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News: Externe Festplatte für den Kopf

Digitale Amnesie - Internet dient zunehmend als Gehirnprothese

Michael Nickles / 30 Antworten / Flachansicht Nickles
(Foto: Kaspersky)

Mehr als 83 Prozent der befragten Deutschen nutzen das Web als Gedächtnisstütze. Das haben sie im Rahmen einer Studie von Kaspersky Lab gebeichtet, die gemeinsam mit dem Institut "Opinion Matters" europaweit durchgezogen wurde.

Grundsätzliches Ergebnis: die permanente Präsenz des Internets dank Smartphone und Tablets beeinflusst unser kognitives Verhalten offenbar erheblich. Entsprechend betrachten viele das Internet als eine Art externe Speichererweiterung des eigenen Gedächtnisses.

Jeder zehnte Deutsche (10,1 Prozent) verlässt sich bereits gänzlich darauf, bestimmte Fakten jederzeit online nachschlagen zu können. Kaspersky hat das Problem der "Digitalen Amnesie" schon mal im Juli thematisiert. Da wurde in einer Studie festgestellt, dass nur 6 von 10 Deutschen die Telefonnummer ihres Partners auswendig kennen.

(Foto: Kaspersky)

Noch gibt es laut Studie eine Mehrheit an Europäern (57 Prozent, die zuerst den Kopf einschaltet und nicht den Rechner, wenn die Antwort auf eine Frage gesucht wird.

In Deutschland macht sich allerdings bereits jeder Vierte (28,4 Prozent) sofort online auf die Suche nach Antworten, noch bevor irgendeine andere Problemlösung ins Auge gefasst wird.

Jeder Vierte (23,3 Prozent) der in Deutschland befragten Nutzer lebt bereits nach dem Motto "Was im Internet steht, muss man sich nicht merken.". Insbesondere Menschen ab 45 Jahren verlassen sich zunehmend auf das Internet.

Dr. Kathryn Mills vom Institute of Cognitive Neuroscience am University College London (UCL):

"Es gibt Hinweise darauf, dass Menschen mit zunehmendem Alter Probleme haben, Fakten im Gedächtnis abzurufen, weil dort im Alter so viele Informationen abgespeichert sind, dass der Suchprozess einfach länger dauert. Theoretisch gesehen erleichtert die Auslagerung bestimmter Informationen auf digitale Speicher daher das Abrufen von Informationen aus dem Gedächtnis."

Bei der Studie wurde auch untersucht, welche Informationen wir uns heute überhaupt noch merken. Auch hier glauben fast zwei Drittel, dass ein Wandel stattfindet.

65 Prozent der deutschen Befragten meinen, dass man sich online recherchierbare Informationen nicht mehr zu merken braucht. Sie prägen sich stattdessen den Weg ein, wie sie an die gesuchten Fakten gelangen.

59,4 Prozent der Befragten in Deutschland gaben an, keine Zeit mehr für die Suche in Büchern und Bibliotheken zu haben. Sie finden die gewünschten Fakten schneller und einfacher im Internet.

Maria Wimber, Dozentin an der School of Psychology der University of Birmingham

"Oft wird behauptet, Informationen online zu recherchieren anstatt sie im Gedächtnis zu haben, mache unser Denken oberflächlicher. Studien haben gezeigt, dass das aktive Abrufen von Fakten aus dem Gedächtnis dort zu einer dauerhaften Verankerung führt. Werden dieselben Fakten dagegen immer wieder passiv im Internet gesucht, prägen wir sie uns nicht vergleichbar tief ein. Man kann also sagen, dass der Trend zur Suche im Internet nicht gerade förderlich für die Entwicklung unseres Langzeitgedächtnisses ist. Insofern werden Informationen von uns tatsächlich oberflächlicher und flüchtiger verarbeitet."

Vertiefende Links zur Studie und Verweise gibt es auf der Kaspersky Mitteilungsseite.

Michael Nickles meint:

Und? Ist das Internet nun Fluch oder Segen? War es früher besser? Die Telefonnummern meiner Partnerinnen hatte ich in der Prä-Smartphone-Zeit stets auswendig im Kopf und da sind sie sogar heute noch. Unter anderem deshalb, weil ich auch bei der Einführung "moderner Festnetztelefone" eigentlich nie deren "Adressbuch" genutzt habe.

Die Nummern wichtiger Freunde tippe ich heute noch manuell im Telefon ein. Die Rede ist allerdings von Festnetznummern. Bei den langen Handy-Nummern wurde das Auswendiglernen einfach zu lästig. Wichtige zentrale Handy-Nummern hab ich in meiner Armbanduhr gespeichert - falls das Smartphone unterwegs mal futsch geht. In eine Bücherei latschen um ein Thema zu recherchieren? Sorry - das ist wirklich von Gestern.

Und gerade bei aktuellen Themen oder Bereichen wie IT generell, hat Papier gegen digitale Information, also Internet, längst keine Chance mehr. Was viele aber vermutlich nicht schnallen ist etwas ganz einfaches. Und zwar die Tatsache, dass Informationen nur dann taugen, wenn die Quellen vertrauenswürdig sind.

Und wie beurteilt man die Qualität einer Information im Netz? Wie recherchiert man quer um sich ein eigenes Bild machen, sich versichern zu können? Wie erkennt man, ob eine veröffentlichte Meinung unbeeinflusst oder ganz einfach nur bezahlte versteckte Werbung ist? Der Deutschlehrer und der Mathematiklehrer in der Schule bringen das bestimmt nicht bei. Vielleicht der Religionslehrer?

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Olaf19 Alekom „Intelligenz, auch so ein Schlagwort! Was ist Intelligenz? Es wird ...“
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Intelligenz, auch so ein Schlagwort! Was ist Intelligenz?

Die Gesamtheit aller kognitiven Fähigkeiten des menschlichen Gehirns, vereinfacht gesagt: das Denk- und Abstraktionsvermögen.

Ein Intelligenz-Test, sofern er wissenschaftlich ausgearbeitet und anerkannt ist, bildet die vollständige Palette dieser Fähigkeiten ab. Das umfasst einen ausgewogenen Mix aus Anforderungen an Logik, Sprache, räumliches Vorstellungsvermögen, Gedächstnis, verschiedene mathematische Fähigkeiten und mehr.

Dass Intelligenz-Tests umstritten sind, kann man so pauschal nicht sagen. Natürlich sind sie nicht zu 100% perfekt, und manches hängt sicherlich auch an der Tagesform des Probanden. Damit man keine IQ-Punkte verschenkt, sollte man einen solchen Test möglichst ausgeruht absolvieren und nicht in einer von Stress und seelischen Belastungen geprägten Lebensphase. Ferner ist für manche Probanden ein Einzeltest beim Psychologen besser geeignet als ein Test in der Gruppe.

Es wird gerne der Vergleich hergenommen, der Buschmann in New York oder der Börsenmakler in der Wüste. Wer schlägt sich besser? Beide sind in ihrem Spezialgebiet "intelligent".

Nein. Körperliche Ertüchtigung, manuelles Geschick oder instinktgesteuertes Survival-Talent haben wenig bis gar nichts mit Intelligenz zu tun. Insofern greift dein Busch-Vergleich nicht.

Es gibt sogar Menschen, die allgemein mit ihrem Leben nicht zurecht kommen, obwohl oder gerade weil sie äußerst intelligent sind. Das ist bei Lichte besehen sogar logisch, schließlich ist die Welt in der wir leben, verständlicherweise nicht auf die Bedürfnisse von 2% Hoch- und Höchstbegabten hin optimiert.

CU
Olaf

"Das sind Leute, die von Tuten und Ahnung keine Blasen haben" (ein Reporter auf die Frage nach der politischen Bildung des typischen Anhangs von Donald Trump)
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