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Vorsicht Kleingedrucktes: fiese Drosselungsklauseln bei Vodafone-Kabelinternet

Michael Nickles / 14 Antworten / Flachansicht Nickles
Der hauseigene Speedtest von Vodafone.

Vodafone lockt aktuell mit neuen Tarifpaketen für sein Kabelinternetangbot (ehemals "Kabel Deutschland). Geworben wird mit "Neues Kabel-Tarifportfolio: doppelt so schnell wie DSL - und das zum halben Preis".

Unter anderem wird damit gelockt, dass das neue Kabel 100 MBit-Angebot bei gleicher Leistung zu noch besseren Preisen erhältlich ist. Auch gibt es eine neue Testaktion, bei der 100 & 200 MBit-Tarife ein Jahr ausprobiert werden können. Danach soll die Entscheidung "behalten oder wechseln" möglich sein. Die neuen Preise und Tarife können auf der Vodafone-Webpräsenz eingesehen werden.

Ich bin vor einigen Jahren bei "Kabel Deutschland" als Kabelkunde eingestiegen und jetzt zwangsläufig "Vodafone"-Kunde geworden. Das damals gekaufte Paket "Komfort" (inzwischen in dieser Form wohl nicht mehr erhältlich) habe ich immer noch: wie einst werden 32 Mbit/s Download-Geschwindigkeit versprochen. Inklusive Festnetz-Flatrate bleche ich im Monat 31,39 Euro.

Der komische krumme Preis ergibt sich wohl, weil es vor einiger Zeit eine Preiserhöhung gab. Mein Kabelinternet wird seit Monaten ein zunehmendes Ärgernis: ich sag einfach mal "stink elend lahm".  Von den 32 MBit/s die da einst einmal waren, spüre ich schon lange nichts mehr. Oft vergeht eine Ewigkeit bis sich Webseiten aufbauen oder bis sie abbrechen, weil ihnen meine Verbindung zu grottig ist. In Ordnung ist meine "Internetwelt" nur noch beim hauseigenen Speedtest von Vodafone.

Der Tacho dort zeigt fast exakt die Maximalwerte an, die mir vertraglich auch versprochen werden. Aber was zählt ist halt was rauskommt - und das ist bei mir inzwischen unerträglich wenig. Beschweren bei Vodafone ist erfahrungsgemäß für den Arsch. Da kommt nur die Antwort, dass die Leistung perfekt sei, es keine Probleme gibt.

Ist das "Rechenzentrum" von Vodafone derart überlastet, das selbst dickste Leitungen einfach ausgebremst werden? Oder drosselt Vodafone meine Leitung künstlich um mir weiß zu machen, dass ein Umstieg auf ein teureres 100 MBit/s oder gar 200 MBit/s Angebot das Surfen im Internet wieder erträglich macht? Sorry, aber ich glaube nicht dran, dass 32 MBit/s (wenn sie wirklich rüberkommen) für Internet zu wenig sind.

Theoretisch wäre der Wechsel zu einem beispielsweise 100 MBit/s Tarif finanziell schnuppe: das würde mich dann halt rund 8 Euro mehr im Monat kosten. Also: theoretisch 100 MBit/s für 39,99 statt theoretisch 32 MBit/s für 31,39 Euro. Die übliche Locknummer mit dem "die ersten paar Monate günstiger" rechne ich mal nicht ein. Denn: ein Wechsel zwingt mich selbsterklärend in einen 24-Monatsvertrag. Aktuell kann ich noch monatlich kündigen - das ist mir mehr wert.

Weiter gilt zu bedenken, dass bei den 100 und 200 MBit/s Angeboten fiese Drosselungen im Kleingedruckten verborgen sind.

200 MBit/s Paket: ab einem Gesamtdatenvolumen von mehr als 10 GB pro Tag, behält es sich Vodafone vor, für Filesharing-Anwendungen bis zum Ablauf desselben Tages auf 100 KBit/s zu drosseln.

Werden mit "Filesharing-Anwendungen" bei 200 MBit/s Tarif an einem Tag mehr als 10 GByte runtergeladen, dann behält Vodafone es sich vor, für Filesharing-Anwendungen bis zum Ablauf desselben Tages auf 100 KBit/s zu drosseln.

Das Problem hier ist schon mal, dass der Begriff "Filesharing-Anwendung" sehr dehnbar ist. Strengenommen war das früher eigentlich nur die Definition für P2P-Netze wie Emule und Bittorrent.

Was ist mit Oneclick-Hostern, Usenet, also Diensten bei denen nur runtergeladen wird? Was ist mit Download von Videos bei Youtube? Was ist mit legalen und/oder illegalen Streaming-Diensten?

Überhaupt gilt zu bedenken, dass 10 GByte im Zeitalter von "UHD-Fernsehen" eigentlich so gut wie nichts mehr sind. Ein Film in brauchbarer UHD-Qualität kann Dutzende GByte groß sein. Es ist schon eine arge Verarsche eine fette 200 MBit/s Leitung anzubieten und exakt mit Ausbremsung jener Dinge zu drohen, für die diese extreme Geschwindigkeit überhaupt interessant sind. Die Drosselungs-Klausel gilt übrigens auch für das 100 MBit/s Paket.

In München habe ich erfreulicherweise die Qual der Wahl zwischen Kabelinternet und "DSL"-Internet. Der lokale Anbieter M-net bietet mir beispielsweise ein 100 MBit/s Paket mit Telefonflat für 39,90 Euro. Ein 50 MBit/s Paket, das mir auch fett reicht, kostet gar nur rund 34,90 Euro.

M-Net verspricht ausdrücklich, dass keine Flatrate-Drosselung statfindet, unbegrenzt mit maximal möglicher Geschwindigkeit gesurft werden kann.

Ich rate aufgrund meiner Erfahrungen aktuell schwer davon ab sich auf ein Kabelangebot von Vodafone einzulassen, so es irgendeine Alternative gibt. Die Drosselungsklauseln im Kleingedruckten sind schlicht und ergreifend nicht akzeptabel.

Die hier berichtete miserable "Alltags-Surfgeschwindigkeit" bei Vodafone-Kabelinternet basiert ausdrücklich auf meiner eigenen Erfahrung und ist nicht unbedingt pauschal gültig. Eventuell berichten hier weitere Vodafone-Kabelkunden von ihren aktuellen Erfahrungswerten. Interessant wäre auch zu wissen, ob sich hier irgendein Kabelnutzer  findet, der es schon mal geschafft hat seine 100 oder 200 MBit/s Leitung auszureizen.

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Michael Nickles Nachtrag zu: „Vorsicht Kleingedrucktes: fiese Drosselungsklauseln bei Vodafone-Kabelinternet“
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Noch als Ergänzung zum Beitrag:

Neben dem "*" ist noch ein "i" neben dem Hinweis "Inkl. 1.000 GB Datenvolumen": wenn 1.000 GByte verbraucht sind, geht es bis zum Monatende runter auf 10 MBit/s. 1.000 GByte, also ein 2 TByte hört sich zwar nach sehr viel an aber ein bisschen Rumrechnen zeigt die Idiotie des Angebots. 200 MBit/s bedeutet umgerechnet 90 GByte pro Stunde! Die 1.000 GByte sind also binnen rund 11 Stunden verbraten - WENN man es schafft die 200 MBit/s auszureizen. Vorstellen kann ich mir das eigentlich nur beim Intensivsaugen von Videos in kompromissloser Bluray-Qualität oder höher. Da gehen schon mal 30 GByte pro Film drauf.

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