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Die neuee Zahlungsabwicklung von eBay

pappnasen / 5 Antworten / Flachansicht Nickles

Tolle Ideen hat diese Bande, um die Gebühren drastisch zu optimieren.

Bisher hat man 10% Verkaufsprovision auf den Artikelpreis bezahlt und fertig.

Nun bezahlt man 11% auf den Artikelpreis plus Versandkosten.

Dann kommt noch eine Transfergebühr von 0,35 € obendrauf.

Mein 4,00 € Artikel hätte 0,40 € gekostet, nun 0,79 €. Unter 10 € nehmen die nur 0,05 € Transfergebühren.

https://www.ebay.de/help/selling/fees-credits-invoices/gebhren-fr-private-verkufer-die-der-zahlungsabwicklung-teilnehmen?id=4822

Der sich das ausgedacht hat, dem gehört ein toller Bonus
und die goldene Abzockerurkunde.

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gelöscht_325733 pappnasen „Die neuee Zahlungsabwicklung von eBay“
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Nach 10 Jahren im professionellen Ebay-Verkauf (bin 2016 ausgestiegen) kann ich über so einen Kleinkram nur lachen.

Bei uns gingen bis zu 30% vom Umsatz an Ebay und die kleinen Helferlein, ohne die man bei Ebay bestenfalls privat verkaufen kann. (Bei bis zu 1.000 Sendungen am Tag kann man z.B. Rechnungen nicht mehr von Hand erstellen.)

Afterbuy, Paypal, Ebay Premium-Shop, gekaufte Top-Platzierungen (damals die ersten 2 Zeilen im Suchergebnis) usw... Das haut rein. DHL war dagegen richtig sparsam: 3 Euro für ein Paket bis 31,5 Kilo hatten wir damals noch (so ein "Altvertrag", gibt es heute wahrscheinlich nicht mehr).

Dann noch TeraPeak, Premium Auction Tools, Afterbuy MSG-Service, Newsletter-Programm, Eigener Shop, und - man weiß ja nicht, was draus wird - Rakuten, Yatego, Hood, was weiß ich noch alles... (Alles, was sich an Afterbuy anhängen ließ.) Ach ja, Google wollte auch noch Kleingeld für die SEO, und ein lokaler Werbe-Anbieter aus Frankfurt (für den Direktverkauf) lebte ganz gut von uns.

Die ganz großen Konkurrenten haben regelmäßig Ebay-Gebühren von über 200.000 Euro im Monat gelöhnt. (Kann man mit Analyse-Software rausfinden - Anzahl der Premium-Angebote mal Gebühren, damals 120 Euro pro Stück und Monat, das läppert sich... Zuzüglich "Grundgebühren" & Verkaufsprovisionen, abzüglich aller Rabatte, man wundert sich, dass überhaupt noch einer bei Ebay verkauft.)

Wir haben maximal 80.000 Euro im Monat an Ebay gelatzt - das war gerade noch genug, um als Händler nicht in die Holzklasse zu rutschen. Als wir z.B. mal den "Premium-Shop" dann gegen die nächstkleinere Version getauscht haben, gingen beim betreffenden Account ganz schnell die Verkäufe runter. Zum Glück hatten wir immer so bis zu 20 Accounts, von ganz groß bis ganz klein. Ebay saß auf den Kunden, und das ließen sie die Händler immer ganz deutlich spüren. (Wie bei der Mafia: "Du willst nicht mehr zahlen? Dann kauft eben keiner mehr bei dir!")

Aufgeben war nicht, das Lager war voll, die Miete musste gezahlt werden, Löhne auch, Nebenkosten, Steuern, Versicherungen, Anwalt zur Abmahnungs-Vermeidung, Verpackungsverordnung, Batteriegesetz... Dann noch EAR (Elektro Altgeräte Recycling, jeden Monat "Mengenmeldung" mit dem total schwachsinnigen Java-Tool von EAR, das außer Abstürzen nichts konnte... irgendwann war da auch mal ein externer Dienstleister fällig). Eben der ganze Quatsch, den ein Gewerblicher so mitmachen muss.

So lange es geht, muss es weitergehen, denn der nächste Container kommt schon, und man hat sich immer gefreut, wenn mal keine Mail von Ebay kam ("Hurraa, Sie dürfen jetzt noch mehr für Ebay löhnen und bekommen dafür NULL Service...") - Bei Ebay herrscht(e) Kapitalismus pur, entweder wachsen oder untergehen. Wir haben uns 10 Jahre für "wachsen" entschieden.

Damals (um 2104?) wurden die "Key Account Manager" drastisch reduziert, nur die besten Zahlschweine bekamen so noch wirklich direkten Kontakt zu Ebay-Mitarbeitern, die auch wirklich was zu entscheiden hatten oder einen bei nicht regelkonformen Angeboten "vorwarnten".

Immer mehr zahlen, immer weniger Service, regelmäßige "Paypal-Kontoprüfungen" (= Geld eingefroren, mindestens einen Monat, egal, welche von Paypal geforderten Mätzchen man macht oder nicht), dann noch unsere liebe Bürokratie, AGB's, Widerrufsrecht, Ganz am Ende das Geschwätz um die neue Datenschutzverordnung, die da kommen sollte - nein, einen Anwalt oder "Datenschutzbeauftragten" fest einstellen wollten wir dann doch nicht. Dazu kam, dass bei mir gewisse Ermüdungserscheinungen auftraten, nach 10 Jahren mit insgesamt 3 Wochen "Urlaub" (ich musste auch da permanent erreichbar sein) ist das nicht weiter verwunderlich. Von den "normalen" Arbeitstagen mit 12 bis 20 Stunden will ich gar nicht erst anfangen. Vielleicht wäre es ohne geldgierigen Chinesen als Boss anders gelaufen, aber ich kann leider nicht in Paralleluniversen wechseln...

Irgendwann, Ende 2016, habe ich gekündigt. Was dann aus dem Laden wurde? Mir egal. Ebay kenne ich jetzt nur noch als Kunde, das ist OK.

Übrigens: Wer jetzt mit Amazon als Alternative kommt... Der hat Amazon nie erlebt. Was bei Ebay wie ein gut organisiertes Chaos wirkt, ist bei Amazon perfekt organisiert gewesen.

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