Endlich hat mal jemand auf das Thema IDE im Server- und
        Dauerbetrieb reagiert, das dabei "alte Weisheiten" hinterfragt
        werden ist gut. Wenn man diesen aber nur Vermutungen und ´ne
        rosarote IDE-Brille entgegenzusetzen hat, ist das nicht grade
        hilfreich.
      
        Da schreibt der Herr Bögeholz laut Herstellerangabe ist die
        Ausfallhäufigkeit bei IDE 1,5-2x so hoch wie bei SCSI. Falsch
        geraten, Herr Bögeholz! Da sich die 800000 Stunden bei IDE auf
        "Halbtagsbetrieb", die 1200000 Stunden bei SCSI aber auf
        Dauerbetrieb beziehen, kommt man unter vergleichbaren
        Bedingungen grob geschätzt auf ca. 3-fache Ausfallhäufigkeit bei
        IDE.
      
        Da hat die c´t auch noch eine nicht repräsentative Umfrage
        gemacht, deren Ergebnisse uns leider vorenthalten werden, statt
        dessen nur ein bisschen "Wischiwaschi", aber nichts Sachliches.
        Man kann auch kaum reale Ergebnisse erwarten, für einen
        Vergleich kommen nur Server in Frage wo vergleichbare
        langjährige Erfahrungen mit IDE und SCSI vorliegen, und die
        sind selten. Meist haben sich die Betreiber einmal im Vorfeld für
        ein System entschieden und bleiben dann dabei. Logischerweise
        beklagt man das Fehlen handfester, herstellerunabhängiger
        Statistiken.
      
        Es gibt aber sehr wohl eine Statistik. Diese Statistik ist
        herstellerunabhängig und gibt die Erfahrungen mit allen IDE- und
        SCSI-Platten der letzten Jahre unabhängig vom Einsatz wieder.
        Wenn jemals etwas repräsentativ war, dann diese Ergebnisse.
        Diese Statistik läßt sich aus der Garantiezeit ableiten.
        Zunächst sind die Hersteller aus Marketinggründen daran
        interessiert mit viel Garantie zu werben, aber keiner kann es sich
        auf Dauer leisten mehr Garantie zu gewähren als die Qualität der
        Platten zuläßt. Es gibt auf SCSI-Platten 5 Jahre Garantie, weil
        die Hersteller sicher sind, das nur wenige SCSI-Platten vor
        Ablauf von 5 Jahren Dauerbetrieb ausfallen. Bei IDE wurde die
        Garantie bei fast allen Herstellern auf 1 Jahr reduziert. Viele
        Nutzer lassen ihre IDE-Platten im Dauerbetrieb laufen, für den
        diese "nicht unbedingt spezifiziert" sind. Man merkt, Herr
        Bögeholz wehrt sich heftig gegen die Tatsache das, abgesehen
        von ein paar 2,5 Zoll, IDE-Platten generell NICHT für
        Dauerbetrieb spezifiziert sind. Im 2. Betriebsjahr fallen
        offensichtlich schon mehr IDE-Platten aus, als die Hersteller
        durch Garantie ersetzen wollen/können. Daraus ergibt sich
        unabhängig von der Nutzung der Platten eine 2,5-5x höhere
        AusfalIrate bei IDE. Eine halbwegs sichere Kalkulation sollte also immer die Kosten von etwa 3 IDE-Platten zu einer SCSI-Platte betrachten.
        Absolut idiotisch wird die Nutzung von IDE-Platten wenn die
        Anbindung an den Host ohnehin über SCSI erfolgt.
      
        Der Heise-Backup-Server ist aber wirklich super. Zweimal 1TB
        IDE-Raid 5 mit Hot Spare - das ist fortschrittliche Technik. Und
        das Level 1 Backup dauert nur noch halb so lange. Kleiner Tip:
        wenn 2 Platten eines Raid 5 gleichzeitig ausfallen spart ihr die
        gesamte Zeit für´s Recovery - ist das nicht toll? Ich schlage vor
        die vituellen Tape´s durchnumeriert in Nirwana umzubenennen,
        das erleichtert im wahrscheinlichen Fall des Falles die
        Unauffindbarkeit der gesicherten Daten enorm.
        Spaß beiseite, das würde ich als Backup-Lösung noch nicht mal
        mit SCSI-Platten empfehlen. Mit SCSI sind das 2 ausfallsichere
        Arrays, ausfallsicher und datensicher sind aber zwei
        grundverschiedene Dinge. Frage: Schützt Raid 5 mit Hot Spare
        gegen Virenbefall oder versehentlich gelöschte Daten? Merke:
        niemals Festplatten zu Backup-Zwecken verwenden! Ein
        sicheres Backup gibt´s nur bei Trennung von Laufwerk und
        Medium.
        In finanzieller Hinsicht war die Entscheidung zum Backup auf
        IDE-Platten ohnehin ein Schuß ins Knie, in absehbarer Zeit steht
        die Anschaffung eines anderen Arrays mit Serial ATA an, da
        wäre die Tape Library vernünftiger und langfristig billiger
        gewesen. Die alten parallelen IDE-Platten wirds über kurz oder
        lang nicht mehr geben, von Investment protection hat bei IDE
        noch niemand was gehört und da nimmt auch kein Hersteller
        Rücksicht drauf.
        IDE-Festplatten in solchen Arrays sind auch aus anderem Grund
        nicht zu empfehlen. IDE-Platten erzeugen bezüglich Rotation und
        Zugriff mehr Vibrationen als SCSI-Platten, vertragen aber
        weniger. Deshalb kommt es in IDE-Arrays wesentlich häufiger zu
        Off Track Vorgängen als mit SCSI. Auch aus diesem Grunde ist
        der Heise-Backup-Server eher ein Datenshredder als vernünftige
        Backup-Lösung. Zudem nehmen Vibrationserzeugung und -
        empfindlichkeit mit der Zeit zu. Der Backup-Server ist noch relativ
        neu, aber ich rate dringend die Platten des IMAP-Servers zu
        tauschen. Die Platten sind 3 Jahre alt, ein plötzlicher Headcrash
        auf einer Platte initiiert möglicherweise Off Track Vorgänge auf
        den Nachbarplatten, die Folge wäre partieller Datenverlust.
        Service Life ist zudem bei IDE und SCSI 5 Jahre, bei IDE
        allerdings bezogen auf "Halbtagsbetrieb", die Platten hätten also
        aus Gründen der Datensicherheit, nicht der Ausfallsicherheit,
        bereits vor einem halben Jahr getauscht werden müssen. So
        zumindest die Empfehlung der Hersteller.
      
        Noch etwas bezüglich Investitionschutz: Bei SCSI spielt dieser
        Punkt eine Schlüsselrolle. Aktuell ist U320, es kommt ca. 2004
        noch U640. Aber auch bei SCSI geht die Entwicklung in Richtung
        serieller Übertragung, Einführung ist für 2007 geplant. Hier gehen
        alle Experten aber davon aus das beide Varianten über lange
        Zeit parallel existieren, die Hersteller werden also auch nach
        2010 noch parallele SCSI-Platten bauen. Ein Aufbau mit SCSI
        ist also weiterhin zukunftstauglich, mit parallelen IDE-
        Platten ist es Geldverschwendung.
      
        Auch zum Thema Tagged Command Queuing haben Sie nicht
        viel Konkretes zu bieten. Zum einen bedeutet das zunächst nur
        das die Platten zwischen Ordered und Simple Queue Tags
        unterscheiden können. Ordered queue tags muß sie ohnehin in
        gegebener Reihenfolge ausführen, Simple queue tags darf sie
        umsortieren. Das Umsortieren selbst ist nicht Sache von TCQ,
        dazu benötigt die Platte einen Command reordering algorythmus.
        Dieser errechnet unter Berücksichtigung von Zugriffszeit und
        Latenz die schnellste "Route". Es geht um Einsparungen bei
        Latenz und Zugriff. Bei IDE-Platten ist die Dauer der Zugriffe
        aber auch von der Einstellung des Akustik-Managements
        abhängig, die Berechnung muß die jeweilige Einstellung
        berücksichtigen. Ich glaube nicht das die IBM Deskstar
        Command reordering beherrscht, hab bei IBM auch nichts
        darüber gefunden. Selbst wenn es unterstützt wird bleiben
        Fragen. Da es oft schneller geht auf die Nachbarspur zuzugreifen
        als auf der gleichen Spur auf den richtigen Sektor zu warten
        nimmt die Anzahl kleiner Zugriffe in wechselnden Richtungen zu,
        was zu mehr Vibrationen auf den Aktuatoren führt. Auch deshalb
        verfügen alle SCSI-Platten, nicht nur die Cheetah 15K3, seit
        langer Zeit über steifere, stärkere Aktuatoren. Die Standard-IDE-
        Aktuatoren sind auf Dauer zu schwach und würden zu mehr
        Ausfällen führen. Selbst wenn IBM das noch machen würde,
        wär´s immer noch ´ne abgespeckte Sparvariante. Die
        Befehlswarteschlange umfaßt bei SCSI 64 oder 128 Befehle, bei
        IBM aber nur 31.
        In Anbetracht des Preises einer Deskstar halte ich die Angaben
        von IBM für reine Marketingsprüche.
      
        Fazit:
        Herr Bögeholz, sie können beim Rechnen ihre Feder anspitzen
        so oft sie wollen, aber die Rechnung geht langfristig nie
        zugunsten IDE auf!
        Sie kamen unter Annahme falscher Voraussetzungen und
        Ziehung deshalb falscher Schlüsse zu einem anderen Ergebnis.
        Aber aus Ihrer Feder stammen ja auch folgende frei
        wiedergegebene Zitate aus verschiedenen c´t:
      
        "IDE-Platten haben in Sachen Eigenintelligenz längst zu SCSI
        aufgeschlossen."
        "SCSI-Platten unterscheiden sich im wesentlichen nur noch im
        Interface von ihren Billigpendants."
        "Eine einzelne Platte reizt die 66MB/s Bandbreite eines Kanals
        zwar nicht aus, aber mit 2 Platten wird´s schon eng" (zu UDMA-
        66).
      
        Diese 3 Behauptungen haben eines gemeinsam: sie sind
        schlichtweg falsch! Wenn man über die Jahre aber solch
        unqualifizierten Unsinn schreibt, kann man später auch nicht
        anders ohne sich selbst Lügen zu strafen. Zu den ersten beiden
        stehen schon Einzelheiten im Text. Zu Punkt 3: IDE-Platten teilen
        sich nie die Bandbreite eines Kanals, jedem Laufwerk wird
        exklusiv die gesamte Bandbreite zur Verfügung gestellt, und sei
        es um ein paar kB zu übertragen. Zwei IDE-Platten an einem
        Kanal bremsen sich immer gegenseitig aus!
      
        Unter vergleichbaren Bedingungen fallen IDE-Platten mit
        hundertprozentiger Sicherheit mindestens doppelt so oft aus wie
        SCSI-Platten. Real haben IDE-Platten etwa 3-fache Ausfallraten.
        Es ist besser gleich SCSI zu nehmen anstatt zu hoffen das die
        IDE-Platten so lange durchhalten wie sie billiger kommen.
        In Zeiten knapper Kassen sehen die Unternehmer meist nur den
        günstigeren Anschaffungspreis. Die großen Unterschiede
        zwischen IDE- und SCSI-Platten kennen sie nicht. Woher auch,
        wenn alle "Fach"-Zeitschriften oben bereits angesprochenen
        Unfug veröffentlichen und die nötige Weiterbildung der
        Mitarbeiter eines Unternehmens aus Kostengründen ebenfalls
        den PC-Magazinen überlassen wird. Auch die Folgekosten bei
        Ausfällen werden weitgehend ignoriert, so schlimm wird´s schon
        nicht kommen.
        Der Gedanke, wir probieren´s erstmal mit IDE, kostet bei später
        nötiger Umrüstung auf SCSI natürlich doppelt. Wer "blind" gleich
        auf SCSI setzt, spart langfristig immer.
        Im Übrigen wird sich hieran mit Serial ATA nichts ändern. Auch
        wenn manche PC-Zeitschrift nun schon zum widerholten Male
        das Ende von SCSI ankündigt. Dagegen wird das parallele SCSI
        das Ende von Serial ATA aber höchstwahrscheinlich erleben,
        wenn man den derzeitigen Roadmaps glauben darf.
      
        
         
      
