Off Topic 20.147 Themen, 223.578 Beiträge

News: Nicht mehr zeitgemäß?

Schüler protestieren für Alternative zum Abitur

Michael Nickles / 13 Antworten / Flachansicht Nickles
Die StadtschülerInnnen Vertretung München spricht sich mit ihrer kreativen Protestaktion gegen das Abitur und für den verstärkten Einsatz individueller Eignungstest an Universitäten aus. (Foto: ssv-muenchen.de)

Originalmeldung: Bayern: Am 28. April, am Tag vor der ersten Abiturprüfung fordert die StadtschülerInnen Vertretung München die Gesellschaft mit einer kreativen Banneraktion in der bayerischen Staatsbibliothek, zu hinterfragen, wie gesellschaftliche Strukturen über Abschlüsse und Zertifikate maßgeblich bestimmt werden.

Auch Menschen ohne Abitur können gute Ärzte sein oder ein Interesse an einem Philosophiestudium mitbringen – die Träume bleiben dabei jedoch meist weit hinter der Wirklichkeit zurück. Die SSV fordert daher verstärkt, Eignungsprüfungen für Studiengänge einzuführen, um die wirklich wichtigen Kompetenzen zu prüfen und dafür die Anerkennung aller Schulabschlüsse neu zu überdenken.

Am Freitag den 29.04.2016 findet für über 40.000 bayerische Schüler die erste Abiturprüfung statt. Für viele ist diese Prüfung in Mathe die entscheidende, mit der das Abi steht oder fällt. „Nicht nur die Osterferien sondern auch der Geldbeutel der Eltern leidet: In meiner Jahrgangsstufe hat etwa die Hälfte einen Mathe Vorbereitungskurs für das Abitur besucht.“, erzählt die 18-jährige Schülerin Luka Fischer. Von solch einer Abiturprüfung hängt am Ende ab, ob jemand die Chance bekommt, seinem gewünschten Beruf, seinem Interesse eben nicht.

Zwei große gefüllte Heliumluftballons steigen an die Decke der bayerischen Staatsbibliothek, ein Ort der Meinungsbildung, welcher regelmäßig von Abiturienten mit „Stark Büchern“ belagert ist. An den Luftballons hängt ein 4m langer Banner in Tafeloptik auf dem prangt: „Stell dir vor, es ist Abitur und keiner geht hin”. Die Anspielung auf das Zitat von Bertolt Brecht „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“ soll dabei keineswegs die Abiturprüfungen mit Krieg gleichsetzen sondern lediglich zeigen, dass letztlich jeder einzelne Teil des Ganzen ist und durch seinen Beitrag die Gesellschaft in der wir leben mitbestimmt – und entweder schweigend hinnimmt oder aufsteht und sich einsetzt, z.B. für ein besseres Bildungssystem, in dem es neben Druck auch Zeit für individuelle Entwicklung geben muss.

„Uns geht es nicht darum, etwas geschenkt zu bekommen. Wir wollen nicht als Kinder abgestempelt werden, die mit dem Fuß stampfen, weil sie Leistungen abliefern müssen. Mit unserer Aktion wollen wir auf die viel zu große Bedeutung von Prüfungen in unserem Bildungssystem hinweisen und rufen dazu auf, gemeinsam Testverfahren zu entwickeln, die die wirkliche Eignung des einzelnen Menschen individuell beurteilen können!“, betont die Abiturientin Luka Fischer abschließend.

Michael Nickles meint:

Durchaus interessanter Ansatz, aber vermutlich schwer umsetzbar. Ich kapier auch nicht ganz, was das Problem mit "Mathe" ist und warum diese Prüfung für viele die entscheidende sein soll. Im Hinblick auf die Abiturfächer in Bayern muss man bei Mathe zwar vier Halbjahresleistungen einbringen, aber die geforderte Mindestpunktzahl von 4 halte ich für verkraftbar.

Viel gruseliger als Mathe finde ich, dass so ein Schwachsinn wie "Religionslehre" heute noch mit 3 bis 5 Halbjahresleistungen eingebracht werden muss. Oh ja, der Religionsunterricht in Deutschland  (siehe Erläuterung auf Wikipedia), da kommt mir restlos die Galle hoch. Schon deshalb weil zwischen katholischem und evangelischen Religionsunterricht getrennt wird.

Die Welt hat mehr Religionen als diese beiden. Auch lachhaft: erst nach dem 18. Lebensjahr (also praktisch nach Ende des Abiturs) haben bekenntnisangehörige Schüler das Recht, sich selbst vom Religionsunterricht abmelden und als alternative Zeitvergeudung Ethik zu nehmen. Wer in Bayern  früher rüber zu Ethik will, dem bleibt nur der Austritt aus der Kirche. Dazu ist man ab 14 berechtigt. Jetzt schweif ich aber wirklich vom Thema ab...

bei Antwort benachrichtigen
Borlander neanderix „So? Welchen denn? Das darf nicht das Problem der Schüler sein. Müssen halt Anbauten erstellt und weiteres Lehrpersonal ...“
Optionen
aber ich finde, es macht schon Sinn, das man gewisse Berufe nur mit Abitur machen darf.
So? Welchen denn?

Für ein (Hoch)schulstudium ist es schon sinnvoll, wenn die Studierenden zuvor das Abitur als "Allgemeine Hochschulreife" erlangt haben. Und wenn man sich die aktuelle Entwicklung anschaut, dann zeigt sich (u.A. auch messbar an den steigenden Studienabbruchquoten), dass schon länger nicht mehr alle Abiturienten die Anforderungen eines Studiums erfüllen können.

Man sollte sich auch nicht von "Akademikerquoten" anderer Länger blenden lassen die kein Duales Ausbildungssystem haben die DE: Da werden dann im Extremfall schon mal Absolventen produziert deren reale Qualifikation unter der einer Berufsausbildung liegen :-\

dem im übrigen auch der "Numerus Clausus" ein Dorn im Auge ist.

Auwahl rein nach NC halte ich auch für etwas problematisch, obwohl die Abiturnote als bester Prädiktor für den Studienerfolg gilt. Schwierig wird es alleine schon durch den Umstand, dass die Noten nicht bundesweit vergleichbar sind. Alternative Auswahlverfahren sind allerdings extrem aufwändig und im Zweifelsfall profitieren davon dann besonders die sich die besser auf das Auswahlverfahren vorbereiten können (z.B. durch kommerzielle Kurse).

Vom Abitur als Regeleingangsvorraussetzung für ein Studium würde ich allerdings nicht abweichen wollen. Man bedenke, dass inzwischen über 50% die Schule mit Abitur abschließen (d.h.: wir haben hier keine unüberwindbare Hürde) und es bestehen noch weitere alternative Zugangsmöglichkeiten zu einem Studium.

bei Antwort benachrichtigen