Nickles Blog 212 Themen, 8.716 Beiträge

Leiten Billig-Tablets das Ende vom Internet ein?

Michael Nickles / 11 Antworten / Flachansicht Nickles

Generell kann man sich freuen, dass Tablets jetzt richtig billig werden und von "vertrauenswürdigen" Herstellern kommen. Die "199 Euro" Dinger von Google und Amazon sind vermutlich qualitativ deutlich besser als irgendwelcher "Fernost-Tablet-Ramsch" in der gleichen Preisecke.

Ganz einfach deshalb, weil Amazon und Google es sich nicht unbedingt leisten können, "Dreck" zu verkaufen. Das Schlimme ist, dass beide Unternehmen an ihren Tablets soweit bekannt nichts verdienen, eher draufzahlen. Gerade Amazon hat ja exakt das, was es für ein Tablet braucht: tonnenweise Inhalte. Und damit wird dann im zweiten Zug kassiert.

Konkurrenten im Billig-Tablet-Markt haben dieses Rückgrad nicht, müssen bereits an der Hardware verdienen. Ist die Billigkonkurrenz irgendwann weggebeamt, dann hat Amazon volle Kontrolle über die "Geiz ist geil"-Generation.

"Phase 2" wird von Amazon bereits ein bisschen erprobt. Das geht zumindest aus der Produktbeschreibung hervor, wenn man ganz genau hinguckt und "nachklickt":


Bei den Produktmerkmalen wird unter anderem "Mit personalisierten Spezialangeboten sowie gesponserten Bildschirmschonern." aufgeführt. Mit dieser eleganten Umschreibung ist die "Zwangseinblendung" von Werbung gemeint. Das ist (erstmal!) nur halb so schlimm weil es (erstmal!) nur den Bildschirmschoner betrifft. Dass das so bleiben wird, garantiert natürlich niemand.

Den Denkapparat einschalten sollte man dringlich auch bei Sätzen wie "Unbegrenzter, kostenloser Speicherplatz in der Cloud für Ihre Amazon-Inhalte". Ich verstehe das eigentlich so, dass ich Sachen, die ich bei Amazon für das Tablet kaufe bei Amazon gelagert kriege.

Und vermutlich werde ich diese Inhalte für alle Ewigkeit auch nur mit einem Amazon-Tablet nutzen können. Das ist wohlbemerkt nur eine Vermutung!

So richtig schmecken tut es auf jeden Fall nicht, dass Hardware verschenkt wird um dann mit Inhalten zu kassieren. Denn: wenn die Generation "Blöd" auf solche "Monopol-Tablets" reinfällt, dann kann sich das massiv auf das komplette Internet auswirken.

Und zwar dann, wenn es keine Tablets mit Browsern mehr gibt, sondern nur noch "Apps" über die Inhalte nutzbar sind. Ja, das ist nur eine Horrorvision.

Lesenwert in diesem Zusammenhang ist auch der Beitrag Ein Internetkonzern wird zum Verleger von der Süddeutschen. Darin wird beschrieben, dass Amazon nach absoluter Macht strebt - vor allem auf dem Büchermarkt. Dazu zahlt Amazon erstmal drauf und kassiert dann ab. Haben sich genug Leute erstmal an Ebooks gewohnt, dann rollt der Rubel. Und die Ebooks werden bei Amazon gekauft.

Große Buchhandlungen in den USA sind inzwischen pleite, nur die Kette Barnes & Noble gibt es laut Bericht der Süddeutschen noch. Damit hat Amazon Zwischenhändler die kräftig mitkassieren, schon mal abgeschafft. Jetzt ist die nächste Instanz der Buchmarkt-Mitverdienmaschine fällig: die Verleger selbst.

Jeder Autor kann seine Bücher inzwischen selbst bei Amazon anbieten, er braucht dazu keinen Verlag mehr (siehe Veröffentlichen auf Kindle). Auch ich könnte das aktuell tun. Um als Autor bei Amazon brauchbar platziert zu werden, muss ich Inhalte dort aber für 90 Tage exklusiv bereitstellen, darf sie nicht anderweitig veröffentlichen.

90 Tage sind im Fall eines "PC Buchs" verdammt viel Zeit. Unter anderem deshalb veröffentliche ich meine Beiträge aktuell weiterhin lieber direkt hier auf Nickles.de. Und vor allem: Nickles.de funktioniert mit jedem Internet-tauglichen Gerät. Es braucht dazu keinen speziellen Ebook-Reader.

Und niemand der hier "kauft" und liest, finanziert dadurch irgendein Monopol. Außerdem bieten die Interaktionsmöglichkeiten des Internet viel mehr Möglichkeiten, als ein Ebook auf einem Ebook-Reader. Man kann also nur hoffen, dass es kein Content-App-Monopol auf mobilen Geräten geben wird.

bei Antwort benachrichtigen
ObelixSB Conqueror „Wenn Du schon das Gerät von Amazon gekauft hast, hätte ich...“
Optionen

Hallo,

ich habe den einfachen Kindle 4 für damals 99 Euro gekauft, der jetzt  nur noch 79 Euro kostet.
Ich wollte eine reines Lesegerät mit E-Ink haben, alles andere ist mir hier nicht wichtig, wer Multimedia will muss eben zu einem Tablet greifen, dann aber auf E-Ink verzichten.

Habe mir auch länger überlegt, ob ich mich damit zu sehr an Amazon binde, andererseits kann ich auf einem Reader für epub dann nicht bei Amazon kaufen und bin dazu noch auf das Program von Adobe zur Rechteverwaltung angewiesen, auf den Kindle kann ich per WLan ganz ohne PC Bücher laden.

Wie von Andreas erwähnt, kann man DRM-freie E-Books mit Calibre ohne Probleme in das mobi-Format wandeln, was vom KIndle gelesen werden kann. Reine Text-pdf lassen sich auch in ein E-Book-Format wandeln, wobei aber Abstriche bei der Formatierung gemacht werden müssen, oder man muss da manuell nacharbeiten.

Also die Abhängikeit von Amazon ist nicht so groß, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag, was eben legal nicht geht, ist die Benutzung der Onleihe Angebote, hier wird in Deutschland nur epub angeboten, für mich persönlich ist die Onleihe wenig interessant, da hier die Leihdauer nur 2 Wochen beträgt und ich nicht immer in 2 Wochen fertig bin mit lesen

Eine schöne Sache sind bei Amazon auch die täglichen kostenlosen Bücher, da ist zwar auch viel Schrott dabei, aber durchaus auch lesenswerte Bücher, wenns nichtgefällt wird halt einfach wieder gelöscht.

Dies sollte jetzt keine Werbung für Amazon sein, wollte nur aufzeigen, dass man sich, wenn man sich etwas auskennt, nicht von einem bestimmten Format abhängig macht, umgekehrt gilt das genau so für epub-Reader. .

bei Antwort benachrichtigen