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Röhrenverstärker und Soundkarten

archioptericks / 19 Antworten / Flachansicht Nickles

Ich bin seit kurzenm stolzer Besitzer eines "Simply Italy" Röhrenverstärkers. Über meinen alten Transistorverstärker habe ich immer mit Unterstützung von "Magix Music Lab" meine Vinyls aufgenommen und dann mit den wav oder mp3- Dateien Mix Cds erstellt wie man halt früher auch Mixtapes gebaut hat. Jetzt stehen die Aufnahmen, die über die Creative Soundblaster Audigy an die Röhre geliefert werden, deutlich hinter den Vinylklängen zurück. Das war über den Transistor nahezu ausgeglichen. Mein Händler kann da leider nicht helfen und empfahl den Weg ins Forum. Darum hier meine Frage: Gibt es Soundkarten, die besser mit einem Röhrenverstärker kompatibel sind oder sogar speziell dafür vorgesehen sind ? 

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V672-User archioptericks „Röhrenverstärker und Soundkarten“
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Zuerst etwas über mich:
Ich digitalisiere analoge Quellen seit 1993, damals war es deutlich schwieriger als heute (es gab schon 500 MB SCSI-Platten zu horrenden Preisen, und mit dem damals üblichen Microsoft ADPCM-Format war die Platte wenigstens nicht nach einer Stunde randvoll.) Damalige Software: Cool Edit (für Windows 3.1), heute benutze ich noch u.A. Cool Edit 2000.
Vielleicht weiß auch noch jemand, was ein V672 ist - dann könnte man sich denken, was ich früher mal gemacht habe. Zu meinem Equipment können gerne Fragen gestellt werden, aber ich sage gleich, dass ich keinen EMT 930, 948 oder 950 besitze (wegen dem V672, man bekommt gerne sowas unterstellt).

Zur Sache:
Unabhängig von der verwendeten Soft-und Hardware kann man immer die selben Probleme beim Digitalisieren von Schallplatten erkennen:
1. Brummschleifen, keine saubere Masseführung (Brummen, unerwünschter Radio-Empfang, "Kühlschrank-Knackser")
2. Unpassende Anschlusswerte (Pegel, Impedanz, Kapazität...) bei Quelle und Ziel (ergibt erhöhte Verzerrungen, Frequenzgang-Welligkeiten...)
3. Anschlüsse: 3 Adapter hintereinander, möglichst von der billigen Sorte, sorgen dafür, dass man die Probleme 1 & 2 kombiniert bekommt.
4. Externe (oder interne) Störungen: Die Soundkarte steckt im PC, der PC ist leider mit HF-Störungen verseucht. Das kommt auf die Aufnahme. Abschirmungen bringen wenig, denn besonders die 3,3V-Leitung liefert unsauberen Strom. 5V ist auch nicht besser, deswegen sind externe USB-Soundkarten nicht automatisch immun gegen Störungen. Billige interne Soundkarten kommen in der Spektral-Analyse der Störungen teilweise auf Werte, die an alte Kassettendecks ohne Dolby erinnern.
5. Die analogen Quellen (Geräte & Tonträger) sind leider auch nicht immer in dem Zustand, den man gerne hätte. Das wäre aber zu viel für diesen Beitrag.

Störungen könnte man von der Software entfernen lassen - aber genau das führt zu dem "dünnen" Klang. (Zu sauber = steril = klanglich kein Gütesiegel!)

Was kann man tun?

Zu 1: PC und Geräte am selben Strom-Anschluss betreiben; SAUBERE Masseleitung (Heizung, Wasserrohr) benutzen; die beste Lösung: Akkubetrieb.
Der Simply Italy ist Netzteil-seitig geerdet; der PC sowieso; einige Luxman? waren es nicht!
Zu 2: Anschlusswerte vergleichen; Pegel überprüfen; für Fortgeschrittene: Schaut mal nach einem Software-Korrelationsgradmesser. In seltenen Fällen liegt es an einer ungleichen Phasenlage der Signale oberhalb von 1 KHz (Entzerrer-VV ist nicht korrekt eingestellt, parasitäre Kapazitäten in Kabeln...).
Zu 3: Erklärt sich von selbst. Lieber EINEN guten Adapter, der direkt von A nach B geht, als irgendwas vom Wühltisch. Mini-Klinke zu Cinch ist leider störanfällig, meist liegt es an dem Mini-Klinkenstecker oder der Buchse an der Soundkarte. Auch Audigys sind nicht davor sicher. Aber: Haben die nicht einen Pfostenstecker-Anschluss als Alternative zur Wackel-Klinke?
Zu 4: Wenn Störungen bei externen Soundkarten nur über die USB-Stromleitung kommen - radikal zum Selbstbau schreiten. USB-Verlängerungskabel schlachten, Stromleitung kappen, Masse- und Datenleitungen in Ruhe lassen. Versorgung der externen Soundkarte über ein "sauberes" Steckernetzteil. Schaltnetzteile sind meistens unakzeptabel.
Zu 5: Na ja... Da könnte man Bücher schreiben: Tonarmgeometrie, Nadelnachgiebigkeit & Tonarm-Masse, Verschleiß von Nadeln, Verhärtungen von Dämpfungsgummis (führt zu den beschriebenen klanglichen Resultaten - auch ohne Digitalisierung).

Nicht ganz unwichtig ist auch, ob man mit 16 oder 24 Bit digitalisiert, die Sampling-Frequenz ist dagegen nicht so entscheidend (48 KHz vs. 192 KHz - wer hat hier WIRKLICH jemals im Blindtest einen Unterschied gehört?).

Die Konvertierung nach MP3 beinhaltet auch gewisse Probleme, insbesondere die Höhendynamik leidet stark. Da das auch noch nie die Stärke der Schallplatte war, hört es sich dann z.B. nicht mehr nach ausklingendem Schlagzeug-Becken, sondern nach Pfanne und Drahtbürste an.

Noch etwas zu meiner Digitalisierungs-Kette:
Modifizierter Acoustic-Research EB 101 mit Linn K9-System, nachgebauter UREI (wem das was sagt)-Entzerrer mit Akku-Netzteil. Früher hatte ich einen Sony DTC57ES DAT-Recorder als DA-Wandler, der das digitale Signal via TOS-Link optisch an die Soundkarte im PC weitergegeben hat (keine Brummschleife möglich, das Signal kam schon digital im PC an). Heute arbeite ich mit einem Swissonic-USB-Interface, das (anders als der Sony) mit 24 Bit und 96 KHz läuft - die symmetrische Verkabelung mag auch zu einer verbesserten Resistenz gegen Störungen führen.

Den AR habe ich mittlerweile als reinen Digitalisierungs-Plattenspieler ausgemustert, ein Technics Q33 ist praktischer in der Anwendung. Irgendwann wäre mal ein SP10 von Nöten, oder der oben erwähnte EMT948.

Zur Arbeitsweise:
Für die reine Aufnahme nehme ich erst mal eine Probe von den Stellen mit dem lautesten Pegel-PRO TITEL, versteht sich (weil man digitale Aufzeichnungen nicht übersteuern darf), dann wird Stück für Stück EINZELN überspielt (zwischendurch immer wieder die Nadel säubern). Die Dynamik kann auf diese Weise bei jedem Stück optimal genutzt werden.
So bekomme ich mit Cool Edit meine WAV-Dateien auf die Festplatte. Diese werden so wenig wie möglich nachbearbeitet (siehe oben). Das heißt: Nur bei leisen Stellen mäßige Entrauschung, Knackser werden bevorzugt herausgeschnitten (entstehende Lücken kann man mit viel Übung mit gleichem oder ähnlichem Material füllen), und Brummen entsteht dank dem Akku-Urei überhaupt nicht.

Zum Abhören benutze ich alles Mögliche, wobei ein gewisser Qualitätsstandard nicht unterschritten werden sollte. (Minimal: Schreibtisch-Anlage aus Blaupunkt Micronics-System - ja, die Gute, alte Zeit - und JBL Control 1. Mit "1" meine ich die richtige 1, nicht 1G!)


Immer dran denken: Was man am Anfang (Tonträger, Geräte, Verkabelung...) richtig macht, braucht man am Ende nicht (tot-) zu korrigieren.

Ein guter Verstärker, der am Ende das Ergebnis eines vielleicht missglückten Aufnahme-Versuchs hörbar machen soll, tut natürlich das, was er kann: Alle Fehler gnadenlos zu Gehör bringen.
Ich selbst habe nie klangliche Probleme damit gehabt, Soundkarten mit Verstärkern zu verbinden. Selbst der Billigkram (Terratec-weiß-nicht-was) ließ sich an eine Harman/Kardon Citation 12 anschließen und erlaubte (mit JBL 4435) ein ganz neues Hörerlebnis... (Nach jedem Steckvorgang an der Soundkarte änderte sich das Klangbild, ich weiß schon, warum ich Mini-Klinken nicht mag!)



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