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News: Riskanter Spracherkennungs-Komfort

Samsung-Fernseher übertragen Unterhaltungen angeblich unverschlüsselt

Michael Nickles / 5 Antworten / Flachansicht Nickles
Samsung-Fernseher in Saturn-Markt. (Foto: mn)

Auch sehr preiswerte Fernseher sind inzwischen mit mehr Funktionen vollgeknallt, als ein durchschnittlicher Nutzer wahrscheinlich jemals verstehen oder überhaupt gebrauchen wird.

Einer der aktuellen Funktionsknüller ist die Bedienung der Glotze per Sprachsteuerung. Und genau deswegen hat der südkoreanische Hersteller Samsung seit gut einer Woche enormen Ärger am Hals.

Denn: seitdem verhärtet sich der Verdacht, dass Samsung-Fernseher mit Sprachsteuerung ihre Nutzer "überwachen" und alles was sie in Anwesenheit des Fernsehers reden an Samsung übertragen.

Und dabei hat sich Samsung den Datenschützern selbst ausgeliefert: in den Nutzungsbedingungen. Im Abschnitt "Voice Recognition" (Spracherkennung) wird erklärt, dass bei sprachlicher Interaktion mit dem Gerät, die Sprachdaten an einen "Drittservice" übertragen werden können, damit dieser sie zwecks Serviceangebot auswerten kann. Samsung warnt in den Nutzungsbedingungen konkret:

"Please be aware that if your spoken words include personal or other sensitive information, that information will be among the data captured and transmitted to a third party through your use of Voice Recognition."

Nutzer sollen also aufpassen, wenn sie über persönliche oder sensible Dinge reden, wenn der Fernseher mithört. Abhilfe schafft eigentlich nur das Ausschalten der Spracherkennung wodurch diese Funktionalität natürlich generell verloren geht.

Das alles ist eigentlich logisch und gut gemeint, aber hat dennoch für Aufschreie gesorgt. Zwecks Deeskalation hat Samsung darauf hingewiesen, dass die aktivierte Spracherkennung an einem Mikrofonsymbol deutlich erkennbar sei und auch das Drücken einer Sprechtaste erfordere.

Weiter erklärte Samsung unter anderem laut Bericht von Nzz, dass die anfallenden Daten verschlüsselt übertragen werden um einen unerlaubten Missbrauch zu verhindern. Samsung soll konkret erklärt haben:

"Samsung setzt branchenübliche Sicherheitstechnologien, darunter etwa die Verschlüsselung von Daten, ein, um Nutzerdaten zu schützen und die unerlaubte Erfassung oder Nutzung zu verhindern."

Das scheint laut Bericht von Pen Test Partners so nicht ganz zu stimmen. Die Sicherheitsexperten haben einen Samsung Fernseher mit Spracherkennung untersucht und dabei festgestellt, dass Daten quasi in Klartext übertragen werden, es keinerlei Verschlüsselung oder gar irgendeinen nennenswerten Schutzmechanismus gibt.

Die Experten weisen darauf hin, dass dies nur beim untersuchten Samsung Modell UE46ES8000 ermittelt wurde, das aktuell immer noch verkauft wird. Eventuell kann Samsung das "Problem" durch ein Firmware-Update beseitigen oder es gibt/kommen neuere TV-Modelle die - wie Samsung es erklärt hat - Daten verschlüsselt übertragen.

Michael Nickles meint:

Jedes Gerät das über eine Aufnahme-Hardware wie Kamera und/oder Mikrofon verfügt, kann heimlich für Überwachungszwecke missbraucht werden. Jegliche "Software-Funktionen", mit denen sich Kamera und Mikrofon "ausschalten" lasen, sind für den Arsch, weil sich Software austricksen lässt.

Sicherheit kriegt man nur durch radikale Vorgehensweise: Kamera und Mikrofon komplett physikalisch abtrennen. Es braucht also mechanische Schalter am Gerät, mit denen sich die Leitungen definitiv trennen lassen. Alles andere ist sinnlos.

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11 Tage ... torsten40
reader torsten40 „11 Tage ...“
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Bei ORwell wurden die Spionageglotzen zumindest vom Staat gestellt - wir müssen die selbst bezahlen. ist also noch eine runde schlimmer.

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