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Gastbeitrag: Smart Home, Internet der Dinge

Die Technik und der Sex der Zukunft

Kira_78.gast_autor / 9 Antworten / Flachansicht Nickles
(Foto: Pixabay)

Irgendwann in der Zukunft: Eine attraktive junge Frau fordert einen nicht weniger attraktiven „Zeitreisenden“ zum Sex auf. Er ist irritiert, aber keineswegs abgeneigt.

Noch überraschter ist er allerdings davon, was seine Gespielin unter „Sex“ versteht, denn beide setzen sich dafür Helme auf, über die sie in der virtuellen Realität miteinander verkehren.

Diese Szene war im Hollywood-Blockbuster „Demolition Man“ von 1993 absolute Science-Fiction. Ob die Protagonisten Sandra Bullock und Sylvester Stallone mittlerweile tatsächliche Erfahrungen mit der virtuellen Erotik gemacht haben, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Doch in Teilen ist die dreißig Jahre alte Idee heute tatsächlich zur Wirklichkeit geworden.

Einige Sextoys haben sich nur wenig verändert

Das klassische Sexspielzeug ist der fleischfarbene Vibrator, der durch Größe und Aderung einige Ähnlichkeit mit seinem realen Vorbild aufweist. Dieses Toy gibt es nach wie vor, allerdings hat sich in Bezug auf das Material eine Menge getan. Genau wie man für Bondage und BDSM Spielzeuge auf ungefährliche Ausfertigungen und hautfreundliche Werkstoffe setzt, sind auch Dildos, Vibratoren und Masturbatoren wie der Lovesense Lush meistens aus Silikon oder hygienischem TPE gefertigt.

Auch preislich hat sich eine Menge getan: Die „Schmutzzulage“, die noch in den 1990er-Jahren in Sexshops üblich war, ist weitgehend weggefallen. Denn mit einer zunehmenden Offenheit der Gesellschaft hat Sexspielzeug sein Schmuddelimage weitgehend abgelegt. Dadurch hat sich die Preisgestaltung sehr weit normalisiert. Allerdings sollte man gerade jene Sextoys, die mit den Schleimhäuten in Kontakt kommen, nicht einfach irgendwo erwerben.

Auf Marktplätzen wie Ebay oder Amazon sind leider nicht nur vertrauenswürdige europäische Händler vertreten, sondern auch Anbieter aus anderen Erdteilen. Zwar bieten diese oft konkurrenzlos niedrige Preise an, doch man kann bedauerlicherweise nicht nachvollziehen, wo das Sexspielzeug unter welchen Bedingungen das Sexspielzeug produziert wird – und ob das Material wirklich frei von Schadstoffen ist.

Interaktive Sextoys haben den Markt bereits revolutioniert

Neben den beschriebenen Klassikern hat sich mit interaktiven Sexspielzeugen eine ganz neue Welt geöffnet. Zwar kann man nach wie vor den klassischen Dildo mit dem Drehregler an der Oberseite bekommen. Mindestens ebenso spannend sind aber die interaktiven Toys. Man findet sie als Vibrator, Masturbator oder auch als Analplug. Sie bestehen zumeist aus hautfreundlichem und super weichem Silikon.

Die Ausfertigung ist fugenlos und ohne Ecken und Kanten. Aufgeladen wird ein solches Sexspielzeug über ein USB-Kabel, das sich magnetisch temporär anbringen lässt. Der Clou ist allerdings die Form der Bedienung, denn die ist nun über eine Handy-App möglich. Das Smartphone verbindet sich via USB mit dem Sexspielzeug und die App bietet viele Möglichkeiten, das Toy zu bedienen. Je nach Sextoy hat man die Wahl zwischen verschiedenen Stoß- und Vibrationsprogrammen, außerdem kann die App Umgebungsgeräusche oder Musik in stimulierende Schwingungen umsetzen.

Ebenfalls sehr heiß: Wenn man einer anderen Person über deren Handy Zugriff auf das eigene Sexspielzeug gewährt, kann man auch über eine Distanz von vielen Kilometern miteinander erotischen Spaß haben. Paare in einer Fernbeziehung müssen ihr gemeinsames Spiel also nicht bei heißen Chats oder Telefonaten belassen, sondern können sich nun tatsächlich gegenseitig spüren. Insbesondere während der Lockdowns der Coronapandemie hat diese Technik so manche Beziehung am Leben gehalten.

Noch mehr VR in der Zukunft?

Die eingangs erwähnte Filmszene ist heute keine Zukunftsmusik mehr, sondern Realität – zumindest teilweise. VR-Brillen sind bereits seit Jahren im Handel und werden immer besser. Einige Modelle sind so konzipiert, dass man sein Smartphone als Bildschirm einschieben kann, man also kein weiteres Komplettgerät erstehen muss.

Aktuell wird noch an virtuellen Welten und der darin erlebbaren Erotik gearbeitet. Fachleute gehen davon aus, dass man auch in näherer Zukunft noch Sextoys zur Stimulation der Geschlechtsteile und anderer Körperbereiche benötigen wird – hier weicht die Realität also von der Demolition Man-Szene ab. Allerdings lässt sich das Sexspielzeug in die virtuelle Realität einbinden: Wer sich als Mann in einer virtuellen Blowjob-Szene wiederfindet, bekommt durch den aktiv werdenden Masturbator auch körperlich das entsprechende Feeling.

Für Frauen gilt das analog mit dem interaktiven Vibrator. Entwickelt werden aber nicht nur einzelne interaktive Sextoys, sondern auch komplette Anzüge, die für eine ganzkörperliche Stimulation sorgen sollen. Technisch ist dies längst realisierbar, allerdings liegen die Kosten für einen VR-Sex-Anzug derzeit noch mindestens im hohen vierstelligen, wenn nicht gar fünfstelligen Bereich.

Die Möglichkeiten sind riesig: Virtuelle Erotik lässt sich am karibischen Strand, auf der blühenden Sommerwiese, im Domina-Studio oder in einem eleganten Schlafzimmer erleben, ohne dass man sich für eine solch erregende Reise vom Sofa erheben müsste.

Sinnvolle Technik oder nutzloses Gadget?

Wie in so vielen Bereichen gilt auch hier: Es kommt darauf an, was man daraus macht. Sicher ist: Wer sich mithilfe einer VR-Brille in eine andere Umgebung versetzen lassen kann, wird sich den einen oder anderen Kurzurlaub erlauben. Und dies nicht unbedingt nur für den Strandspaziergang, sondern gerne auch für den heißen Sex in den Dünen. Wenn sich täglich Hunderttausende Menschen eine virtuelle Auszeit genehmigen (sei sie erotischer Natur oder auch nicht), könnte dies einen Teil des Verkehrs von der Straße auf die Datenautobahnen verlagern – mit allen positiven wie negativen Konsequenzen.

Es gibt aber auch ein paar Gruppen, die für virtuelle Erotik geradezu prädestiniert sind. Zu diesen zählen zum Beispiel Menschen, die aufgrund einer Krankheit an das Bett gefesselt sind. Und sollten sich dereinst Menschen auf eine monatelange Reise zum Mars aufmachen, können sich diese unterwegs immer mal wieder in virtuelle Welten flüchten. Ob es sich dabei um einen Museumsbesuch oder den heißen Sex am Strand handelt, darf jede Astronautin und jeder Astronaut ganz alleine für sich entscheiden.

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