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Ja, Wolfgang Back hatte es gewiß sehr schwer.
Als ich Zuse etwa '87 in Hünfeld besuchte, war er auch mehr als zugeknöpft. Wir kamen uns dann über seine Bilder näher, sehr angenehm sogar. Aber ganz offen und leutselig wurde Zuse erst, als ich ihm versprach, nicht über unser Gespräch in einer Zeitschrift zu berichten. Ich versprach es. Aber wie konnte er meinem Versprechen vertrauen? Ich sagte ihm, ich sei Westfale, und da gelte ein Wort mehr als ein schriftlicher Vertrag.
Ziemlich grummelig war dann nur noch seine Tochter, die sich gab, als sei sie eifersüchtig auf jedes Wort ihres Vaters, das einem Fremden zukam.
Richtig aufgetaut war Zuse, als wir uns über seine Bilder, die er mir zeigte, und über seine Idee vom rechnenden Raum sowie über die Information als eine mögliche Elementardimension unterhielten. Ich hatte keine Ahnung, erzählte, ich hätte nur so ein Gefühl, was man darunter verstehen mag, und versuchte, dieses Gefühl zu erläutern. Das war wie ein Durchbruch, denn Zuse meinte, man müsse tatsächlich bei benutzten Begriffen von ihrer eigentlich strengen wissenschaftlichen Bedeutung abgehen und (auch) andere Vorstellungen zu ihnen entwickeln. "Rechnen" könne man ja nicht nur als einen Vorgang betrachten, der auf "Ergebnisse" zielt, sondern man könne bei Zuständen - selbst ständig dynamisch sich verändernden - als Ergebnissen auch unterstellen, dass vorher gerechnet worden sei, und zwar anhand von Gesetzmässigkeiten, die dem Rang einer Formel entsprächen. Unter "Rechnen" verstand Zuse nicht nur rein mathematische Vorgänge.
An das Gespräch selbst erinnere ich mich noch filmisch exakt genau, sogar an das Wetter und an den Weg, den ich nach dem Gespräch nach Niederaula zu meinem Hotel fuhr. Während der Fahrt beschlich mich das Gefühl, es mit einem Menschen zu tun gehabt zu haben, der sich irgendwie "in die Ecke gestellt" vorkam. Zuses gebeugte Haltung des Körpers schien der seiner Seele zu entsprechen. Und seine Tochter "umkreiste" ihn ständig wie ein Wachhund, der Gefahr wittert.
(Vorgelassen wurde ich nur, weil ein Freund von Zuse, der auch mir ein Freund war, das Treffen angeleiert hatte. Einen ausführlichen Bericht von dem Besuch habe ich nie veröffentlich.)