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News: Zwang zum Vergessen

Google hat in Europa mit Löschungen begonnen

Michael Nickles / 1 Antworten / Flachansicht Nickles

Aufgrund Urteil des Europäischen Gerichtshofs können Europäer Google dazu zwingen, Fundergebnisse zu verbannen, so sie unerwünschte personenbezogene Inhalte liefern. Google schuf recht zügig den dazu nötigen Mechanismus und wurde bereits am ersten Tag schlagartig mit 12.000 Löschanträgen überhäuft, die manuell überprüft, individuell beurteilt werden müssen.

Aus Großbritannien kommen jetzt erste Meldungen, dass Google mit den Löschungen begonnen hat. Unter anderem der BBC meldet, von Google erstmals Benachrichtigungen erhalten zu haben, dass bestimmte Seiten der BBC-Webpräsenz aus der Fundliste zensiert werden mussten.

Dabei hat Google auch exakt mitgeteilt, um welche Seiten/Berichte es sich handelt. Der BBC nennt als Beispiel einen Blog-Beitrag eines Reporters aus dem Jahr 2007, in dem über einen Investmentbanker berichtet wurde. Der betroffene Reporter beklagt nun, dass dieser jetzt gelöschte Beitrag inhaltlich korrekt und unverändert von öffentlichem Interesse ist.

Es bestand zunächst der Verdacht, dass der im Beitrag beschriebene Banker Stan O'Neal die Löschung bei Google beantragt hat. Dann stellte der Reporter aber fest, dass sein Beitrag in Google weiterhin auffindbar ist, wenn nach den Stichworten "Stan O'Neal" gesucht wird.

Es muss sich also um eine andere Person gehandelt haben, die den Löschantrag gestellt hat. Da es direkt im Beitrag außer "Stan O'Neal" aber keine anderen Namen (also betroffene Personen) gibt, blieb nur ein logischer Verdacht: dass einer der Kommentatoren des Beitrags, die Löschung beantragt hat.

Google weigert sich hierzu Auskunft zu geben. Immerhin hat Google dem BBC gegenüber erklärt, dass inzwischen wohl bereits 50.000 Löschanträge vorliegen und eine "Armee" an juristisch bewanderten Fachkräften sich um die Bearbeitung kümmern.

Michael Nickles meint:

Also noch mal konkret: Generell braucht sich hier jetzt lediglich jemand mit seinem realen Namen anmelden, diese News mit einem bescheuerten Kommentar versehen und dann bei Google die Löschung beantragen - beziehungsweise, dass die News nicht mehr gefunden wird, wenn nach eben seinem Namen gesucht wird.

Es werden beanstandende Beiträge also wohl nicht pauschal gelöscht, sondern nur im Zusammenhang mit einer Suche nach der betroffenen Person. Diese Vorgehensweise ist eigentlich korrekt, sollte die Auflage der EU-Richter erfüllen.

Googles Umgang mit Löschungen finde ich gleichermaßen clever provokativ wie richtig. Betroffene Webseiten/Medien werden über die Löschungen informiert, kriegen aber (natürlich auch aus Datenschutzgründen) nicht mitgeteilt, welche Person die Löschung veranlasst hat.

So korrekt das ist,  schafft es dennoch eine gewisse Problematik die jetzt Diskussionen schürt. Insgeheim hofft Google bestimmt darauf, dass dem Löschspuk noch ein Ende bereitet wird.

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