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News: Rücksturz zu analog

50 Euro für leere Musikcassette

Redaktion / 26 Antworten / Baumansicht Nickles

Bei Musik, Filmen und Fotos hat digitale Technik die analogen Geräte inzwischen restlos verdrängt. Erst kürzlich überraschte allerdings die Meldung, dass sich die Verkaufszahlen von Langspielplatten 2008 verdoppelt haben. Über 1,88 Millionen Vinyl-Scheiben wurden verkauft (siehe Rückkehr der Langspielplatten.

Selbst neue Platten werden heute noch als Langspielplatten veröffentlicht, kosten dabei inzwischen allerdings bis zu 10 Euro mehr als die Audio-CD-Variante. Bejammert wird zunehmend auch das Verschwinden der alten Musik-Cassetten. Auf eine kleine billige Speicherkarte passt zwar die "tausendfache" Menge einer analogen Audio-Cassette drauf, aber die ist nicht mehr so sexy wie die alte Musik-Cassette.

Bei der verbrachte man viel Zeit damit die "zwanzig" Titel die draufpassen, liebevoll zusammenzustellen und das Cover per Hand zu beschriften. Und die Musik-Cassetten konnte man immerhin sogar noch brauchbar beschriften und sie ging auch nicht so leicht verloren wie eine Speicherkarte im halben Briefmarken-Format. Unermüdlich wird natürlich auch drüber diskutiert, dass das Hörerlebnis bei der alten analogen Technik besser war als bei Musik, die digital "verwurstet" ist und dadurch keinen stufenlosen Frequenzgangbereich mehr hat.

Inzwischen scheinen sich auch die alten Musikcassetten - zumindest bei Audio-Freaks -wieder hoher Beliebtheit zu erfreuen. In den 80er Jahren konnten sich normale Menschen meist nur "Normal"- oder "Chrome"-Cassetten leisten. Absolutes Highend im Bandmarkt waren "Metal-Audiocassetten". Die kosteten in der 80er Jahren rund 12 Mark - und die sind heute im Handel praktisch nicht mehr zu kriegen.

Entsprechend saftig sind die Preise, die Liebhaber für solche Metal-Cassetten inzwischen bezahlen. Auf Ebay wurde gerade mal wieder eine originalverpackte 90 Minuten Metal-Cassette verhökert. Preis: 49,99 Euro, plus 2.20 Euro Versandkosten. Zu bestaunen hier: TDK MA-R 90 - Metal 1982

Joerg69 Redaktion „50 Euro für leere Musikcassette“
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Boah, ey. Ich habe noch 'n Zehnerpack original verpackte Sony Metal XR 90 im Schrank...

MagicRabbit Redaktion „50 Euro für leere Musikcassette“
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Tja nicht nur für Kasetten wird viel Geld gezahlt, auch für Mindisc-Player zahlen Fans mittlerweile dreistellige Eurobeträge...
Bei teuren Tonbandgeräten fängt es sogar erst bei vierstelligen Eurobeträgen an.

OLAFSANDERS Redaktion „50 Euro für leere Musikcassette“
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Dies ist jetzt nicht nur die "Ausgeburt" der alten Diskussion zwischen Analogem und Digitalem Recording, sondern ganz klar die "wiederbelebung" eines Sammlermarktes, welcher eben wegen der "Rarität" die Preise in die Höhe treibt. Ich war selbst 35 Jahre als Musiktonmeister in einem namhaften Kölner Musikstudio tätig und habe sowohl die Anfänge der analogen Aufnahmetechnik, wie auch das Digitalrekording miterleben dürfen. Wir haben teilweise die gleichen Aufnahmen in beiden Verfahren durchgeführt und verglichen. Wie gesagt auf sehr teurem professionellem Equipment. Die MC war was Qualität anbelangte immer sehr schwierig. Kassettenmechanik, Bandschrumpfung, Gleichlaufschwankungen. Also kein Argument um heute auf MC´s aufzunehmen. Entweder Snobismus, oder Sammelleidenschaft. Anderst ist es auf normalem Tonband, oder einer 2 Zoll 24 Spur ( Bandmaterialkosten für
20 Minuten bei 76 cm Bandgeschwindigkeit pro secunde, ca 100€), das klingt anders, analog ! aber unbedingt besser ? Da streiten sich Kollegen seit 20 Jahren. Na ja ! eben jeder wie er will.-

Olaf19 Redaktion „50 Euro für leere Musikcassette“
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Unermüdlich wird natürlich auch drüber diskutiert, dass das Hörerlebnis bei der alten analogen Technik besser war als bei Musik, die digital "verwurstet" ist und dadurch keinen stufenlosen Frequenzgangbereich mehr hat.

Das soll mir erstmal jemand vormachen, mit verbundenen Augen, zweimal die gleiche Aufnahme - einmal analog, einmal digital...

CU
Olaf
Crazy Eye Olaf19 „ Das soll mir erstmal jemand vormachen, mit verbundenen Augen, zweimal die...“
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Bei schallplatten schätzt man ja auch die minimalen Fehler, wenn ich dort die leute richtig verstehe :) Zudem hat man dort etwas in der Hand und schöne Cover etc.

Könnt mir das bei Kassete auch vorstellen.

nettineu Olaf19 „ Das soll mir erstmal jemand vormachen, mit verbundenen Augen, zweimal die...“
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@ Olaf, es geht doch garnicht wirklich um den technischen Hörvergleich zwischen verschiedenen Speichermöglichkeiten von Platte, Tonband, MC, MP3, CD usw. Es geht doch hier um den "antiquierten" Klang und das dafür viel Geld bezahlt wird. Ist doch ok, wenn vielen Sammlern bei einem "Röhrensound" oder hier MetalMC das Herz und die Seele aufblüht. Bitte jedem das Seine. Selbst restauriere ich gerade ein sehr altes Röhrenradio, leider nicht mit Originalteilen, bekommt man nicht mehr, aber vielen staunenden Betrachtern glänzen dabei die Augen. Klingen tut das Ding nach "Mittelwellensound", absolut kein Vergleich zu HighEnd Digital. Aber es ist doch sooo schön, gemütlich, warm, stimmungsvoll, erlebnisreich, gefühlvoll. Dabei noch eine 20erJahre-Musik einspielen, dazu noch eine kleiner Trip in eine andere Zeit. Es gab halt viele Zeiten der Musikübertragung. Kinder lernen heute kognitiv "Geschichte". Warum nicht auch leibhaftig, wenn möglich? Z.B. Beatles aus einer Musikbox oder Techno aus einer Auto-Bumms-Box,tiefergelegt?

Die redaktionelle Info finde ich interessant, nicht nur wegen des Preises. Bitte nicht überinterpretieren, zeigt aber auch die "Sehnsucht" nach gefühlvollen Sounds, wie bei den Schallplatten, oftmals technisch mangelhaft, aber einfach "super" anzuhören. Ich habe noch ein altes Cassettendeck mit automatischer Bias-Messeinrichtung, selbst billigst-MC's laufen da zur Höchstform auf. Macht einfach nur Spass. Verstehe die 50Euro-Kassetten-Käufer.

Netmonkey nettineu „@ Olaf, es geht doch garnicht wirklich um den technischen Hörvergleich zwischen...“
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Ich habe auf meinem Boden noch einen Schrank voller Schallplatten und MCs aus
DR-Zeiten. Dazu noch ein Tonbandgerät Qualiton M8 in Originalzustand. Da bin ich
dann wohl schon richtig reich?

nettineu Netmonkey „Ich habe auf meinem Boden noch einen Schrank voller Schallplatten und MCs aus...“
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Wenn Du Reichtum meinst, wohl kaum, aber vielleicht reich an Erinnerungen und Erlebnissen, denn Du hast Dir die schallplatten und Geräte sicherlich gern gekauft, oder? Vielleicht hast Du bei einer ganz bestimmten Platte (mit Knackser?) Dein erstes Date gehabt? Oder bist bei einer anderen Musik schier vor Freude ausgeflippt oder geheime kellerpartys damit veranstaltet? Hast auf deinen Tonbändern Musik, die Du sehr gern gehört hast, in Mono, egal? Vielleicht hast Du etwas ganz seltenes, ein Schwarzpressung? Dein Qualiton M8 kommt aus Ungarn und ist ein Mono 1/2 Spur Röhrenkoffergerät mit 4 Röhren etwa aus dem Jahr 1967. Sogar mit Bandgeschwindigkeiten: 9,5/4,75/2,38 cm/s. Für die Techniker: Frequenzgang sagenhafte 60-12000Hz bei 9,5 cm/s. Steht in einigen Radiomuseen, würde ich gern haben wollen, aber Dir nicht zu Reichtum verhelfen können. Bin selbst ein armer Schlucker aber reich an....???

Netmonkey nettineu „Wenn Du Reichtum meinst, wohl kaum, aber vielleicht reich an Erinnerungen und...“
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Du kennst Dich ja bestens aus. Ich habe das Qualiton bei der Beräumung meines Vaters Wohnung gefunden. Habe aber leider keine Bänder mehr. Die Schallplatten habe ich zu tiefsten DDR- Zeiten durch langes anstehen erworben(meist sog. Lizensplatten).Da hängen schon einige schöne Erinnerungen dran. Leider habe ich keinen Plattenspieler mehr.Tonbandkassetten lege ich manchmal eine ein. Da kommen dann schnell Erinnerungen an mein altes "Sonett"-Gerät wieder hoch, welches ich fast wöchentlich reparieren mußte. Man hat es ja überall mit hingeschleppt. Insofern haben solche Teile auch heute noch durchaus ihre Daseinsberechtigung.
Den Kommentar meiner Kinder zur Qualität der Kassetten u.ä. könnt Ihr Euch ja vorstellen

Olaf19 nettineu „@ Olaf, es geht doch garnicht wirklich um den technischen Hörvergleich zwischen...“
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Wenn es nicht um einen "Hörvergleich" geht - warum geht es dann einen Satz später um den "antiquierten Klang?!";-)

Mit "gefühlvollem Röhrensound" haben die Analogcassetten überhaupt nichts zu tun. Mit einem Röhrenverstärker kannst du die auch noch so makelloseste Digitalproduktion sinnvoll veredeln. Dazu brauchst du keine muffig klingenden Kassetten, die erst durch allerlei technische Spielereien am Wiedergabegerät auf besseren Sound getrimmt werden müssen.

Tut mir leid, aber ich kann die 50-Euro-Kassettenkäufer nicht verstehen.

CU
Olaf

nettineu Olaf19 „Wenn es nicht um einen Hörvergleich geht - warum geht es dann einen Satz...“
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@Olaf, "antiquierter Klang" ist keine technische Aussage, sondern eine emotionale Verbindung von Musik, Klang,Technik, Geräte und Hörer. "Röhrensound" vestehst Du bestimmt als Highend, dem ist aber nicht so. Eine einfache massenhaft verwendete Schaltung mit z.B einer EL84 (1953) ist deshalb noch lange nicht "HighEnd" aber trotzdem eine Röhrensound.

Röhren haben ein besonderes Klirrverhalten, weshalb sie wegen der gewünschten Verzerrungen gern in Gitarrenverstärkern verbaut werden. So entstand der typische Röhrensound.

Cassetten haben technisch auch je nach Gerät und Bandmaterial einen "typischen" Sound, was besonders Sammler sehr schätzen. Es gab aber auch echte HigEnd Cassettendecks, bei denen die Differenz zwischen Eingangs + Ausgangsignal nur messtechnisch herauszufinden war. Hörtechnisch aber nicht herauszufinden.

ZB. ein NAKAMICHI BX 100E , 20-20500Hz, Auslieferung mit linearem Meßprotokoll! Oder z.B. ein Revox Studer Tape B215 MK2 mit automatischer Bandeimessung. Oder z.B. ein Pioneer CT95 mit HXPro? Kennst Du solche Geräte, oder hast Du sowas schon gehört? Ich verstehe die 50 Euro-Kassettenkäufer.

Olaf19 nettineu „@Olaf, antiquierter Klang ist keine technische Aussage, sondern eine emotionale...“
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Ja, unter "Röhrensound" habe ich in der Tat Highend verstanden - THX für Aufklärung, das war glatt eine Bildungslücke von mir.

Revox und Studer sind qualitativ über jeden Zweifel erhaben, das ist Analogtechnik vom Allerfeinsten und auch im professionellen Studioumfeld sehr hoch geschätzt - bis heute!

Nakamichi ist berühmt für seine ober-amtlichen Kassettendecks. Das ist sicherlich das Höchste der Gefühle, was man aus einer Kompaktkassette herauskitzeln kann. Aber nimm es mir nicht krum - 50 Euro für eine Reineisenkassette finde ich trotzdem einen Riesenhaufen Geld. Ich kann mir diese Preisgestaltung ehrlich gesagt logisch nur durch eine extreme Verknappung des Angebots am Markt erklären. Normalerweise wird Technik ja mit zunehmendem Alter immer billiger.

CU
Olaf

Conqueror Redaktion „50 Euro für leere Musikcassette“
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Cassetten,LPs wie VHS Bänder haben einfach keine Daseinsberechtigung mehr. Der Wartungsaufwand ist schlichtweg zu hoch.

nettineu Conqueror „So ein Blödsinn“
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Wirtschaftlich gesehen, volle Zustimmung! Emotional hat das Zeug aber reale Daseinsberechtigung. Vergleiche das mit echten Oldtimern, wer schaut da nicht hin oder möchte mitfahren? Selbst MP3-Player der heutigen Generation werden in der Zukunft eine Daseinsberechtigung haben, auch wenn dann vielleicht zur Geburt jedem ein Kommunikationschip implantiert wird. Funktionieren wird alles, aber mit welcher persönlich, emotionalen Bindung? Laß doch dem Freak sein 50 Euro Metal-MC. Übrigens, eine Wartung von Geräten kann auch Spass machen und Freude bringen.

buechner08 Conqueror „So ein Blödsinn“
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Hallo,

ich hab im Musikzimmer noch alle alte Soft- und Hardware. Mit Kassetten kann ich ehrlich gesagt nicht mehr so recht was anfangen, aber mit Schallplatten (schönes deutsches Wort!)

Ich habe im neuen Musik-Express als Beilage festgestellt eine Analog-Vinyl-Single von "Franz Ferdinand", lese gleichzeitig von Verdopplung der LP-Verkäufen und den verstärkten Musikbemühungen von Depeche Mode mit Hilfe analoger Syntheziser.

Nur Mode oder Erinnerung an bessere Zeiten? (VHS ist schlicht überflüssig, Blue-Ray bisher allerdings auch!)

Gruß aus der analogen Vergangenheit
Frank

Till3 Redaktion „50 Euro für leere Musikcassette“
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"Entsprechend saftig sind die Preise, die Liebhaber für solche Metal-Cassetten inzwischen bezahlen"
Juhu, dann habe ich ausgesorgt, Metal-Kassetten habe ich wie Sand am Meer: Metallica, Iron Maiden, Guns 'n Roses, Motörhead,...
;-)
Gruß,
Till

|dukat| Till3 „ Entsprechend saftig sind die Preise, die Liebhaber für solche Metal-Cassetten...“
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Ich kann das Verstehen. Das Kassettenzeitalter endete bei mir auch, nachdem Maxell seine XLIIS vom Markt genommen hat. Danach habe ich keine Kassette mehr gefunden, die meinen Ansprüchen an Tonqualität und genereller Belastbarkeit entsprochen hätte.

Naja, scheints noch bei ebay zu geben. 5 Stück für 18.50$. Dann weiß ich also jetzt, dass ich wohl immer nur Mittelklasse war.

nettineu |dukat| „Ich kann das Verstehen. Das Kassettenzeitalter endete bei mir auch, nachdem...“
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Die CompactCassette ist technisch nichts anderes als ein verpacktes Tonband für ein transitoriertes Tonbandgerät. Phillips stellte 1963 das erste Gerät EL3300 (Mono) zum sagenhaft teuren Preis von ca. 300 DM vor. Zuvor eigentlich als Diktiergerät (Dictaphone) entwickelt. Durch stetig ansteigeneden Produktionszahlen verbreitete sich die sehr praktische Kassette schnell und wurde immer preiswerter. Andere Hersteller übernahmen das System und entwickelten folglich auch hochgezüchtette HiFi Cassettendecks mit allen erdenklichen technischen Neuerungen, wie Telefunken HighCom oder Dolby-B/C/S. Mit den unterschiedlichen Bandmaterialien und aufwendigen Geräten konnten Aufnahme+Wiedergabequalitäten erreicht werden, bei denen nur geringste Unterschiede zwischen Eingangs- und Ausgangssignal messbar waren. (@Olaf) Hörtechnisch kaum feststellbar, aber für normale Käufer in dieser Qualität fast unbezahlbar. Der sehr berühmte SonyWalkman, das seinerzeit kleinste überall betriebsbereite Abspielgerät für Musik. fast jeder hatte so ein Gerät, oder eines anderen Herstellers. Auch in der DDR gab es sowas (Babett, Sonett, RFT-Geräte oder das Stasigerät Geracord CAW AW (???) Bitte denke man danach an den Verkaufserfolg vom sogenannten Ghettoblaster (Radiorkorder). Undenkbar, ohne Kassette und deren Geräte wären manche Tanz+Musikstile garnicht entstanden oder weiter entwickelt worden. Fast alle Bands haben Demokassetten produziert, um Gigs und Plattenverträge zu erhalten. Auch bei jder Reise war die Kassette als Musiklieferant in fast jedem Auto dabei.

Nebenbei, in den 70er Jahren wurden Kassetten auch als Datenspeicher für Atari und Commodore Computer verwendet.

Vor all diesen Hintergründen bedarf es wohl keiner weitern Erklärung, welcher Bedeutung CompactCassetten zu der Entwicklung und Verbreitung von Musik beigetragen haben. Ohne Kassette und "Walkman" gäbe es heute bestimmt keinen MP3-Player, denn es gab, wenn auch nur kurz "digitalisierte" Musik auf Kassetten. Die CD ist eine Folge der "Digitalisierung" von Musik auf Kassetten.

Also bitte um Ehre, wem sie gebührt.

Olaf19 nettineu „Die CompactCassette ist technisch nichts anderes als ein verpacktes Tonband für...“
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Vor all diesen Hintergründen bedarf es wohl keiner weitern Erklärung, welcher Bedeutung CompactCassetten zu der Entwicklung und Verbreitung von Musik beigetragen haben.

100% ACK zu diesem Teilaspekt! Ich selbst war begeistert, als ich mit 12 meinen ersten Kassettenrecorder bekam; die Möglichkeit, selbst Tonträger herzustellen, war einfach faszinierend. Leider hatte ich wenig Glück mit meinen Recordern, die waren oft defekt und mussten teuer und zeitaufwändig repariert werden.

Nebenbei, in den 70er Jahren wurden Kassetten auch als Datenspeicher für Atari und Commodore Computer verwendet.

Ich bin erst 1987 mit dem Atari 1040 ST/F eingestiegen, da gab es schon 3,5"-Disketten, und zwar mit "High Density" (720 kb / 709 formatiert). Von anderen weiß ich aber, dass diese Daten-Kassetten viel Kummer bereitet haben, nämlich wg. sog. "Dropouts", vergleichbar mit schlechten Sektoren auf einer Festplatte.

Bei Audio-Kassetten gibt es Dropouts natürlich auch, z.B. wenn man versehentlich das Band mit einem Fettfinger berührt hat. Nur, bei Audio ist das leichter zu verschmerzen, das Band spielt ja über die "schlechte Stelle" hinweg weiter - bei Daten hingegen konnte es schon passieren, dass man eine Datei wegschmeißen konnte.

Noch etwas zur Qualität - natürlich konnte und kann man mit guten Recordern und guten Kassetten sehr ordentliche Ergebnisse erzielen. Das Problem liegt eher in einem schleichenden Qualitätsverlust: So wie eine Schallplatte mit zunehmendem Alter immer mehr knistert, natürlich auch von der Handhabung abhängig, so gehen bei einer Kassette im Laufe der Zeit auch bei sachgemäßer Lagerung allmählich die Höhen verloren, während das Rauschen zunimmt.

Diese Kombination ist besonders tückisch, da jede Form der Rauschunterdrückung naturgemäß immer Höhen schluckt, während mit einer Höhenanhebung ebenso selbstverständlich auch das Rauschen mitverstärkt wird. Einen Ausweg aus diesem Dilemma könnte ein "Exciter" bieten, ein psycho-akustisches Effektgerät, das künstliche Obertöne zu einem Signal hinzufügt... aber so etwas haben nur Studio-Freaks.

Früher haben Plattenfirmen als Demos sicherlich auch analoge Kompaktkassetten akzeptiert - warum auch nicht, wenn es "nur" um ein Demo geht. Im professionellen Bereich sind Kassetten aber nie als "amtliches" Medium akzeptiert worden, sondern nur "richtige" Tonbänder, später DAT-Kassetten und schließlich CD-Rs.

CU
Olaf
nettineu Olaf19 „ 100 ACK zu diesem Teilaspekt! Ich selbst war begeistert, als ich mit 12 meinen...“
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@Olaf, korrekt, sehe ich auch so. Nun schreibst Du über Deine Erlebnisse eigene Tonträger selbst zu machen. Auch wenn Du mit den Geräten Pech hattest, so hast bestimmt viel Spass damit gehabt und an diese Zeit dadurch auch eine emotionale Bindung. Manche erleben das intensiver und wollen durch Kauf einer sehr teuren Matall-Cassette (hoffentlich nicht oxidiert) die damalige Zeit wieder zu sich holen. Ok oder? Ich mach sowas auch nicht, verstehen kann ich das aber.

Olaf19 nettineu „@Olaf, korrekt, sehe ich auch so. Nun schreibst Du über Deine Erlebnisse eigene...“
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Also wenn jemand heute noch Spaß daran hat, mit Kassettenrekordern zu arbeiten, kann ich das für mich selbst zwar nicht nachvollziehen, aber das ich es gar nicht verstehe, kann ich auch nicht sagen - dafür bin ich selbst ein viel zu irrationaler Mensch :-)

Meine ganze Freude ist zur Zeit dieses Teil hier: http://edirol.com/index.php/en/products-mainmenu-421/field-recording-mainmenu-390/r-09hr - passt locker in meine Hosentasche. Das eingebaute Stereomikro fängt einen Sound ein, es ist zum Hinknien! Die Aufnahmequalität ist von absoluter Profiqualität - 96 kHz, 24 Bit - bis runter zu mp3 mit 64 kbps in vielen Stufen einstellbar.

Das beste von allem - ich kann das Teil an meinen Rechner anschließen, und die 8-GB-SDHC-Karte, die ich mir dafür gegönnt habe, wird gleich als "Laufwerk" erkannt. Bei meinem Vorgängergerät, einem MiniDisk-Walkman - klanglich nicht so gut und viel umständlicher in der Handhabung - hätte ich die Audiofiles erst mühsam überspielen und umbenennen müssen.

CU
Olaf

nettineu Olaf19 „Also wenn jemand heute noch Spaß daran hat, mit Kassettenrekordern zu arbeiten,...“
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...und was machst du damit? Konzertaufnahmen? Verbotene Dinge? Technisch und praktisch echt Klasse.

Wie Du an meinem Geschreibsel siehst, hänge ich zwar nicht an Cassettendecks, aber an noch älteren Geräten. Haptisch, Optisch einfach oft mit handwerklicher Liebe gemacht, handgelötet. Sound mit Feeling der Vergangenheit.

Heutzutage Platine durch die Teile-Automatenbestückung, clipsbares Spritzguss-Kunststoffschalengehäuse. Fertig ist das Teil. Kaum reparabel, wenn kaputt.

Olaf19 nettineu „...und was machst du damit? Konzertaufnahmen? Verbotene Dinge? Technisch und...“
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Sorry für die späte Antwort - hatte diesen Thread glatt verschwitzt und bin erst durch den Beitrag von Wiesner wieder darauf aufmerksam geworden :-)

...und was machst du damit? Konzertaufnahmen? Verbotene Dinge?

Könnte man ohne weiteres! Das Ding passt locker in meine Hosentasche. Allerdings wären dann auch die Mikros mit verbuddelt *g*. Nein, mein Interessengebiet geht eher in Richtung Fieldrecording/Außenaufnahmen - in diesem Thread habe ich mich ausgiebig darüber ausgelassen, da hier jemand nach einer Kaufberatung für einen Fieldrecorder gefragt hatte: http://www.nickles.de/static_cache/538500517.html

Zu deiner Schlussbemerkung ("Kaum reparabel, wenn kaputt") - das stimmt natürlich: Je mehr elektronisches Zeugs und je weniger (Fein-)Mechanik im Spiel ist, desto schlechter lassen sich die Teile reparieren. Glatte Parallele: In heutigen Autos ist auch immer mehr Elektronik am Werkeln, und die Do-It-Yourself-Kfz-Schrauberei ist im gleichen Maße aus der Mode gekommen. Ob letzteres nun einen Verlust bedeutet, vermag ich nicht zu beurteilen.

CU
Olaf

Wiesner Redaktion „50 Euro für leere Musikcassette“
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50 Euronen ... Starkes Stück.
Das ich dafür noch soviel Geld auslegen würde, nein.
Aber als ich vor ca. einem Jahr mal wieder mein altes Cassettendeck ausgepackt habe und ein paar alte Aufnahmen durchgehört habe, kam schon Nostalgie auf.
Die Qualität ist zwar mittlerweile ziemlich mies, aber hier zählt der ideelle Wert. (Die Bands gibst mittlerweile zum Teil nicht mehr und brachten auch keine Singels raus)

Bei den Schallplatten denke ich anders, solche kaufe ich mir hin und wieder sogar noch.
Mp3 & Itunes habe ich für die heutige "Wegwerfmusik" der Top 40 und ä.

softdiskjockey Redaktion „50 Euro für leere Musikcassette“
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Einer meiner Freunde arbeitet in der Elektronikindustrie. Der sagte mir vor einem halben Jahr, dass die Musikkassette wiederbelebt werden soll.
Ich kaufte mir sofort 200 Metal-Cassettes und 400 Crom-Cassettes.

Nun kann ich den Gewinn einfahren. Die CD ist tot. MP3 ist tot. Sd Karte ist tot. >Oder ihr konvertiert zuerst die Vinyl-Aufnahme zu MP3 mit Q-Verlusten.

Die Musikindustrie setzt auf Vinyl-Platten, um die Rauschkopierer zu stoppen.

lol

Heliotrop softdiskjockey „Einer meiner Freunde arbeitet in der Elektronikindustrie. Der sagte mir vor...“
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Vielleicht sollte man noch hinzufügen, dass die Cassette das erste Medium war, mit dem (fast) hemmungslos Musik kopiert werden konnte. Auch Musik aus dem Radio konnte man mit dem Radiorecorder aufnehemen (über Qualität sollte dabei lieber nicht gesprochen werden). Aber wenn man dann von den Stones 'I can get no..' erwischt hatte, ohne dass ein Moderator dazwischenquatschte, war die nächste Fete gerettet!
Es gibt kein 'alt' oder 'neu' sondern ein 'anders'. Die wirklichen Probleme werden immer dieselben bleiben, und das Lebensglück hängt eben nicht an der Qualität der Musik sondern daran, was beim Zuhören eben noch passiert ;-).