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TEST: Vernee Apollo X Smartphone - Preiskiller mit Rafinessen (Teil 2)

Michael Nickles / 1 Antworten / Baumansicht Nickles
Der neue 150 Euro Preiskiller Vernee Apollo X hier mit weißem Schutzcase und eingeblendeter Analoguhr (Foto: Gearbest)

Erste Eindrücke und Schnelltests sind bei mobilen Geräten über 100 Euro witzlos - das ist zu viel Kohle um aufs "Blaue" zu kaufen. Auch gilt wie schon einst beim PC-Kauf: Vorsicht vor frischer Ware, oft müssen Produkte erst noch nachreifen. Früher galt die Faustregel "erst mal ein halbes Jahr abwarten", heute hat sich das auf ein paar Wochen verkürzt - zu schnell werden mobile Geräte alt.

Das Vernee Apollo X ist nach dem sehr guten ersten Eindruck (siehe Teil 1 des Tests mit vielen Details) jetzt seit rund 6 Wochen täglich rund um die Uhr im Einsatz, die Zeit ist reif für Teil 2 des Tests. Der Preis der Vernee Apollo X liegt übrigens aktuell immer noch bei durchaus attraktiven rund 160 Euro (hier zum Preischeck Vernee Apollo X 4G Phablet  -  BLACK).

Schutzhülle - prima Originalcase vom Hersteller für 6 Euro

Originalaufnahme beim Test. Die Produktpräsentation vom Hersteller ist nicht künstlich aufgehübscht - die eingeblendete analoge Uhr ist wirklich ein Hingucker. (Foto: mn)

Universaltaschen/Hüllen sind fast immer Mist, ein mobiles Gerät braucht eine passende Hülle. Gerade bei China-Geräten gibt es in der Regel eine enorme Auswahl an Hüllen zu sehr günstigem Preis. Man kann sich also durchaus alle Weile mal einen "Kleiderwechsel" für eine handvoll Euro gönnen.

Am günstigsten sind Schützhüllen in der Regel in China-Shops, auch bei Ebay und Amazon gibt es aber eine gute preiswerte Auswahl wenn es schnell gehen muss und 14 Tage Warten nicht akzeptabel ist.

Tipp: Das Vernee Apollo X ist gehäusetechnisch praktisch baugleich mit dem Vorgänger Apollo Lite - es können also auch Apollo Lite Hüllen gekauft werden.

Während sich Xiaomi-Fans über eine erschlagende Auswahl an Hüllen freuen können, ist das Angebot bei den Apollo-Geräten arg dünn. Eigentlich gibt es fast nur das Original-Case direkt vom Hersteller, wahlweise in blau oder weiß. Testweise wurde mal das weiße Original-Case bestellt, das gerade mal rund 6 Euro kostet (inklusive Versandkosten) - siehe Original PU Leather Protective Case for Vernee Apollo Lite / X  - WHITE.

An dieser Stelle nochmals der Hinweis, dass das Apollo X ein sehr erfreuliches Ausnahmegerät ist: es liegt auch ohne Schutzhülle sehr gut rutschfest in der Hand. Das günstige Kunstleder-Klappcover hat sich in der Praxis als sehr angenehm erwiesen. Es ist extrem kompakt, das Gerät wird dadurch nicht merklich größer oder schwerer. Das Klappcover verfügt über eine automatische Ein-/Ausschaltfunktion und hat vorne ein großes rundes "Guckloch".

Darin wird beim Schließen für eine Weile eine sehr hübsche analoge Uhr angezeigt. Gewiss nur ein Gimmick aber wirklich cool. Extrem praktisch ist das "Guckloch" auch bei eingehenden Anrufen. Es zeigt dann den Anrufer an und bietet Buttons zum Abheben und Auflegen. Telefonieren ist so also auch ohne Öffnen des Klappcovers bequem möglich.

Also: die Case-Auswahl ist beim Vernee Apollo X sehr mager, aber das Originalteil vom Hersteller ist sehr hübsch, praktisch und funktionell. Extrafächer für Geldscheine und Kreditkarten gibt es nicht, auch keine "Aufstellfunktion". Dafür ist das Cover halt extrem schlank und schick.

Das Apollo X im tagtäglichen Einsatz

Messenger, Mail, Surfen, Telefonieren, Fotografieren - bei keiner der Standardanwendungen leistet sich das Apollo X irgendwelche Patzer, das Ding läuft absolut rund. Der recht fette 3.500er Akku hält ordentlich durch, man kommt damit locker über den Tag oder auch länger. Als sehr praktisch hat sich auch erwiesen, dass das Apollo X sozusagen mit "Stock Android" kommt (wie auch andere Vernee Geräte).

Der Original Android-Launcher kann die Bedienungsoberfläche auch ins Querformat drehen. (Foto: mn)

Das heißt: es wird ein nacktes sauberes Android vorinstalliert, so wie es von Google kommt. Entsprechend ist auf dem Gerät auch der originale Android Launcher (Startbildschirm/Desktop) installiert, der eine sehr wichtige Raffinesse bietet, die viele vielleicht gar nicht kennen: die Bedienungsoberfläche lässt sich rotieren, auch im Querformat (Landscape-Modus) darstellen. Dazu wird bei den Launcher-Einstellungen einfach die Option "Allow rotation" aktiviert.

Die Darstellung im Querformat ist in vielen Fällen sehr praktisch. Beispielsweise wenn das Gerät im Auto zur Navigation platziert wird, oder auch ganz einfach beim Videogucken. Zwar funktionieren auch viele Apps sowieso wahlweise im Landscape-Modus aber es ist praktisch, wenn auch die Bedienungsoberfläche mitdreht. Das ist leider keine Selbstverständlichkeit. Xiaomi hat das bei seiner MIUI-Oberfläche beispielsweise bis heute nicht zu bieten.

Ladezeit: Ebenfalls entscheidender Faktor im Alltagsbetrieb: Akku laden. Dank seiner Schnellladefunktion lädt das Apollo X mit dem Originalnetzteil seinen Akku binnen rund 45 Minuten auf 50 Prozent Kapazität auf. Eine Volladung auf 3.500mAh dauert rund 90 Minuten. Das sind sehr gute Werte.

Eine Unsitte teilt das Apollo X leider mit seinem "Billig-Kollegen" Vernee Thor aus der 100 Euro Ecke:  sein Vibrationsmotor ist zu stark und auch viel zu laut. Das mag für manchen Kleinkram sein, wer aber Vibrations-Feedback mag, den wird das stören.

Kamera: Wer sehr hohe Foto-/Videoansprüche hat, der darf in der Ecke bezahlbarer Smartphones  kein Wunder erwarten beziehungsweise nimmt statt eines "Telefons" besser gleich eine richtige Kamera. Entsprechend habe ich eher wenig Verständnis dafür, wenn die Kameraqualität eines Smartphones übertrieben kritisch begutachtet wird. Meine bisherige Praxiserfahrung: selbst mit sehr "billigen" Smartphones kann man sehr gute Fotos hinkriegen, einen echten Ausreißer habe ich bislang nur mit meinem Asus Fonepad 7 erlebt - da waren die verbauten Kameras wirklich nur eine Notlösung. Die Kameras des Apollo X liefern im Alltag ordentliche Ergebnisse (siehe Beispiele im Diskussionsteil dieses Beitrags).

Support für technisch Interessierte

Wer in China kauft hat in Deutschland generell keinen Support um die Ecke. Hier ist entscheidend wie gut der vom Hersteller (zumindest englischsprachig) ist und wie es um die Fangemeinde im Internet steht (siehe dazu auch REPORT China Tablets, Teil 5: Hersteller Support-Qualität und Fangemeinde).  Bei Vernee sieht es schlecht aus. Die Webpräsenz vernee.cc bietet hauptsächlich Eigenwerbung und Produktpräsentationen. Es gibt einen Support-Bereich mit ROM-Downloads für die bislang 6 erhältlichen Vernee Modelle. Und das war es dort dann auch schon, irgendein Forum ist auf der Webpräsenz nicht auffindbar.

Zwischenzeitlich gab es eine deutsche Webpräsenz namens vernee.de deren deutscher Betreiber wohl eine Partnerschaft mit Vernee hatte, die aber laut Mitteilung auf der Seite beendet wurde. Erst durch Googlen fand sich dann doch noch ein wohl offizielles englischsprachiges Forum von Vernee unter bbs.vernee.cc. Ansonsten gibt es für deutschsprachige Nutzer noch die üblichen kleinen Foren der gängigen Android-Fanseiten, die sich auch um Vernee-Geräte kümmern.

Kurzum: es gibt Support, man findet die wichtigsten Infos, wirklich präsent im Internet ist Vernee aber noch nicht. Das ist natürlich keineswegs ein Ko-Kriterium aber man muss es wissen. Schnuppe sind Foren natürlich, wenn man ein Gerät einfach nur kaufen und nutzen will wie es ist - und das funzt beim Apollo X stresslos.

Widersprüchliche Testberichte

Inzwischen gibt es auch weitere deutschsprachige Tests vom Apollo X, unter anderem bei Chinamobilemag.de vom 17. Juni 2017. Dort schneidet das Gerät überraschend schlecht ab! Kritisiert wird beispielsweise, dass der Hersteller bei den technischen Daten mit Videoaufnahme bis 4K / 30fps wirbt, beim Test aber nur Full-HD-Tauglichkeit ermittelt wurde. Als "unterirdisch schlecht" wurde die Akkuleistung verurteilt, ebenso die Kamera. Wenig Gutes gab es auch über den Fingerprint-Sensor zu berichten. Geschimpft wurde auch, dass der Hersteller längst ein Update auf Android 7 vesprochen hat, das Gerät aber unverändert mit Android 6 läuft. Auch wurde laut Chinamobilemag.de das Vernee-eigene "Betriebssystem" Vernee OS (VOS) versprochen aber nicht geliefert.

Nahezu vollständig anders (also eher rundum positiv) fällt ein Test von techtest.org auf. Man sollte also niemals dem nächstbesten Bericht vertrauen! Auch ist es bei mobilen Geräten eine arge persönliche Angelegenheit wie die Qualität beurteilt wird, welche Messlatte angelegt wird. Ob das Apollo X 4K Video kann habe ich beispielsweise gar nicht ausprobiert. Da sagt mir bereits mein Bauch, dass ein 150 Euro "Gerätchen" wohl kaum wegen 4K-Videorecording angeschafft wird. Um brauchbare 4K Videos zu kriegen braucht es schon ein anderes Kaliber.

Dass aktuell immer noch "nur" Android 6 drauf ist, ist auch kein Drama. Ebenso nicht, dass Vernees "VOS" noch fehlt. Dieser Kritik ist entgegenzusetzen, dass Vernee das Apollo X quasi mit einem sauberen "nackten" Stock-Android 6 liefert. Es gibt praktisch keinerlei Bloatware oder sonstige nervige vorinstallierte Apps und genau das verdient ausdrücklich Lob!

An dieser Stelle gilt: Das Vernee Apollo X befindet sich weiterhin im Dauertest und hat sich bislang wacker geschlagen. Wer ein ordentliches 5,5 Zoll Gerät sucht sollte den Tagespreis im Auge behalten und bei hohem Schnäppchenfaktor zuschlagen. Mal kostet das Apollo X über 200 Euro, alle Weile geht es um 160 Euro rüber - also unbedingt den Preis beobachten!

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Michael Nickles Nachtrag zu: „TEST: Vernee Apollo X Smartphone - Preiskiller mit Rafinessen (Teil 2)“
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Hier noch Fotos, die mit dem Apollo X geschossen wurden:Toolwood Festival in München und Schloss Schleißheim.

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