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News: Internetanschluss und Tarife

Aufstieg und Fall von AOL

Olaf19 / 24 Antworten / Flachansicht Nickles

Eine Minute zu röchelnd-fiepsender, unfreiwilliger "Warteschleifenmusik" aus dem internen Brüllwürfel des 56k-Modems ausharren, proprietäres Ökosystem mit Einwahlsoftware, Browser & Webmailer auf wild durch die Gegend verstreuten AOL-Promo-CDs, "Sie haben Post"-Ansage und "Bin ich schon drin"-Boris ("eigentlich bin ich ja gar kein Tekkie!") auf deutschen Fernsehschirmen – ja, AOL war schon ein Fall für sich in den späten 90ern.

Ein dicker Pluspunkt aus damaliger Sicht war, dass man "virtuell" Faxe empfangen und versenden konnte, also faxen ohne Faxgerät. Das war durchaus praktisch.

Nun nimmt die Herrlichkeit dieses mehr oder weniger legendären Internet-Anbieters ein ganz prosaisches Ende: Nachdem die Einwahlverbindungen nutzende Kundschaft von 2,1 Millionen im Jahr 2015 auf nur noch ein paar Tausend geschrumpft war, entschloss sich AOL schweren – oder vielleicht auch leichten – Herzens, seinen Einwahldienst einzustellen.

Quelle: www.n-tv.de

Olaf19 meint: Etwas über zwei Jahre war ich bei AOL, von Februar 1998 bis Herbst 2000. Nach kurzem Intermezzo bei freenet, aus heutiger Sicht auch nicht das Gelbe vom Ei, bin ich schließlich mit DSL 800 / 1200 / 1500 / 2000 bei HanseNet (ja, es ging immer schneller, bei gleichbleibendem Preis!) glücklich geworden. Erst als dieser Anbieter von Telecom Italia gekauft, in Alice umbenannt und immer weiter verhökert worden war, begann der Niedergang. Inzwischen bin ich rund 12,5 Jahre zufrieden mit WillyTel.

Was ich anfangs bei AOL toll fand, war die o.g. Faxfunktion. Um so verärgerter war ich, als dieses Feature ca. Anfang 2000 ohne Vorankündigung eingestellt wurde. Einfach so. Nachdem mir dann auch noch ein Kundendienstler dämliche Antworten dazu gegeben hatte, habe ich gekündigt.

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The Wasp mawe2 „Durch die für heutige Verhältnisse lächerlich geringen Bandbreiten bei Modem- oder ISDN-Verbindungen, konnte man das ...“
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Sobald die Bandbreiten größer wurden, sind die Zeittarife verschwunden und wurden durch Volumentarife oder Flatrates abgelöst.

Die ersten Volumentarife gab es, weil die Telekom plötzlich Konkurrenz bekam. Mit der Bandbreite hatte das gar nichts zu tun, denn die Konkurrenz, die die ersten Flatrates anbot, nutzte exakt die selbe analoge Leitung.

Die ersten bezahlbaren Flatrates wurden u.a. von einer Branche angeboten, über die gern geschwiegen wird, die Pornoindustrie. Die Pornoindustrie wird selbst von Historikern als einer der Hauptgründe für den in den 1990ern einsetzenden Internethype bezeichnet.

Der Monopolist Telekom blockierte die Entwicklung hin zu bezahlbaren Tarifen, wo er konnte, weil er mit den Minutenpreisen ordentlich Kasse machen konnte. Wer da nicht aufpasste, war im Monat schnell viele Hunderter DMchen ärmer. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Telekom auch nur ein einziges Mal günstiger als die Konkurrenz war, obwohl die quasi über das Leitungsmonopol verfügte. Als ich zu Versatel wechselte, gab es bei der Telekom eine 1000er Flatrate mit analoger Leitung, sprich, das Telefon war bei Internetnutzung dauerbesetzt. Grundpreis waren 65€/Monat bei der Telekom. Bei Versatel gab es ISDN + 2000er Flatrate für 30€/Monat. Als die Kunden dann massenhaft zur Konkurrenz wechselten, gab es etwas später ähnliche Tarife auch bei der Telekom. Mit den Bandbreiten hatte das anfangs gar nichts zu tun. Die Konkurrenz war der Fortschrittsmotor auch beim Telefon. Um den Mondpreisen der Telekom zu entkommen, wählte man um diese Zeit eine Vorwahl und zahlte für seine Gespräche deutlich weniger als bei der Telekom. 

AOL war für die große Masse ein Anbieter, der eine übersichtliche Möglichkeit bot, das Internet für jederman nutzbar zu machen. Das musste man zusätzlich zum Telefon einrichten und bezahlen. Als Student hat man sich sowas damals dreimal überlegt und eher darauf verzichtet.

Ende
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