dann koppelten sie sich ab. Und dort sind wir heute: Mittelalterliche Psalme, mittelalterliche Musik. Wenn sie nicht bald eine Reformation einführen, sind die Kirchen bestimmt bald leer.

(ich bin selbst katholisch und möchte mit diesem Artikel nicht die Kirche runtermachen, sondern nur Lösungsvorschläge machen.)

pb

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@hausmeister hOORST1
@hausmeister Hausmeister Krause
Fan130XE play boy „Warum Kirchen immer leerer werden“
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Ich habe für mich entschieden, dass ich diesen bisweilen unangenehmen Stachel "Kirche" in meinem alltagsverwöhnten Wohlstandshintern benötige, damit ich nie vergesse, dass um mich herum eine große neue schöne Scheinwelt gebastelt ist, aus der ich dann fürchterlich alleingelassen ins Nichts falle, sobald ich nicht mehr "in" bin oder mein kaum updatefähiger Organismus irreparable Abnutzungserscheinungen aufweist.

In der Kirche kann ich -sofern ich es will- die seit 2000 Jahren fortwährend aktuellen Themen um das gemeinschaftliche Leben, die Verantwortung (auch für andere) oder den Umgang mit dem eigenen Lebensende meiner Lebensrealität gegenüberstellen - ich erschrecke oft, wenn ich merke, wie schnell ich anstelle intensiver Problembewältigung ich nach schnellen, einfachen Kurzzeitlösungen suche.
Midlife-Crisis ? Müsste eigentlich schon lange vorbei sein -, ich befürchte fast, es handelt sich um die zeitweilig auftretende Wahrnehmung der Realität.
Aber -und das ist beachtlich- ich bin damit offenbar nicht alleine. Sofern man sich traut, darüber zu sprechen, dann findet man gerade bei den "einfach gestrickten" Kirchgängern die interessantesten Gesprächspartner.

Natürlich gibt es in den Kirchen mindestens genau so viele Deppen, wie sonstwo - unser Pastor hätte sich sicher nicht am Lederkombi gestört (es sei denn, das Visier am Helm hätte gehindert...)

Ich denke, dass mancher hier ein überkommenes Kirchenbild mit sich herumträgt und leider nicht einmal mehr abprüft, ob diese Gemeinschaft nicht durch eigenen Beitrag (auch für andere) wieder einen breiteren Wert gewinnt.
Ich habe dies bei meinen (zwischenzeitlich erwachsenen) Kindern sehr anschaulich vorexerziert bekommen - die Jugendgemeinde florierte, die Restgemeinde dümpelte lahm und selbstverliebt in eigene Eitelkeiten vor sich hin..

Und das tun wir irgendwie alle, oder ?



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